Sex for One
Angstgefühle wurden so übermächtig, daß ich
wieder zu meiner helfenden Gruppe ging, um Frieden zu
inden, den ich hatte, als ich drogenfrei war. Ich fand, daß
für alle Drogen der Preis zu hoch sei, und hörte auf, um frei
zu werden.
Die Suche nach Lust war gesund, doch die Abhängigkeit
von einer stimmungsverändernden Substanz erzeugte wie-derholende Verhaltensmuster und mehr Abhängigkeit.
Drogen trennten mich von meiner Erfahrung und schlössen
Entwicklungsmöglichkeiten aus. Eine Sucht konnte mich
auslöschen, stagnieren lassen oder zum Impuls der Selbst-erfahrung werden, wenn ich mich damit konfrontierte. Jede
Droge gab mir eine andere Lehre. Alkohol zeigte mir tiefste
Verzweiflung, Marihuana Ekstase, und Kokain machte mir
den Mißbrauch von Geld und Macht deutlich. Um drogen-frei zu bleiben, brauchte ich Unterstützung und mußte offen
sein für ein Leben mit spirituellen Prinzipien. Ich brauchte
nicht an einen kirchlich verordneten Gott zu glauben, doch
an eine Macht, die stärker war als ich selbst. Zuerst war die
Gruppe diese Macht, schließlich mein höheres Selbst, die
Göttin in mir.
Nach jahrelangem Hin und Her löste ich mich schließ-lich von der Zigarette, meiner ständigen Begleiterin über
vierzig Jahre. Vielleicht machte ich ein so emotionales
Drama daraus, weil Zigaretten meine letzte Sucht dar-stellten. Ich wurde mit dem Glauben groß, daß jemand,
der nicht rauchte oder trank, entweder ein religiöser Fa-natiker war oder eine Null; daher fühlte ich mich jedes-mal wunderbar menschlich, wenn ich mir eine ansteckte.
Niemand konnte mir vorwerfen, eine Puritanerin zu sein,
ein Gesundheitsfreak oder eine Langweilerin. Die Ent-zugserscheinungen von den Zigaretten waren schlimmer
als bei allen anderen Drogen. Lange nachdem das Bedürf-nis nach Nikotin verschwunden war, mußte ich immer
noch gegen das Gefühl der Unsicherheit ankämpfen, das
sich hinter der Rauchwolke verborgen hatte. Wenn un-sere Gesetzgeber über Todesstrafe für Drogendealer re-den, sollten sie bei den Vorstandsvorsitzenden der Tabak-gesellschaften anfangen.
Aber an völlige Drogenfreiheit konnte ich noch lange
nicht denken. Nachdem ich das Nikotin hinter mir gelassen
hatte, trank ich immer noch Kaffee und war süchtig nach
Zucker und Salz. Raffinierter Zucker und Salz sind zwei
weitere harte Drogen. Wann immer ich mich dem Zucker
hingebe, erlebe ich ein Hoch. Doch ebenso schnell folgt das
Down. Ab und zu schiebe ich mir immer noch eine Tüte
salzige Kartoffelchips hinein. Salz bindet Körperflüssigkeit,
und am nächsten Morgen wache ich mit geschwollenen
Augen und steifen Gelenken auf. Ich sage mir immer wie-der, es ist keine Frage von Moral, ein Zucker-und Salzjun-kie zu sein. Ich will ja keine Perfektion, nur Fortschritt.
Viele der gefährlichsten Drogen sind legal und werden
von den Ärzten verschrieben, damit wir schlafen, uns ent-spannen, wach bleiben, Gewicht verlieren oder Schmerzen
dämpfen. Die Ärzte sind zu legitimen Drogenhändlern ge-worden. Ich habe keine persönliche Erfahrung mit Pillen-sucht, aber mir scheint, daß Tranquilizer und Barbiturate
Alkohol in Pillenform sind, Amphetamine hingegen solides
Kokain. Diätpillen sind der Fluch der Frauen. Viele der
schlanken, weiblichen Körper beherbergen katastrophale
Nervensysteme mit geistigen und emotionalen Störungen.
Jeden Tag überschreiten Millionen von Menschen die un-sichtbare Grenzlinie und nehmen eine Pille auf Rezept des
Arztes ein. Die Frau nimmt eine Pille, die Pille nimmt eine
Pille, und dann nimmt die Pille die Frau.
In den ersten fünfunddreißig Jahren verhielt ich mich wie
ein abhängiges Kind, das zu den Ärzten rennt, um eine
Antwort zu bekommen, die diese nie hatten. Schließlich
wandte ich mich der Naturheilkunde zu und wurde meine
eigene Ärztin. Ich stellte meine Ernährung um, experimen-tierte mit Fasten, Einlaufen, Darmspülungen, Kräutermedi-zin und Baderitualen. Da es so viele verschiedene Schulen
der Ernährung gibt, wende ich die gleiche Regel an wie
beim Sex: Es gibt kein Richtig oder Falsch.
Meine Übergangsdiät besteht aus köstlichen Alternativen
von Mutter Natur. Grundsätzlich bin ich Vegetarierin. Der
Verzicht auf Tier-und Milchprodukte hat meine Arthritis
gelindert, und ich bekomme keine Erkältungen mehr. Die
Hormone und Antibiotika, die man Schlachtvieh verab-reicht, sowie Nitrate und Nitrite zur Konservierung sind alle
schädlich. Die meisten degenerativen
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