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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Parks
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Musik. Mein Mund fing an zu singen. Mein Körper tanzte. Alles war mir superbewusst: die Elektronik, die Mischung, das Licht, jede Einzelheit bei jedem Song –
Spit it out, Kids Today
–, Zoes Haut, wenn wir mit dem Po zusammenstießen, wenn wir die Schenkel aneinander rieben, Carls Augen, wenn wir uns gegenüberstanden, das Zucken seiner Mundwinkel, unsere Gitarren, die nur Zentimeter voneinander entfernt waren, unsere Fingerknöchel, die sich leicht berührten, während wir rockten. Und gleichzeitig völlig unbewusst, in der Bewegung der Musik, die ich selber war. Je unbewusster ich war, desto bewusster war mir alles um mich herum.
    »Du bist wunderschön, wenn du singst, Beth, unglaublich schön. Du bist jemand anderes.«
    »Carl ist total eifersüchtig.« Ich lachte. »Wenn die Jungs nachdem Konzert in Scharen zu mir kommen, wird er wild. Richtig wild!«
    »Das wundert mich nicht.«
    »Aber du bist nicht eifersüchtig, Jonnie. Ich will, dass
du
eifersüchtig bist.«
    »Eifersucht liegt mir nicht, Beth.«
    Alte Gespräche. Beobachten. Nicht reagieren. Achte auf deinen Atem. Achte auf das Brennen in deiner Stirn.
    Warum war das mein erster Gedanke, nachdem sie mir gesagt hatten, dass ich mein Kind verloren hatte? Du wirst nie wieder spielen, nie wieder singen. Nachdem sie mir gesagt hatten, dass der französische Junge auf der Intensivstation lag. Du darfst nie wieder auf die Bühne gehen. Philippes Gehirn schwoll an. Sie hatten ihn ins Koma versetzt. Ein Versuch, ihn zu retten. Deine Träume sind vorbei.
    Carl brachte mir mein Handy. »Du hast Glück gehabt, Beth«, sagte er. »Vermutlich kommst du schon in einer Woche wieder raus. Der arme Philippe.«
    EIN BADEUNFALL , simste ich. BITTE BITTE KOMM HER, JONNIE. BITTE KOMM, EHE ES ZU SPÄT IST, EHE ICH STERBE .
    Nur beobachten.
    Manchmal geht mein Kopf unter Wasser und ich höre den Kies, der in der Brandung knirscht. Ein rauer, hoher Ton. Rückkoppelung. Manchmal sehe ich Carls Gesicht über dem Bett. Mein Handy summt in meiner Tasche. Ich habe mein Handy schon vor Monaten in einem Instituts-Schließfach weggeschlossen, aber ich spüre immer noch, wie es in meiner Tasche vibriert. Die Nachrichten kommen immer noch an.
    ICH KANN JETZT NICHT KOMMEN, BETH .
    BITTE, JONNIE .
    IST CARL NICHT BEI DIR ?
    BITTE BITTE BITTE .
    SIND DENN DEINE ELTERN NICHT DA ?
    Schließlich verblassen die Worte. Die Worte, die Erinnerungen. Jetzt sind nur noch die Schmerzen in meinen Rippen präsent. Ich habe diese Schmerzen schon öfter gehabt. Auf der linken Seite. In meinem Brustkorb steckt eine Hand, die mein Herz zerdrückt, ein Krebsgeschwür, das mit jeder Minute wächst, das den Druck von innen verstärkt. Es ist bösartig. Es zieht mich nach links. Es wird stärker. Meine gesamte linke Seite ist eingeschnürt, gelähmt. Es ist ein Schmerz, der mir normalerweise den Rest geben würde. Nach zwanzig Minuten, nach einer Stunde. Von einem solchen Schmerz kann man seinen Geist nicht befreien. Man kann nicht weitergehen, um andere Teile seines Körpers zu erkunden. Wenn man einen solchen Schmerz hat, dann gibt es nur noch Schmerzen. Meine gesamte linke Seite ist versteinert. Sie ist ein einziger Klotz. Sie wird immer dichter, sie zieht mich nach links. Ich werde umkippen. Mein Herz ist zertrümmert. Ich kriege keine Luft. Hatte der Buddha solche Schmerzen? Niemand sagt etwas davon, ob er Schmerzen hatte oder nicht. Und wie kann es sein, dass ich solche Schmerzen habe, obwohl eigentlich alles in Ordnung ist mit mir? Obwohl ich weiß, dass es mir wieder gut gehen wird, sobald ich mich bewege? Sobald ich reagiere, wird es mir gut gehen. Ich werde besiegt sein, aber es wird mir gut gehen.
    Beweg dich nicht, Beth.
    Würde Mi Nu sich bewegen? Muss Mi Nu je durch so etwas durch?
    Dieser Schmerz pocht nicht. Er sticht nicht, er brennt nicht. Es ist nur enorm und fürchterlich präsent. Er ist schwarz. Ich weiß, dass er schwarz ist. Ein schwarzer Fels. Der immer schwererwird, immer dichter. Mir ist übel. Wenn ich mich nicht bewege, werde ich sterben.
    Dann stirb, Beth. Beweg dich nicht und stirb. Bleib ruhig im Angesicht des Todes. Akzeptiere ihn. Lass es geschehen. Schmerz ist nur Schmerz. Nur ein Hindernis. Es gibt immer etwas hinter den Schmerzen.
    Warte, Beth.
    Keine Panik.
    Wie lange geht das schon so? Ich habe keine Ahnung. Alle großen Gedanken sind weg. Erleuchtung, Veränderung. Alle Erinnerungen sind weg. Mi Nu ist weg. Die Meditationshalle ist weg. Nur dieser riesige Felsen, dieser

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