Sex oder Lüge
dir der Blumenladen gehört. Dass die Mutter von Ravyn Black dort für dich arbeitet. Dass seine Schicht um Mitternacht endet und ich ihn rechtzeitig anrufen soll, wenn er mich abholen soll.“ Den letzten Teil fügte er hinzu, weil er nicht mehr sicher war, ob Miranda jetzt noch die Nacht mit ihm verbringen wollte.
Zuerst erwiderte sie gar nichts, sondern arrangierte die gefüllten Hühnerbruststücke in einer Glasform und stellte sie in den vorgeheizten Ofen. Danach suchte sie einen Wein aus dem kleinen Gestell über ihrem Kühlschrank und stellte die Flasche mit zwei Gläsern auf die Anrichte. „Barry ist ein netter Kerl, aber beim Fahren redet er eindeutig zu viel.“ Damit setzte sie sich auf den Hocker neben Caleb und nahm sich ein zweites Messer.
Bisher hatte sie ihn noch nicht erstochen oder aufgefordert, wieder zu gehen. Gut so. „Sollte ich deinen Nachnamen nicht erfahren? Oder dass dir der Blumenladen hier im Ort gehört?“
Langsam schüttelte sie den Kopf. „Mein Leben hier ist privat, und so soll es auch bleiben.“
Die Neugier brachte ihn fast um. „Miranda, ich habe keine Ahnung, wer du bist, deshalb wüsste ich gar nicht, wem ich von dir oder dem Blumenladen erzählen sollte, selbst wenn ich das vorhätte. Bitte entspann dich.“ Er griff nach dem Wein. „Wolltest du etwas trinken? Oder steht die Flasche nur hier, damit du sie mir auf den Kopf schlagen kannst, damit ich mein Gedächtnis verliere?“
Nur zögernd lächelte sie. Offenbar war sie nicht ganz sicher, ob sie ihm trauen konnte. „Ein Drink wäre jetzt nicht schlecht. Danke.“
Er schenkte ihnen beiden ein und beobachtete, wie sie den Wein probierte, bevor er auch einen Schluck trank. Wie seltsam, dass seine Gegenwart sie weniger nervös machte als die Tatsache, dass er ihren Nachnamen kannte.
Ihnen war doch beiden klar, dass er nur ein bisschen im Internet zu recherchieren brauchte, um alles über ihre Vergangenheit zu erfahren. Wahrscheinlich würde es sie beruhigen, wenn er ihr versprach, dass er nicht herumschnüffelte. Doch insgeheim hatte er sich bereits vorgenommen, genau das zu tun, sobald er wieder im Hotel vor seinem Laptop saß.
Deshalb wartete er nur und sah zu, wie sie rote, gelbe und grüne Paprika in den Salat schnitt. Dann beschloss er, das Thema zu wechseln. „Es überrascht mich, dass du hier so leicht an frisches Gemüse kommst. Der kleine Laden im Ort, an dem wir vorbeigekommen sind, sah eher aus, als könne man dort nur Konserven kaufen.“
„Ich habe geschummelt“, gestand sie lächelnd. „Alan hat es für mich aus der Hotelküche besorgt. Auch den Ziegenkäse.“
Angewidert zog Caleb sich zurück. „Ziegenkäse?“
Sie lachte nur. „Jetzt reg dich nicht auf, du hattest deine faire Chance, mir alles aufzuzählen, was nicht ins Dinner darf.“
Vorsichtig sah er in die Schüssel mit der restlichen Füllmasse. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Ziegenkäse für dich ein Nahrungsmittel ist.“
„Auf jeden Fall. Du wirst schon sehen, wie gut er schmeckt.“
Er wollte noch etwas dazu sagen, nämlich dass er dafür direkt nach dem Essen unbedingt mit ihr schlafen müsse. Dummerweise, vermutete er, war seine Chance auf Sex durch die Entdeckung ihres Nachnamens gesunken, obwohl er diese Information erhalten hatte, ohne überhaupt danach zu fragen. Ein Glück, dass er sich Barrys Karte hatte geben lassen. Zu Fuß war der Weg zum Hotel höllisch weit. „Weiß Barry, der plaudernde Chauffeur, denn auch, dass du Candy Cane bist?“
„Ja, das weiß er.“
„Genau wie Alan und seine Frau.“
„Richtig.“
Caleb wagte sich ein bisschen weiter vor. „Alan sagt, er kennt dich bereits sehr lange.“
„Das stimmt“, gab sie schmunzelnd zu.
„Und hatte das schlimme Konsequenzen, dass sie deine Identität kennen?“
„Nein, aber sie sind Freunde. Sie werden es nicht herumerzählen oder irgendeinen albernen Artikel darüber schreiben, so wie es ein Reporter tun könnte. Ich will nicht, dass Candys und mein Foto nebeneinander in irgendeiner Zeitschrift auftauchen.“
Weil dann jemand, der auf der Suche nach Miranda war, den Artikel über Candy und sie lesen könnte, und das wär’s dann mit der Privatsphäre. „Wer sucht nach dir? Vor wem versteckst du dich hier, Miranda?“
Sie zögerte mit einer Antwort. „Ich sagte lediglich, dass ich mein Foto nicht neben dem von Candy Cane in der Zeitung sehen möchte.“
„Wovor fürchtest du dich?“
Sie winkte ab und griff nach einigen frischen
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