Sex oder Lüge
die Grundierung ihres Bühnen-Make-ups aufzutragen. „Wenn sie ihre beiden Töchter beim Ball auf der Bühne sieht, könnte das doch genau der Anlass sein, der zur Versöhnung führt. Es sei denn, es gibt eine Hochzeit, und es geschieht wie durch ein Wunder dort.“
„Ach, wenn das Leben doch nur so einfach wäre.“
„Wirst du es versuchen?“
Patrice stand auf, sah fragend zu Miranda, und als die nickte, steckte sie den Mascara und den Lidschatten ein. „Mal sehen, was Alan davon hält. Und danke für das neue Gesicht.“
„Wenn du noch etwas von ihm willst, dann solltest du ihn darum bitten, wenn du so wie jetzt wie ein Laufsteg-Model aussiehst.“
„Eher wie ein Model aus einer Auto- und Motorradzeitschrift. Aber Alan mag es, wenn Frauen so eine Art Zielscheibe haben. Dann weiß er, worauf er mit seinem Pfeil anlegen muss.“ Lachend öffnete sie die Tür.
„Hier in meiner Garderobe wird nicht scharf geschossen“, rief Miranda ihr nach, und Patrice rief zurück: „Ich drück dir die Daumen für heute Abend.“
5. KAPITEL
Bereits eine Stunde vor Beginn der Show saß Caleb in der Bar des Club Crimson vor einem Glas Mineralwasser mit einem Schuss Zitronensaft. Heute Abend wollte er keinen Alkohol anrühren, um bei Candys Auftritt hundertprozentig nüchtern zu sein.
Für alles, was nach der Show passieren mochte, war er diesmal bestens vorbereitet. Er hatte so viele Kondome bei sich, dass sie beide Sex haben könnten, bis sein Flugzeug am Montagmorgen abhob.
Seltsamerweise hatte er während des gesamten Nachmittags kaum an Candy gedacht. Er hatte sich voll und ganz darauf konzentriert, an seinem Bericht über die Hochzeit zu schreiben und über Brenna Sparks und das zerrüttete Verhältnis zu ihrer Mutter. Immer wieder hatte er sich gefragt, wie das zu der Tatsache passte, dass Brenna sich ausgerechnet Mistletoe als Ort für ihre Trauung ausgesucht hatte. Einen anderen Grund als die Tatsache, dass ihre Mutter hier lebte, konnte er sich nicht denken.
Für eine so kleine Feier hätten Teddy und sie sich von irgendeinem Standesbeamten trauen lassen können. Der anschließende Aufruhr in der Presse wäre genau derselbe wie jetzt, wenn die beiden sich hier das Jawort gaben. Doch Caleb ging in seinem Bericht nicht näher auf diesen Punkt ein. Brenna hatte ihm gesagt, er solle dieses Thema nicht ansprechen, und seit Neuestem respektierte Caleb die Grenzen, die ihm gesetzt wurden.
Erst als sein knurrender Magen ihn daran erinnerte, dass sein Gehirn etwas mehr Nahrung als nur ein paar Krabbenchips und eine Folienkartoffel benötigte, hatte er sein Laptop zugeklappt und sich vom Zimmerservice etwas bringen lassen. Nach dem Essen war ihm aufgefallen, wie spät es bereits war, und so hatte er schnell geduscht, sich angezogen und war hinunter in den Club Crimson gegangen.
Bis zu Candys Auftritt dauerte es noch eine Weile, das ließ ihm Zeit, sich genauer umzusehen. Gestern Abend war er von der Reise erschöpft und vom Alkohol zu benebelt gewesen, um viel aufzunehmen. Abgesehen von der überwältigenden und aufdringlichen Präsenz der Farbe Rot. Doch das hatte ihn weder wacher noch nüchterner gemacht.
Als er den Club betreten hatte, war er bereits zur Hälfte mit Gästen gefüllt gewesen, die durch leise, stimmungsvolle R&B-Songs und Popballaden unterhalten wurden. Kellner eilten mit vollen Tabletts von Tisch zu Tisch und bedienten die Gäste mit Cocktails, Champagner und Bier.
Auf Sofas kuschelten sich die Pärchen aneinander und unterhielten sich gedämpft. Eine Gruppe von drei Pärchen hatte die Sofas um einen Tisch herum gestellt, auf dem jetzt einige Flaschen Wein standen, während die Pärchen sich angeregt über Bestseller, Politik und die Teams mit den besten Chancen auf den Superbowl unterhielten.
Andere Pärchen saßen in den etwas abgeschirmteren Nischen, von denen Caleb die hinterste von gestern Abend kannte. Falls diese Pärchen sich unterhielten, so konnte es niemand der übrigen Gäste hören. Es achtete auch niemand auf sie, es sei denn, sie gaben einem der Kellner ein Zeichen.
Heute wählte Caleb einen Platz am Rand der Bar dicht an der Wand. Dadurch konnte er sich anlehnen und Bühne und Publikum bestens überblicken.
Außerdem saß er hier so erhöht, dass Candy sich schlecht auf seinen Schoß setzen konnte, um ihn zu küssen. Wenn sie sich küssten, dann sollten sie dabei unbeobachtet sein. Caleb war es egal, ob sie dazu in sein Zimmer oder in Candys Garderobe gingen, Hauptsache, der
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