Sex Im Busch 1-3 Sammelband
verfärbt hatte und sich anschickte, hinter dem Horizont des Dschungels zu verschwinden, brachen die Muluglus auf.
Ihre Bilanz konnte sich sehen lassen: Zwar hatten sie durch den Kampf einige Männer verloren. Etliche waren verwundet, manche von ihnen schwer. Aber angesichts der Vielzahl der Feinde, die sie besiegt hatten, hielten sich ihre Opfer in sehr überschaubarem Rahmen.
Ihre Toten begruben sie unter Bergen von Holz und trockenem Gras, um sie zu verbrennen; nicht ohne vorher ihrer Seelen zu gedenken. Die Verletzten wurden auf behelfsmäßigen Bahren weggeschafft. Einige wenige interessante Beutestücke und auch der Kadaver des Leoparden wurden an Tragestangen hängend transportiert.
Als die ersten der jungen Muluglu-Krieger das Kannibalen-Dorf verließen, waren einige andere noch damit beschäftigt, die Holzstapel mit den Leichen ihrer Stammesbrüder sowie die Hütten anzuzünden. Holzpfähle, Strohdächer und Gras wurden in Brand gesetzt. Bald schon würden die Flammen hier mannshoch züngeln und alles verschlingen: die leeren Hütten, die gruselige Grillstelle und die vielen Leichen und Körperteile der Menschenfresser, die überall herumlagen. Der Ort des Schreckens und der Unmenschlichkeit, dieses schwarze Reich der Kannibalen, sollte eingeäschert werden und der Vergessenheit anheimfallen.
Barnabas ging neben Muluglai her. Sie hatte sich ihrer ledernen Kampfschürze entledigt und trug wieder einen luftigen Lendenschurz. Die Muluglus hatten sie fürsorglich in ihre Mitte genommen. Hier würde ihnen nichts geschehen. Selbst wenn die restlichen, im Dschungel umherirrenden Kannibalen auf die dumme Idee kommen sollten, sie alle anzugreifen.
„Habt ihr keine Angst vor der Rache der Menschenfresser?“ fragte er Muluglai und sah sie an. Das Schlachtgetümmel und die Aufregungen des Nachmittags hatten ihrer Schönheit nichts anhaben können. Die Spuren des Kampfes ließen sie eher noch reizender erscheinen als sie ohnehin schon war.
„Angst ist das falsche Wort“, antwortete sie heiter. „Lass es mich so sagen, mein lieber Barnabas: Wenn sie eines Tages kommen sollten, werden wir auf sie warten und sie gebührend empfangen. Wir werden wachsam sein und uns jeder Auseinandersetzung stellen, wenn es nötig sein sollte. Sie sind aber sehr geschwächt, so dass es Jahre dauern wird, bis sie wieder genug Kraft und Mut gesammelt haben für Beutezüge und Überfälle. Besonders jetzt, wo sie ihren König verloren haben.“
„Hatte dein Vater nicht ein Abkommen mit ihnen geschlossen?“ erinnerte sich Barnabas an die Worte Mulugleos.
„So ist es“, bestätigte Muluglai. „Doch das hat sie nicht daran gehindert, es hinfort zu fegen, als ihnen danach war. Der Kannibale, der mich am Fluss angegriffen hat, tat dies nicht eigenmächtig und ohne das Wissen seines Stammes. Davon ist mein Vater inzwischen überzeugt. Sie haben sich in den vielen vergangenen Jahren stark vermehrt und Kräfte gesammelt, indem sie sich von bedauernswerten Reisenden und Nomaden ernährt haben. Das hat sie zu dem Irrglauben verleitet, sie könnten alle Stämme besiegen, auch den der Muluglus.“
„Warum hat dein Vater dich und die Männer so schnell losgeschickt, um das Dorf der Kannibalen aufzusuchen? Woher wusste er überhaupt, dass sie unseren Jagdtrupp überfallen haben?“
„
Ich
wusste es. Er nicht. Hat er sein Maniok-Bier, ist die Welt in schönster Ordnung für ihn. Ohne mich hätte er gar nicht von dem Überfall der Kannibalen erfahren.“ Muluglai wich mit ihren zierlichen schlanken Füßen einem spitzen Ast aus, der aus dem Gras hervorwuchs, und erzählte weiter: „Als ihr aufgebrochen seid, um den schwarzgefleckten Gelben zu jagen, hatte ich ein sehr mulmiges Gefühl im Bauch. Mir erschien euer nächtliches Ausrücken gefährlich. Weniger wegen dem Raubtier. Vielmehr wegen der Tatsache, dass die Kannibalen sehr aufgebracht sein würden. Weil wir am Fluss einen der ihren getötet haben.“
Von wegen wir!
dachte Barnabas verschmitzt.
Das warst du! Ich habe ihn nur niedergeschlagen
.
„Am nächsten Morgen bin ich dann eurer Spur gefolgt“, fuhr Muluglai fort. „Das war nicht allzu schwer. Selbst eine Horde Elefanten hätte weniger Spuren hinterlassen als ihr.“
„Alleine? Bist du alleine losgezogen?“ fragte Barnabas.
„Ja“, antwortete sie. Inzwischen hatten sie eine Anhöhe erklommen. Zwielicht hatte sich breit gemacht. Hier im Dschungel des Kongo brach die Nacht schnell herein. In wenigen Augenblicken würde
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