Sex oder Lüge
ein Kondom mit, fügte sie in Gedanken hinzu, während sie Essensreste und Geschirr zusammenstellte und nach dem Wein griff. „Hier, nimm den mit.“
„Als Trostpreis?“
„Noch so eine Bemerkung, und ich nehme ihn mit und feiere ganz privat.“
Lachend sah er sie an. „Du, Candy Cane oder wer auch immer, bist wirklich eine harte Nuss.“
Gut so. „Glaub bloß nicht, ich sei leicht zu haben.“
Besitzergreifend legte er ihr einen Arm um die Schultern. „Geheimnisvolle Candy, ich würde dich jetzt gern zurück zur Garderobe begleiten.“
Gemeinsam brachten sie die Essensreste zum Kühlschrank und das Geschirr zur Spüle. Miranda winkte Earnesto zu, und dann verließen Caleb und sie die Küche.
In ihrem Paillettenkleid, mit der Perücke auf dem Kopf, ihren warmen Boots an den Füßen und Calebs Jackett um die Schultern ging Miranda neben ihm von der Küche zum Club. Sie hatten es beide nicht besonders eilig, und keiner vin ihnen sprach ein Wort.
Offenbar fiel es ihnen schwer, sich voneinander zu verabschieden. Sie passten so gut zusammen, und Miranda war überzeugt, dass das beim Sex nicht anders sein würde.
Bestimmt würde es dazu kommen. Eine einzige Nacht mit Caleb war nicht genug. Viel mehr durfte sie allerdings nicht zulassen, sonst würde sie die fünf Jahre, in denen sie sich ein neues Leben aufgebaut hatte, zunichtemachen. Das lohnte sich nicht für einen Mann, über den sie so gut wie nichts wusste.
Dann waren sie zurück bei der Garderobe, und das Schweigen wurde unangenehm, während Miranda den Code in das Türschloss eintippte. Caleb hielt ihre Hand fest, drehte Miranda zu sich herum und zog sie in die Arme.
Leidenschaftlich drückte er sie an sich und blieb so stehen. Sein Blick drückte unverhohlenes Verlangen aus, und Miranda bekam kaum Luft, als ihr durch den Kopf ging, was sie alles gemeinsam tun konnten. Ihre eigene Sehnsucht machte ihr Angst.
Langsam neigte er den Kopf zu ihrer Halsbeuge und küsste sie.
Miranda hob das Kinn, damit er die empfindsame Hautpartie noch besser erreichen konnte. Ihre Brustwarzen richteten sich auf, und das leichte Kratzen seiner Bartstoppeln erregte sie, weil sie sich unwillkürlich ausmalte, dieses Kratzen an den Brüsten oder an den Innenseiten ihrer Schenkel zu spüren.
Seine Zungenspitze war warm und feucht, der entschlossene Griff seiner Hände ließ ihr keine Ausweichmöglichkeit – und am Bauch spürte sie, wie unglaublich erregt er war.
Sie wollte ihn nackt sehen, ihn überall berühren und küssen. Ihr Atem ging noch schneller, als Caleb sie rücklings gegen die Tür drückte.
Sein leises Lachen klang tief, wie eine Vibration in ihrem Magen. Erregt und frustriert zugleich bewegte sie die Hüften und hörte wieder sein Lachen, bevor er fortfuhr, sie zu küssen.
Mehr konnte sie nicht ertragen. „Das reicht mir nicht.“
„Wir müssen uns wohl oder übel fügen.“ Spielerisch ließ er die Wange an ihrer entlanggleiten und biss sie zärtlich.
Wieso „müssen“? Es gab doch Wege, wie sie sich Lust bereiten konnten, ohne dass sie ein Kondom brauchten. „Wir könnten …“
„Nein, das können wir nicht.“ Er strich ihr über den Hals. „Nicht heute Nacht.“
Das tut er doch absichtlich, dachte sie. Er will, dass ich mich vor Sehnsucht quäle. „Das ist nicht fair.“
„Das ganze Leben ist nicht fair.“
Miranda stöhnte. „Willst du nicht …“
„Doch, sehr sogar. Aber ich kann warten.“
Sie wollte aber nicht warten. Sie wollte ihn, und zwar so sehr, dass sie bereit war, nicht auf die innere warnende Stimme zu hören. Sicher war er jedes Risiko wert. Es gab alle möglichen Spielarten, wie sie beide sich …
Entschieden trat Caleb einen Schritt zurück und strich ihr über eine der roten Strähnen. „Gute Nacht … Annie.“
Sie verdrehte die Augen. „Nein, nicht Annie.“
„Belle.“
„Wohl kaum.“
„Daisy.“ Den Buchstaben C übersprang er gleich, weil der bereits mit Candy besetzt war.
„Falsch.“ Lächelnd wandte sie sich wieder der Tür zu.
„Erin.“
Kopfschüttelnd lachte sie auf. „Nein, auch nicht.“
„Fanny.“
„Gute Nacht, Caleb.“ Sie stellte sich auf die Zehen, gab ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand in ihrer Garderobe.
Tief durchatmend versuchte sie sich zu erinnern, wann sie sich das letzte Mal so gut amüsiert hatte. Es musste lange her sein, weil sie sich gar nicht mehr daran erinnern konnte.
Daran würde sie etwas ändern. Sie wollte unbedingt noch ein paar Erinnerungen
Weitere Kostenlose Bücher