Sex, Ex und Hopp (Mit Senta durch die Jahreszeiten) (German Edition)
extra wegen der paar Euro die Kasse bedienen musste. Es hätte nicht viel gefehlt und Senta wäre ihr an die Gurgel gegangen. Man konnte wirklich nicht behaupten, dass sie tiefenentspannt war.
Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi, als sie den Delikatessenladen betrat. Ben war nicht zu sehen, aber sein Partner stand hinter der Theke und sah ihr munter entgegen. Sentas betriebsinterne Jukebox spielte zu ihrer Unterstützung die Titelmelodie von »Zwölf Uhr Mittags«, als sie auf ihn zuging. Was würde jetzt passieren? Würde er ihr jetzt eine Szene machen, weil er etwas ahnte?
»Papa hat gesagt, dass sie heute bei uns vorbeischauen wollen. Er ist leider verhindert. Heute Morgen gab es Ärger mit einem Zulieferer und da musste er sich drum kümmern. Er hat noch gehofft, dass er es schafft, zurück zu sein, bevor sie kommen. Ich glaube, er hat sogar versucht, sie anzurufen.«
In Sentas Ohren rauschte das Blut. Sie musste sich an der Theke festhalten, um nicht zu stürzen. Was hatte sie da gerade gehört? Hatte er von Ben als Papa gesprochen? »Frau Weißenfels, ist ihnen nicht gut?«
Aus weiter Ferne drang eine Stimme an ihr Ohr. Senta schüttelte sich wie ein Hund, um den Kopf wieder klar zu bekommen.
»Nein, nein. Alles in Ordnung!« Sie lachte ein bisschen zu laut. Wahrscheinlich hielt Bens Sohn sie für hysterisch, aber das war ihr jetzt auch egal.
»Ich soll ihnen das hier geben.« Er hielt Senta ein kleines Päckchen hin. »Sozusagen als Entschuldigung, weil er sie nicht selbst empfangen kann.« Er grinste schief. »Verzeihen sie mir die Indiskretion, aber es sieht so aus, als ob es Papa ganz schön erwischt hat.«
Senta nahm das Päckchen mit zitternden Fingern entgegen. Sie wusste nicht, was sie auf diese Eröffnung antworten sollte.
»Übrigens, ich bin Kai, wir wurden uns noch gar nicht vorgestellt!« Er hielt Senta die Hand mit einem schelmischen Lächeln hin.
***
Senta wusste nicht, wie sie aus dem Laden herausgekommen war, als sie schließlich in ihrem Wagen sitzend in die Realität zurückfand. Sie brauchte eine geraume Weile, bis sie wieder klar denken konnte. Dann startete sie den Wagen und fuhr los.
Das musste sie erst einmal verdauen. Das war ja ein Schock gewesen! Natürlich ein schöner, aber nichtsdestotrotz ein Schock. Ihr Blick fiel auf das Päckchen, das sie auf dem Beifahrersitz abgelegt hatte. Was wohl da drin war? Dieser alte Schlingel. Da hatte Ben sie ganz schön an der Nase herumgeführt! Nun ja, so gesehen hatten sie auch nie über seinen »Partner« gesprochen. Senta konnte sich gut erinnern, dass sie alle Themen, die mit Partnern oder Ex-Partnern zu tun hatten, sorgfältig vermieden hatte. Da musste sie sich auch nicht wundern, wenn plötzlich solche Klopper herauskamen.
Aber was bedeutete das für sie? Wollte sie wirklich eine Beziehung mit Ben? War es nicht nur der Reiz, einen Mann für sich zu gewinnen, der sexuell eine andere Orientierung hatte? Selbstverständlich war Ben ein Mann, in den man sich verlieben konnte. So wie es aussah, war das ja bei ihr der Fall, aber würde dieses Gefühl Bestand haben im Alltag?
Ben war ein gestandener Mann und führte sein eigenes Leben. Wie sie soeben erfahren hatte, sogar ein Familienleben. Er hatte genau wie sie einen erwachsenen Sohn. Kai machte zwar den Eindruck, als sei er ein netter Kerl, aber das musste schließlich nichts heißen. Wie oft hatte es schon gekracht, wenn erwachsene Kinder Angst um ihre vermeintlichen Rechte bekamen, die ihnen ein alleinstehender Elternteil bot.
Zuhause angekommen wickelte sie das Päckchen aus. Natürlich, wie konnte es auch anders sein? Feinste Confiserie kam zum Vorschein. Ein Kuvert war beigefügt, das Senta mit fliegenden Fingern aufriss. Vielleicht wollte Ben ihr mitteilen, dass es keinen Sinn mit ihnen hatte oder so ähnlich.
Hallo Senta,
wenn du diese Zeilen liest, bin ich leider durch einen blöden Umstand verhindert. Als Trost etwas Süßes. Ich wollte dir heute so einiges sagen, das mir schon die ganze Zeit auf der Seele liegt. Wir hatten ja noch nicht die Möglichkeit, wirklich ins Detail zu gehen. Nur soviel vorab. Ich möchte unsere Beziehung, falls man in unserem Fall überhaupt schon von einer solchen reden kann, intensivieren. Ach, was hört sich das geschwollen an, was? Also Klartext: Ich kann mir mit dir eine gemeinsame Zukunft vorstellen. Hoffentlich habe ich dich nicht verschreckt.
Ben
Sentas Herz hatte während ihrer Lektüre ordentlich geklopft und dennoch
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