Sex Im Busch 1-3 Sammelband
Lebensform.
Etwas war da. Es sah sie an.
Barnabas ließ seinen Blick über die Silhouetten der Pflanzen schweifen, die sie umgaben. Streiften in ihrer unmittelbaren Nähe weitere nächtliche Jäger umher? Aasfresser etwa, die feinfühlig den Geruch des Todes geschnuppert hatten?
Geister gar, wie solche, an die die Muluglus glaubten? Wandelnde, unsichtbare Wesen, die, ihrer Körper beraubt, durch den Dschungel schwebten, getrieben von Rastlosigkeit und Unruhe? Auf der Suche nach ihren Mördern oder von der unstillbaren Sehnsucht getrieben, wieder in die materielle Welt menschlicher Körper eintreten zu dürfen?
Barnabas sah, dass auch seine Träger Oke und Lado sowie die drei Muluglu-Krieger trotz ihrer Trunkenheit hellhörig und misstrauisch wurden. Bei Lado mochte sich die Hellhörigkeit auf derzeit nur ein Ohr beschränken, dennoch legte er den Kopf schräg und lauschte.
Etwas Kleines glitzerte hell, fast weiß, irgendwo dort draußen zwischen den Blättern und Gräsern. Es verschwand sogleich wieder und wurde von der Schwärze der Nacht verschluckt. War es das Glänzen eines Augapfels im Mondlicht gewesen? Welches Tier wagte es, sich in die Nähe ihrer Lagerstätte zu schleichen, um sie zu beobachten?
Barnabas spürte, dass eine angespannte Wachsamkeit sich seiner Gefährten bemächtigte, die jede Ausgelassenheit und Ausschweifung vertrieb. Einer der Muluglus griff nach seinem Speer, den er an einen Baum gelehnt hatte. Ein anderer nestelte am Lianen-Gürtel seines Lendenschurzes herum, an dem sein Steinmesser hing.
Dem Missionar wurde schmerzlich bewusst, dass er es nach dem Schießen versäumt hatte, seine Flinte wieder nachzuladen. Was, wenn jetzt –
Ein Krachen und Toben!
Das schleichende Unheil brach aus dem Gebüsch hervor, todbringend und in wahnhafter, blutrünstiger Raserei.
Zunächst hielt Barnabas die schwarzen Schatten, die da heranstürmten, tatsächlich für Geisterwesen. Doch dann erkannte er sie: Sie sahen allesamt so ähnlich aus wie der Unhold, vor dem er neulich am Fluss die schöne Muluglai gerettet hatte.
Kannibalen!
Ihre Gesichter waren verzerrt zu verbissenen Masken des Hasses und der Niedertracht. Die Augen funkelten voller Bosheit und Irrsinn. Ihre Münder rissen sie weit auf, so dass ihre grausigen gelben Zahnstümpfe zu sehen waren. Unheimliche, grunzende Laute entwichen ihnen, die so weltfremd und abartig klangen, als würden sie keinem menschlichen Wesen entstammen.
Vielleicht wird man so, wenn man es gewohnt ist, seine eigenen Artgenossen zu verspeisen!
durchfuhr Barnabas eine grausige Vermutung.
Vielleicht entwickelt man sich zurück zu etwas Tierischem, Dämonenhaftem! Womöglich baut der Konsum menschlichen Fleisches eine abscheuliche Seelenbrücke in eine längst vergessene, versunkene Unterwelt voller Ekel und Entartung!
Die Kannibalen waren großgewachsen und dabei dünn und drahtig wie Weberknechte. Sie trugen als schauderhaften Schmuck vergilbte große Knochen in den Haaren, sowie kleine Knöchlein und Rippenstücke, die durch Ohren und Nasenflügel gesteckt waren. Bewaffnet waren sie mit langen Eisenklingen und schweren Holzprügeln, an deren Ende rostige spitze Nägel eingeschlagen waren.
Woher haben sie das Eisen?
dachte Barnabas voller Schrecken und Empörung. Das konnten sie nur ihren früheren Opfern abgenommen haben! Weißen womöglich, die durch den Kongo gestreift waren; vielleicht Belgiern, vielleicht auch seinen eigenen Landsleuten.
Der Kampf war äußerst ungleich und brutal. Die sechs Tapferen schafften es kaum, sich ihrer Waffen zu bemächtigen, da wurden sie von den Angreifern überrannt.
Die Kampfeslust der fünf Jäger unter Führung des Missionars bekam gleich zu Anfang einen herben Dämpfer, als einem von ihnen der Schädel gespalten wurde. Ein Muluglu bekam die stachelige Keule eines Kannibalen direkt vor den Kopf geknallt. Sein Schädeldach schob sich nach hinten und gab den Blick frei auf sein zerplatztes Gehirn. Das Letzte, was er in seinem Leben sah, waren die eisernen Spitzen der geschwungenen Keule, die auf sein Gesicht zurasten. Ein warmer Hagel aus Gehirnmasse, Schädelstücken und blutigen Hautfetzen regnete ins Gras und über die entsetzt schreienden Muluglus. Lustvoll keuchend setzte der mörderische Kannibale nach und hackte auf den zu Boden fallenden Leichnam ein, so dass dessen Fall begleitet wurde von einem dunkelroten Schwall aus Blut.
Anstatt weiterzukämpfen und sich seinen Gegnern zu widmen, heulte der Kannibale
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