Sex for One
Verkehr zu bekommen. Alle waren absolut hetero-sexuell. Wann immer ich über meine Bisexualität sprach,
die ich »den natürlichen Zustand« nannte, verspannten sie
sich in ihrer Angst vor Lesbiertum. Doch ich sprach weiter-hin über mein Sexualleben, während sie nervös kicherten
und mich zu beschwichtigen versuchten. Für sie stammte
ich von einem anderen Planeten.
Doch ich liebte diese intelligten Frauen. Immerhin ent-sprachen sie den Regeln der Gesellschaft für »Normalität«.
Ich konnte es kaum abwarten, einmal die Woche in meine
Gruppe zu gehen und den Sexualclown zu spielen, die
Schauspielerin und Lehrerin. Ich machte mit ihnen Selbst-bewußtseinstraining, wie man einen Mann um eine Verab-redung bittet und wie man sexuell das bekommt, was man
will. Ich demonstrierte auch, wie man sich beim Verkehr
zwischen die Beine greift und die Klitoris stimuliert, und
natürlich schwärmte ich in höchsten Tönen von Masturba-tion ohne Schuldgefühle und zeigte ihnen verschiedene
Positionen mit dem Vibrator. An dem Abend, als ich mein
Hemd auszog und meinen kleinen Bizeps spannte, während
ich über die Bedeutung der Bodybuilding sprach, damit wir
im Bett besser würden, hielten alle die Luft an.
Doch am wichtigsten war, daß ich sie zum Lachen
brachte! Wir lachten stundenlang, Woche um Woche, Mo-nat um Monat. Sie waren entsetzt, amüsiert, verlegen, an-geregt und letztendlich dankbar. Schließlich fand ich her-aus, daß alle heimlich Orgasmen durch Masturbation erleb-ten, wenn sie allein waren, und den Höhepunkt bei ihren
Liebhabern vortäuschten. Ehe ich die Gruppe verließ,
kaufte ich einen Kasten starker elektrischer Vibratoren und
verteilte sie. Ich versicherte ihnen, eine sexuell angeregte
Frau sei für jeden Mann eine Freude und keine Bedrohung.
Einige Vibratoren wurden hinten im Kleiderschrank ver-steckt, doch die Mutigeren von ihnen machten ihn wie die
Masturbation zum integralen Bestandteil ihres Sexualle-bens.
Die Unterdrückung der weiblichen Sexualität würde nicht
über Nacht verschwinden, nur weil ich das wollte. Ich hatte
mich der längsten Revolution verschrieben - der Frauenbe-freiung. 1920 hatten wir das Stimmrecht erlangt, und erst
jetzt arbeiteten wir am Gleichberechtigungsgesetz. Wenn
alles so langsam ging, war 1973 wohl nicht der Moment, ein
Orgasmusgesetz einzubringen. Der Gedanke, meine künst-lerische Karriere aufzugeben, um zur Sexlehrerin zu wer-den, war aufregend und beängstigend zugleich. Ich hatte
keine Qualifikation. Dann fiel mir ein, daß meine Erfahrung
als Frau reichte. Ich mußte die Frauen nur zusammenbrin-gen, und alles andere würde sich von selbst ergeben.
6. Kapitel
Die Darstellung von Genitalien
Als ich ungefähr zehn war, wollte ich sehen, wie ich »da
unten« aussah. Eines Nachmittags, als ich allein im Haus
war, holte ich mir Mutters Handspiegel und ging in mein
Zimmer. Ich setzte mich vor das Fenster, durch das die
Sonne fiel, und betrachtete meine süßen kleinen Kinderge-nitalien. Ich war entsetzt. Da hingen die gleichen komischen
Lappen wie bei Hühnern am Hals. Ich schwor, nie wieder zu
masturbieren, und schlug Gott einen Deal vor. Wenn er
mich von diesen Dingern befreite, würde ich nicht mehr mit
mir spielen, mein Zimmer immer aufräumen und nett zu
meinen kleinen Brüdern sein.
Nach ein paar Wochen der Abstinenz, die nicht leicht
waren, betrachtete ich erneut meine deformierten Genita-lien. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich, daß die linke
innere Schamlippe kürzer war. Da beschloß ich, die Seite zu
wechseln und weiterzuspielen, bis das Gleichmaß wieder-hergestellt war, um dann auf ewig aufzuhören. Meine restli-che Kindheit masturbierte ich mit dem Finger an der linken
Seite, doch meine inneren Schamlippen wurden nie gleich
lang und fielen auch nicht ab. Ich behielt das Geheimnis
dieser Deformierung einfach für mich. Noch ein Makel an
meinem verhaßten Körper!
Mit Fünfunddreißig fand ich meine Genitalien immer
noch häßlich, Männer waren zwar »da unten« gewesen,
aber mir war immer viel zu unbehaglich, um dadurch einen
Orgasmus zu bekommen. Ich fand den Gedanken, daß
jemand meine Genitalien schmeckte, unhygienisch. Aber
schlimmer noch war, daß man dann alles sehen konnte.
Oralsex mochte ich immer nur ein paar Momente, ehe ich
meinen Liebhaber hochzog, um »normal« zu vögeln.
Nach meiner Scheidung war ich entschlossen, alles aus-zuprobieren. Blake betrachtete Oralsex als
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