Sex Im Busch 1-3 Sammelband
brünstig und voller gewalttätiger Unvernunft auf. Gierig und erregt schlug er mit der Keule auf die Leiche ein und verwandelte sie binnen weniger Augenblicke in einen rohen Haufen Hackfleisch.
Barnabas und den anderen blieb erspart, sich die Details dieses Gemetzels mitansehen zu müssen. Denn sie selbst standen nun im Fokus der teuflischen Brut und mussten sich verteidigen. Sie schwangen ihre Buschmesser und stießen mit den Speeren nach den Angreifern.
Geschickt gelang es einem Muluglu, einen Kannibalen dicht unterhalb seines Kiefers in den Hals zu treffen. Der Hieb mit der breiten Speerspitze war mit solcher Wut ausgeführt, dass der Hals zur Hälfte durchtrennt wurde. Der Kopf des Kannibalen klappte seitwärts herunter. Eine Blutfontäne besprengte die Angreifenden und nahm ihnen für einen kurzen Augenblick die Sicht. Zwei Kannibalen stolperten über ihren getöteten Stammesbruder und fielen hin. Sie wurden von den Jägern erbarmungslos totgeschlagen oder abgestochen, ehe sie überhaupt gewahr wurden, dass sie hingefallen waren.
Mit dem Mut der Verzweiflung warf Barnabas seinen schweren, ungeladenen Schießprügel einem Gegner ins Gesicht. Er brach ihm vermutlich so einiges, denn es knackte hässlich und vernehmlich, als die doppelläufige Flinte auf die Fratze des Kannibalen traf. Während dieser nach hinten stürzte, wollte sich Barnabas behände das nashornlederne Buch vom Rücken schnallen, um es wie neulich schon einmal als Schlagwaffe gegen die Menschenfresser zu gebrauchen.
Noch als er an den festen Lederriemen herumnestelte, wurde er von mehreren Kannibalen überwältigt. Sie fegten ihn schlichtweg zu Boden, packten ihn grob an Händen, Füßen, Hals und Eiern und pressten ihn nieder. Ohne ihn allerdings mit ihren Eisenklingen zu schneiden oder zu stechen. Mindestens ein Dutzend starker Arme hielten den Missionar umschlungen und drohten ihm fast jede Luftzufuhr abzuwürgen. Er roch ihren widerwärtigen Gestank nach Fäulnis, Dreck und Verdorbenheit. Ihr Atem stieß unheilvolle, vergorene Verwesungsluft aus, das entsetzliche Aroma verdauten Menschenfleisches. Ihre Augen waren gelb und verhießen von unergründeten, ansteckenden Krankheiten. Am entsetzlichsten aber war ihre unverhohlene, hungrige Gier: die Mischung aus abnormer Gefräßigkeit und sexueller Wollust, die in ihren Blicken lag. Barnabas fühlte sich wie ein bemitleidenswertes Stück Vieh, das nicht weiß, ob es gefressen oder vergewaltigt werden soll.
Vielleicht beides!
dröhnte eine angstvolle, schwankende Stimme tief in seinem Innern.
Bei allen grundgütigen Göttern! Vielleicht beides
.
Barnabas konnte nur erahnen, was rings um ihn herum geschah. Er hörte panische, schmerzerfüllte Schreie und ein ersticktes Gurgeln, als befinde sich ein Mensch im Todeskampf. Um ihn drängten sich die schwitzenden, heißen Leiber der Kannibalen, vor Schweiß tropfend und beinahe bis über die Schmerzgrenze jeder Nase hinaus stinkend.
Grausiges, schnatterndes Gelächter ertönte, als sich ein junger Kannibale mit ausgestreckten Fingern tief über ihn beugte. Er versuchte, beide Daumen zugleich in die Augen von Barnabas zu stecken. Vermutlich wollte er ihm das feste, weiße Gelee der Augäpfel herauspopeln wie das Fruchtfleisch aus einer reifen Pampelmuse. Das hässliche, grunzende Schnauben eines älteren Kannibalen hielt ihn davon ab. Die Worte klangen nur entfernt wie menschliche Laute. Barnabas meinte mit seinen Kenntnissen der kongolesischen Dialekte etwas herauszuhören, das klang wie: „Lass die Augen ganz, er soll noch leben! Der Große Hungrige will ihn frisch essen und das Beste für sich haben!“
Stattdessen begann ihn der junge Menschenfresser am Gehänge zu packen und knetete es wüst und erwartungsvoll. Seine Zunge bleckte über die violetten, spröden Lippen. Barnabas schrie auf und bemühte sich, nicht laut zu kreischen aus Todesangst und Furcht vor unausstehlichen Schmerzen.
Schnarrend und trocken wie das heisere Gebell von Hyänen schallte das Gelächter der Kannibalen über den Ort der Lagerstätte. Der hatte sich nun vollends als Ort des nächtlichen Schreckens entpuppt. Das Lachen klang übergeschnappt und grausam. Als hätte ein Dämonenkind einen Schmetterling in einem Netz gefangen, um ihn genüsslich zu quälen!
Das Gemetzel war nun vorüber; mit zweifellosem, traurigem Ausgang. Barnabas vernahm nur noch ein gepeinigtes Stöhnen sowie ein halblautes Schluchzen. Letzteres drang aus der Kehle von seinem Kofferträger Oke.
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