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Sex for One

Sex for One

Titel: Sex for One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Dodson
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Frau
    sich sehr gelungen zur Schau stellte. Wir erkannten ver-schiedene Muster und Formen und assoziierten sie mit
    Naturbildern: eine Muschel, eine Blume, eine Feige, eine
    Orchidee, ja, und sogar die Kehllappen von Hühnern (die
    ich inzwischen für sexy halte!). Ich sah verschiedene Arten,
    die klassisch-symmetrische Möse, die barocke mit komple-xen Falten und Gehängen, eine gotische mit Spitzbögen und
    skandinavisch moderne mit geraden Linien. Es gab viele
    Valentinsmösen. Als wir erkannten, daß die weiblichen
    Genitalien herzförmig aussehen, wenn man die äußeren
    Schamlippen auseinanderzieht, bekam der Valentinstag
    eine völlig andere Bedeutung.
    Wir fanden erstaunliche Unterschiede, wenn man die
    äußeren Falten fortzog und die Klitoris freigab. Von einem
    kleinen Perlchen bis zu großen, herausstehenden Edelstei-nen war alles zu sehen. Das griechische Phallus bezieht sich
    sowohl auf die Penis-wie die klitorale Eichel. Auch der
    Abstand zwischen der Klitoris und der Vagina unterschied
    sich erheblich. Eine Frau, deren Klitoris nahe der Öffnung
    lag, meinte, sie habe allein durch Verkehr Orgasmen. Ich
    dachte schon an eine neue Theorie, bis eine Frau mit der
    gleichen Konstellation posierte. Sie meinte, sie brauche
    klitorale Stimulierung, um zum Höhepunkt zu kommen.
    Eine andere konnte ihre Klitoris nicht hervorholen. Sie war
    überzeugt, sie hätte keine, bis sie mit beiden Fingern an die
    Seiten preßte, aber wir konnten nur gerade eben die Spitze
    dieser kleinen, schüchternen Klitoris sehen. Der Terminus
    dafür ist »eingebettete Klitoris«. Sie funktionierte ganz nor-mal, obwohl sie kaum zu sehen war.
    Die Vaginalöffnung war nicht einfach ein Loch, sondern
    eine Höhlung mit vielen weichen rosa Falten, die bei jeder
    Frau ein anderes Muster bildeten. Wir wurden uns der
    unterschiedlichen Schamhaare und Farben der Genitalien
    bewußt. Manche Frauen hatten dichte schwarze Büschel,
    andere feine Strähnchen. Eine Frau hatte die Schamhaare
    abrasiert, unsere futuristische Möse. Ihre Genitalien wirk-ten wie gemeißelt und waren wunderschön. Unsere Farben
    umfaßten eine Skala von Hellrosa bis Dunkelbraun, und
    eine Frau hatte eine zweifarbige Möse. Die inneren Lippen
    waren dunkelbraun, umgeben von zartem Pfirsichton. Eine
    andere, die dunkelbraune Genitalien und schwarzes
    Schamhaar hatte, sagte, ihr Liebhaber nenne sie seine
    »schwarze Orchidee«.
    Den ganzen Abend unterhielten wir uns sehr angeregt.
    Es gab aber auch Momente des Schweigens, wenn wir un-seren eigenen Gedanken nachhingen. Gegen Ende sah ich
    eine exquisite Möse nach der anderen vor meinem inne-ren Auge vorbeiziehen. Wir schufen uns unsere eigene
    Ästhetik von unseren Genitalien - keine männliche Version
    von »Fotzen« und »Pussys«, sondern die Frauenversion der
    Lotusblüte, die sich im Wassermannzeitalter langsam ent-faltet.
    Ich zeigte die Dias vor mehr als tausend Frauen bei der
    Konferenz. Als die Lichter wieder angingen, gab es langen
    Beifall. Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper als hätte ich
    einen emotionalen Orgasmus mit einer Vielzahl von Liebha-bern. Viele Frauen drückten mir ihre Anerkennung aus.
    Manche meinten, der Anblick der Fotos habe viel in ihnen
    verändert. Andere hatten sich ebenfalls deformiert gefühlt.
    Eine Frau bat ihren Chef am nächsten Tag um eine Gehalts-erhöhung und bekam sie auch! Sie hatte zu ihrer Weiblich-keit eine positive Einstellung gewonnen, hatte ihr Selbstver-trauen gestärkt und fand, ihr stehe jetzt mehr Geld zu.

    Ein Jahr später zeichnete ich von diesen Fotos eine Serie
    in Tinte und zeigte sie mit den Dias und Bildern von Mu-scheln, einer Orchidee und einem Jadehalsband. Ich fand,
    es war eine so wichtige visuelle Information für Frauen, daß
    ich jeder Bitte um den Vortrag nachkam. Ich machte eine
    Wanderausstellung und trug meine Diabox wie eine Hohe-priesterin der heiligen Möse herum - oder aber Softporno,
    je nach Blickwinkel. Der Unterschied zwischen Erotica und
    Pornografie ist ganz gewiß Ansichtssache.
    Ende der siebziger Jahre setzte sich die Darstellung der
    weiblichen Genitalien in der Kunst allmählich durch. Bis
    dahin waren Georgia O'Keeffes Blumen einfach Blumen. Sie
    selbst stritt ab, daß ihre Blumenbilder Vulvas ähnelten.
    Dann stürmten Judy Chicago und ihre Gruppe die Kunst-welt. Viele unbekannte Künstlerinnen schickten mir Bilder
    von Mösen, darunter Selbstporträts, die von meinen Tinten-zeichnungen inspiriert waren. Ich bekam ein

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