Sex, Ex und Hopp (Mit Senta durch die Jahreszeiten) (German Edition)
danach aus, als ob sich da jemand nur auf die Schnelle sanieren will. Ich weiß ja nicht, was Sam ihr erzählt hat. Wahrscheinlich nimmt sie an, dass er eine gute Partie ist.«
»Warte doch erst einmal, bis wir mehr wissen, und stell hier keine Vermutungen an.«
Das Essen wurde serviert und Senta machte sich mit Heißhunger darüber her. Sie musste jetzt ihren Magen friedlich stimmen, sonst war heute nichts mehr mit ihr anzufangen. Man servierte in diesem Hause zwar nicht gerade Gourmet-Küche, aber das zählte nicht. Senta war durchaus auch mit Hausmannskost zufriedenzustellen.
»Was hältst du davon, wenn wir uns morgen in aller Frühe auf den Weg nach Pankow machen. Morgen ist zwar ein normaler Arbeitstag für diese Thea, aber wir können uns mal die Gegend anschauen. Wer weiß, vielleicht haben wir ja Glück und treffen jemanden, der uns ein bisschen was über sie erzählen kann.« Lothar kaute mit vollen Backen und Senta hatte ihre liebe Not, ihn zu verstehen.
»Du, ab hundertfünfzig Gramm wird es undeutlich.«
Lothar sah irritiert von seinem Teller auf. »Wieso, was meinst du damit?«
Senta verdrehte genervt die Augen. So konnte auch nur Lothar reagieren. Er zeichnete sich nicht eben durch eine schnelle Auffassungsgabe aus.
»Ach so! Entschuldigung.« Der Kandidat hat 99 Gummipunkte. Hurra, er hatte verstanden.
Lothar spülte erst einmal kräftig mit Wein nach. Eine der Angewohnheiten, die Senta an ihm hasste. Andere Menschen spülten ihre Zähne im Bad, Lothar tat das regelmäßig am Tisch.
»Wer sagt dir denn, dass sie arbeiten geht?«
»Na ja, von irgendwas muss sie ja auch diesen vermaledeiten Urlaub bezahlt haben.«
Wenn er recht hatte, dann hatte er recht.
Nach dem Essen ließ sich Senta von Lothar überreden, noch einen Spaziergang auf dem Kurfürstendamm zu machen. Sie schlenderten gemütlich an den Schaufenstern entlang und unterhielten sich über ihre Kinder und das, was aus ihnen geworden war. Es war durchaus ein angenehmes Gespräch, das sie da führten, und Senta ging auf, wie sehr sie es vermisste, mit jemandem über dieses Thema reden zu können. Ina brauchte sie damit nicht zu kommen, die interessierte so etwas nicht und mit Lilly konnte sie schlecht über Lilly reden.
Aus einem Pub, an dem sie gerade vorbeigingen, drang lautes Lachen. Sie sahen sich schmunzelnd an und kehrten kurz entschlossen ein. Ein bisschen Spaß konnten sie beide gut vertragen. Auf einer winzig kleinen Bühne stand ein beleibter, nicht mehr ganz junger Mann, der sein Publikum in seinem typischen Berliner Dialekt unterhielt. Sie bestellten sich beide eine Berliner Weiße und amüsierten sich köstlich über die Späße des Entertainers. Es war ein wirklich schöner Abschluss für einen anstrengenden Tag und beschwingt hakte sich Senta auf dem Heimweg bei Lothar ein.
Auf dem Zimmer angekommen, verflog die gute Stimmung schlagartig. Senta kam zu Bewusstsein, dass sie in wenigen Minuten Seite an Seite mit ihrem Ex im Bett liegen würde. Sollte sie ihn darauf hinweisen, dass sie auf seine Avancen keinen Wert legte? Womöglich dachte Lothar, dass sie nach ihrer Entgleisung am Wochenende einem schnellen Nümmerchen nicht abgeneigt war.
Im Bett liegend wartete sie gespannt darauf, was passieren würde, wenn Lothar aus der Dusche kam. Die Decke bis zur Nase hochgezogen, beäugte sie ihn heimlich, wie er im Halbdunkel des Zimmers sein Kissen richtete und sich hinlegte. Mit angehaltenem Atem lauschte sie gespannt auf seine Atemzüge. Er war noch wach, das konnte sie hören.
»Schlaf gut, Senta.«
Ups, das war’s? Sollte sie jetzt erleichtert oder beleidigt sein? Das mit seiner Leidenschaft konnte ja nicht weit her sein. Sie war ihm wohl nicht attraktiv genug. Wahrscheinlich war es nicht nur bei ihr der Alkohol gewesen.
»Du auch«, murmelte sie verhalten und tat so, als sei sie schon am Einschlafen. So etwas wie Wut regte sich in ihr. Erst tat er so, als ob sie für ihn das Erstrebenswerteste auf der Welt sei und dann legte er sich neben ihr ins Bett und schnarchte.
Dann stellte sich Ernüchterung bei ihr ein. Was hatte sie denn erwartet? Und außerdem, in was verstieg sie sich hier überhaupt? War sie nicht der Überzeugung, dass es ein Fehler war, mit ihm zu schlafen? Noch vor wenigen Tagen war sie froh darüber gewesen, ihn wieder los zu sein. In letzter Zeit hatte sie wirklich ihre liebe Mühe, sich selbst zu verstehen. Während sie so dalag, fiel ihr siedend heiß ein, dass es da noch eine Winzigkeit gab,
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