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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Parks
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her. Umarmen Sie mich ganz fest.«
    Als unsere Körper sich fast berührten, öffnete sie ihre Arme. Ich konnte bereits spüren, was für eine warme, weiche, mütterliche Umarmung es sein würde. Als ihre Hände sich um mich schlossen, entwand ich mich und rannte weg.

GLEICHMUT IST REINHEIT
    WIE HAT DER BUDDHA es mit der Toilette gehalten? Ich meine, als er beschloss, so lange sitzen zu bleiben, bis er erleuchtet würde? Hat sein Körper unter dem Bodhi-Baum seine Funktionen eingestellt? Und wie soll ich mit dem Blut umgehen? Muss ich alle paar Stunden aufstehen, um den Tampon zu wechseln? Ist die Erleuchtung so eine Art Ausdauerprüfung? Man sitzt und sitzt und sitzt still, bis es passiert?
    Es regnet jetzt, und das einzige Geräusch in der Meditationshalle ist das Tropfen des Wassers vom Dach. Plitsch – eins zwei drei vier – platsch – eins zwei drei – plitsch. Man konzentriert sich vierundzwanzig Stunden am Stück auf Körper und Atem, man lässt los, lässt los, immer weiter. Oder achtundvierzig Stunden. Wenn Schmerzen kommen, reagiert man nicht. Wenn Wohlgefühle kommen, reagiert man nicht. Oder sogar eine Woche. Man lässt alle Anhaftungen hinter sich, alle Aversionen. Schicht um Schicht um Schicht, tiefer und immer tiefer. Ohne je auf die Toilette zu gehen? Ohne Essen, ohne Wasser?
    Jetzt komme ich in Versuchung, mich umzudrehen und mir anzuschauen, wo die Tropfen auf den Teppich treffen. Warum? Warum zähle ich die Sekunden zwischen den Tropfen: drei, neun, fünf? Was gibt es da schon zu sehen? Wenn ich keine Augen hätte, liefe ich nicht Gefahr, abgelenkt zu werden. Ich hätte mich damit abgefunden, im Dunkeln zu sitzen. Wenn ich keineOhren hätte, würde ich nicht auf die Tropfen lauschen und die Abstände zwischen ihnen zählen. Warum sind sie so unterschiedlich lang? Der Regen auf dem Dach klingt gleichmäßig. Aber manchmal komme ich von einem Tropfen bis zum nächsten nur bis drei, und manchmal kann ich bis acht zählen. Sollte ich je die Erleuchtung erlangen, dann werden diese Versuchungen aufhören, das weiß ich, diese Fragen werden dann verschwunden sein. Die Tropfen werden auf mein Bewusstsein platschen und ablaufen wie der Regen von einem Felsen. Ich werde keine Fragen stellen. Oder sie werden einfach durch meinen Geist hindurchfallen, ganz ohne zu platschen. Es wird keine Reibung geben, keine Störungen. Ich werde sie hören und nicht hören. Ist es das, was Erleuchtung bedeutet? Irgendetwas wird sich ändern, und ich werde klar sehen. Ich werde wissen, zwischen was ich mich hier im Dasgupta-Institut befunden habe, was die Vergangenheit war, ehe ich herkam, und was die Zukunft mir bringt, nachdem ich gegangen bin. Die Erleuchtung würde mich befreien.
    Ich frage mich, ob die Natur immer unregelmäßig ist: Herzschlag, Regentropfen, meine Periode, Wellen im Meer. »Es ist unnatürlich, einen vollkommen regelmäßigen Beat zu spielen«, hat Frank immer gesagt. »Zu mechanisch.« Er und Carl haben sich stundenlang gestritten. Das Aufregende waren die Tempoverschiebungen. Frank schlug beim Sprechen immer auf den Rand seiner Snares. Er legte die Sticks nie aus der Hand. Aber keine geplanten und geprobten, sagte er, sondern intuitive. »Das ist der Unterschied zwischen Livemusik und Studioaufnahmen, Carl. Es passiert etwas auf der Bühne, beim Spielen, da passiert was, verdammt noch mal. Du bist lebendig!«
    Ich war auf Franks Seite. Aber Carl wollte mit einem Metronom proben. Sonst würde er die Band verlassen, sagte er. Er wolltein einer ernsthaften Band spielen, nicht mit Kids, die einfach einen draufmachen wollen. Er wollte bei Konzerten so spielen, als würden wir ein Metronom benutzen. Er wollte alles total durchplanen. Als Gitarrist konnte er nur improvisieren, sagte Carl, wenn sein Aktionsrahmen klar definiert war. Wie sollte er seine Soli spielen, wenn der Beat sich ständig änderte? Zoe sagte, sie brauche einen absolut gleichmäßigen Beat, sonst sei sie verloren. Zoe war immer verloren.
    Bei »Mean Hot And Nasty« zog Frank das Tempo an. Der Song ist wie geschaffen dafür. Einmal, als ich Jonathan hinten im Saal entdeckte, da wollte ich’s echt wissen. Er ist nicht oft gekommen, um uns spielen zu hören. Ich hab das Mikro nah zu mir rangezogen und total aufgedreht.
Expect no mercy, baby, don’t ask me to behave, cos I’m mean hot and nasty, mean hot and nasty, like you can’t believe.
Frank muss meine Erregung gespürt haben und wurde schneller. Alles raste. Wir ließen es so

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