Sex ist verboten (German Edition)
ist es erst erlaubt, das Gelände zu verlassen, wenn das Retreat beendet ist.«
Nach kurzem Schweigen meldete sich Rob zu Wort und sagte, das käme ihm übertrieben vor. Es sei ganz natürlich, Händchen zu halten, sagte er. Oder sich die Hand zu geben. Es sei natürlich, sich zu umarmen.
»So sind die Regeln«, sagte Harper ruhig. »Wir möchten, dass der Dhamma-Campus vollkommen rein bleibt.«
»Befolgen die unsichtbaren Wesen diese Regel?«, wollte Rob wissen.
»Ich glaube schon«, sagte Harper. Er war ganz ernst.
»Und die Kaninchen?«
Das war Merediths Stimme. Meredith machte sich über Harper lustig! Lief etwas zwischen ihr und Rob? Ich hatte gedacht, sie wäre hinter Ralph her.
»Im Dasgupta-Institut gilt die Regel, dass es keinen körperlichen Kontakt auf dem Gelände geben darf«, wiederholte Harper.
Aber wozu sitze ich hier mit geschlossenen Augen im halben Lotussitz, wenn ich eigentlich nur die Helfer belausche?
Es gibt einen guten Grund. Ich klammere mich immer noch an den Atem auf meinen Lippen wie an einen Strohhalm, ich achte immer noch auf die Wärme in meinen Handflächen. Ich kann nicht aufhören zu sitzen, solange sich nichts verändert hat.
»Lassen Sie uns zum Abschluss ein paar Minuten meditieren«, sagte Harper.
Sie setzten sich hin. Sie saßen. Wir saßen. Fünf abschließende Minuten, nach einem Tag, der vor siebzehn Stunden begonnen hatte. Eine Stunde kann im Dasgupta-Institut so kurz sein wie ein Wimpernschlag, und ein Wimpernschlag kann eine Ewigkeit dauern. Wenn die Helfer aufstehen und gehen, dachte ich, dann werden sie darauf bestehen, dass ich die Halle mit ihnen verlasse.
Sie werden mir sagen, ich müsse schlafen. Ich habe letzte Nacht nicht geschlafen.
»Mögen alle Wesen von wohlwollender Freude erfüllt sein.«
»Sadhu, sadhu, sadhu.«
Die Leute kamen auf die Beine. Sie machten sich auf den Weg, um eine letzte Tasse Tee zu trinken, noch einen Schokoladenkeks zu essen. Wie witzig, dass die männlichen Helfer einen Vorrat an Schokoladenkeksen haben. Es ist mir egal, was zwischen Rob und Meredith läuft. Es geht mich nichts an.
Die Türen schlossen sich, und ich war allein. Sie ließen mich zurück, um die ganze Nacht hier zu sitzen. Allein. Ich konnte es nicht fassen. Es sei denn, jemand ist dageblieben, um mir Gesellschaft zu leisten. Jemand ist jetzt hier mit mir im Raum, jemand, der bereit ist, die ganze Nacht bei mir zu sitzen. Mi Nu. Wer sonst? Mi Nu sitzt so still, dass meine Antennen ihre Signale nicht empfangen. Plötzlich hatte ich ganz stark das Bedürfnis, die Augen zu öffnen und nachzusehen, ob Mi Nu da war.
Tu’s nicht.
Es spielt keine Rolle, ob Mi Nu hier ist oder nicht.
Mein Körper hatte sich neu zusammengesetzt, aber ganz falsch. Als ich zu der Stille hinter meiner Nase zurückkehrte, stellte ich fest, dass sie in meinem Bauch saß, ich atmete durch den Bauchnabel. Meine Lippen befanden sich in meiner Stirn. Ich war nicht überrascht. Du wirst nie mehr dieselbe sein, dachte ich, als ich im Krankenhaus aufwachte. Ich lag am Tropf, überall waren Schläuche. Mein rechtes Bein war verbunden. Du wirst nie wieder auf der Bühne stehen, nie wieder singen, nie wieder tanzen. Warum war das mein erster Gedanke im Krankenhaus gewesen? Beth wir nie wieder auf der Bühne stehen. Das Baby ist gestorben.
Pocus
ist gestorben.
Es kann mir egal sein, was zwischen den anderen Helfern passiert.Es spielt keine Rolle, ob Mi Nu hier ist oder nicht. Ich bin in der Meditationshalle, nach der letzten Meditation, nach dem abschließenden
mettā.
Ich bin hier, um die ganze Nacht zu sitzen und Erleuchtung zu finden. Oder etwas anderes. Ich werde die ganze Nacht stillsitzen, und den ganzen morgigen Tag. Segel setzen und los. Jeden einzelnen Augenblick meistern, während die Nacht verstreicht. Nichts wollen, auf nichts reagieren, egal, was auf dich zukommt, egal, was für Gedanken sich einstellen. Reaktionen bedeuten Unwissenheit. Reaktionen bedeuten Beschränkung. Spür deinen Atem, lass deinen Atem los. Spür deinen Bauch, lass deinen Bauch los. Lass ihn los. Spür deine Knöchel, lass deine Knöchel los. Schichten von Schmerz. Schichten von Freude. Reagiere nicht. Höre die Stimme in deinem Kopf, lass die Stimme in deinem Kopf los. Das Geplapper. Lass diese Worte los, diese Erinnerungen. Lass los, Beth. Lass Beth los.
Bum bum bum. Wenn der Bass zu wummern anfing und das Schlagzeug loslegte, dann war ich die Meisterin des Augenblicks. Ich war in der Musik. Ich
war
die
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