Sex Im Busch 1-3 Sammelband
Stirn. „Ihr wart sehr tapfer! Hättet ihr mir nicht geholfen, so wäre es mir als verantwortlichem Jagdführer nicht möglich gewesen, den Leoparden zu erlegen!“ Er war sich sicher, irgendwo in seinem Reisegepäck noch einen zweiten Beutel mit Murmeln herumliegen zu haben.
Gemeinsam freuten sie sich über den Erfolg der nächtlichen Jagd. Sie schlachteten die erleichterte Ziege, die zunächst froh gewesen war, ihrem Dasein als Beutetier entronnen zu sein. Nun sah sie sich vom einfachen Leoparden-Köder zum schmackhaften Nachtmahl für Menschen befördert, bevor ihr Lebenslicht erlosch.
Sie machten ein großes Feuer. Geschickt schnitzten die Muluglus einen Drehspieß. Sie häuteten die Ziege und weideten sie aus. Sogleich rösteten sie den nackten, frischen Fleischleib über den Flammen.
Das Fleisch schmeckte köstlich, sehr frisch und zart, mit einem leichten Rauch-Aroma. Die mitgebrachten Brotfladen waren noch weich und gut zu kauen. Alles in allem war das Nachtmahl ungemein lecker und erfrischend.
Natürlich hatte einer der Jäger einen zugekorkten Krug mit Maniok-Bier dabei. Die Männer ließen ihn immer wieder kreisen, bis er leer war.
Sie hingegen waren nun voll. Betrunken von Alkohol, palaverten sie laut und prahlerisch. Sie überboten sich mit ausgeschmückten Erzählungen über Details ihres ruhmreichen Jagd-Abenteuers. Zufrieden nahmen sie sich vor, bei ihrer Rückkehr ins Muluglu-Dorf von diesen Erlebnissen ausführlich und stolz zu berichten.
„Morgen, wenn wir geruht haben, werden wir den Kadaver des Leopards von seinem Fell befreien. Häuptling Mulugleo soll es als Geschenk erhalten!“ sagte Barnabas beschwingt. Im Geiste sah er sich schon in einer prunkvollen Holzhütte sitzen als Ehegatte der wunderschönen Muluglai. Nachdem es geradezu ein Kinderspiel für ihn gewesen war, das Raubtier zu erlegen, konnte es nicht schwer sein, sich auch dem zweiten „Raubtier“ zu stellen. Er würde die widerborstige, wilde Muluglai schon zähmen und ihrem Vater beweisen, aus welch edlem und starkem Holz er geschnitzt war!
„Lasst uns singen!“ rief er erfreut und übermütig. „Meine lieben schwarzen Brüder! Lasst uns den Himmel loben und preisen für das Jagdglück, welches er uns geschenkt hat!“ Die fünf Männer stimmten ihm johlend zu. Der Missionar hatte sein schweres ledernes Buch den ganzen Tag nicht vom Rücken abgeschnallt. Er musste es auch jetzt nicht aufschlagen und nachlesen, sondern wusste die passenden Psalmen auswendig. Als er eines der frommen Lieder anzustimmen begann und mit voller, tiefer Bassstimme loslegte, wiegten sich alle fröhlich im Takt der Verse.
Die Psalmen des Sieges
Wenn das Blut gerinnt am Boden
Wenn der Pulverdampf verfliegt:
Seele schwebt am Himmel oben
Gegner vernichtet und besiegt!
Koste den Genuss des Sieges
Das Jagdglück war dir heute hold!
Frohsinn, Friede, Freiheit! Lieb´ es!
Starke Kämpfer, treu wie Gold!
Körper sind nur Fleisch-Vehikel
Für Seele, die durchs Leben reist
Drück deinen Gegner aus wie Pickel!
Dann seine Seele du befreist!
Gib ihm Freiheit, lass ihn sterben
Lass ihn sich von oben sehen!
Teil der Geistwelt wird er werden
Sich fühlen wie unter Drogen stehen!
Sein Ich-Kapitel, kleines Leben
Ist nun vorbei, doch unentwegt
Es wartet auf der Seele Streben
Nicht nur ein Buch: die Bibliothek!
Die ruppigen Verse waren natürlich in einer völlig anderen Zeit geschrieben worden, zur Zeit des auf der Nase Gehörnten. Sie erschienen im grünen Dschungel Afrikas übertrieben und weit hergeholt. Und doch ahnte Barnabas Treubart, Missionar in Belgisch Kongo im Jahre des Herrn 1912, dass wieder andere Zeiten kommen würden. Allerlei braute sich auf der Welt zusammen. Sei es in zivilisierten Gegenden oder in der tiefsten Wildnis.
Noch konnte er nichts wissen von den Vorboten des Ersten Weltkrieges, die sich an anderen Orten bereits ankündigten. Seine
Psalmen des Sieges
, an einem so kleinen und beschaulichen Ort gesungen, waren in Wirklichkeit nicht nur Ausdruck des frohen Siegestaumels angesichts eines erlegten Raubtieres. Sondern sie waren gesungene Weissagungen. Überspitzt und provozierend zwar, auf hintersinnige und karikierende Weise aber erhellend und wahrhaftig. Erstmals und vor Urzeiten hervorgestoßen aus den Nüstern des auf der Nase Gehörnten… und aktueller denn je!
Die Luft roch merkwürdig. Nicht nur nach Rauch, gegrilltem Fleisch und blühenden Pflanzen. Sondern nach einer fremden, sehr eigenartigen
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