Sex Im Busch 1-3 Sammelband
erzählen.“
„Wie lernt man das Entziffern dieser Zeichen?“
„Das ist nicht so einfach. Man braucht dazu Geduld und Ausdauer.“
Häuptling Mulugleo schwieg beeindruckt. Er beschloss, das Thema erst einmal auf sich beruhen zu lassen. Vielleicht würde er zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückkommen.
Inzwischen schleppten zwei von Barnabas´ Trägern, beaufsichtigt vom wichtigtuerischen alten Balla, die Segeltuchtasche mit den Tauschgütern herbei. Neugierig und sichtlich aufgeregt rieb sich Häuptling Mulugleo die Hände.
„Was hast du mir mitgebracht?“ fragte er. Und, nachdem er sich kurz besonnen hatte: „Hast du Hunger? Willst du essen?“
Barnabas schüttelte den Kopf. Die Träger stellten die Segeltuchtasche vorsichtig auf die Erde und öffneten sie. Dann traten sie beiseite. Beide und auch Balla entfernten sich, als Barnabas ihnen ein Zeichen gab.
Ohne Umschweife griff der Missionar in die große Tasche, suchte nach etwas und fand es. Er holte einen länglichen dünnen Gegenstand daraus hervor, der in geöltes Leder gewickelt war. Behutsam schälte er die Verpackung ab und präsentierte seinem Gastgeber den Inhalt: eine metallene, silberglänzende Stange mit Widerhaken und einigen schmückenden Ornamenten. Sie hatte eine Spitze, beinahe so scharf wie eine Nadel. Am anderen Ende war eine kreisförmige Öse aus Metall.
„Ein Speer?“ fragte der Häuptling.
„Eine Harpune!“ korrigierte ihn Barnabas feierlich. „Damit könnt ihr im Fluss nach Fischen jagen. An der Öse befestigt man eine Schnur, so dass die Harpune beim Werfen nicht verloren geht und man sie wieder einholen kann aus dem Wasser.“
Mulugleo grinste zufrieden und nahm die Harpune entgegen. Dann nahm er etwas zur Hand, das die ganze Zeit dicht neben ihm gelegen hatte und das Barnabas erst jetzt bemerkte. Einen fingerlangen, gelblich verfärbten Raubtierzahn. Er übergab das Geschenk.
„Er stammt von einem Löwen, den bereits meine Vorfahren unter der Herrschaft meines Vaters erlegten!“ sagte er stolz. „Ist geweiht vom
Babalawo
und wird dir Stärke und Mut verleihen auf all deinen Wegen.“
Barnabas Treubart war gerührt. Er verbeugte sich im Sitzen und verharrte einen Moment in dieser Position, darauf hoffend, dem Stammesoberhaupt damit großen Respekt entgegenzubringen. Sorgsam steckte er den Zahn in die Brusttasche seines Tropenanzugs, nachdem er ihn eingehend bewundert hatte. „Ich werde ihn immer bei mir tragen“, versprach er. „Er wird mich allzeit an die Bekanntschaft mit dir erinnern, großer Häuptling Mulugleo!“
Der Angesprochene war geschmeichelt. Er machte jedoch keinen Hehl daraus, dass er sich jetzt brennend für den weiteren Inhalt der Segeltuchtasche interessierte.
Barnabas suchte nach den schweren, in dicke Strohkissen eingewickelten Likör- und Weinbrandflaschen, die er vor Antritt seiner langen Reise eingepackt hatte. Betrübt und etwas schuldbewusst fiel ihm ein, dass er sie nach und nach selbst geleert hatte. In manchen Stunden des Übermutes oder auch in düsteren Momenten der Grübelei und Frustration hatte er sie allesamt leergesüffelt. Nur Reste der ausgefransten Kissen aus Stroh lagen noch in der Tasche und zeugten von ihrem einstmals edlen, zerbrechlichen Inhalt.
Seine dicken kleinen Wurstfinger glitten über gehärteten, kühlen Stahl. Die Messerklingen! Gute Tauschobjekte. Derlei Gerät besaßen Eingeborene in den Tiefen des Kongo für gewöhnlich nicht.
Mulugleo war begeistert, als er das Dutzend schöner Klingen sah und betastete. Ehrfurchtsvoll strich er mit der Handkante über die scharfen Schneiden und besah sich die zackigen Messerspitzen. Er begutachtete die leichten, ausgedünnten Griffe aus blankem Metall.
„Die Griffe sind viel leichter als die Klingen selbst“, informierte ihn der Missionar. „Das ist gewichtsmäßig von Vorteil. Diese Waffen können dadurch als Wurfmesser benutzt werden! Die Griffe sollten zur besseren Handhabung mit getrockneten Lianen oder dergleichen umwickelt werden.“
Der Häuptling nickte. Eine solche Vorgehensweise kannte er bereits von der Herstellung der Steinmesser, die sein Volk seit Jahrhunderten benutzte. Diese Klingen hier aus Metall waren allerdings etwas ganz Anderes, weit Kunstvolleres und Besseres. Er erkannte die Qualität der Ware und wusste sie zu schätzen.
„Ich kann dir dafür dunkles Holz geben“, bot er an. „Sehr gutes, hartes Holz, wohlriechend und verarbeitet zu verschiedenen Gegenständen.“ Als er den
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