Sex oder Lüge
gefallen“, notierte Corinne daraufhin. „Danke für die schöne Zeit. Bis nächstes Jahr. Tut mir leid, dass ich so ein Mistkerl bin.“ Belustigt blickte sie hoch. „Sonst noch etwas?“
„Ja. Du hast mir gezeigt, wie lecker Ziegenkäse ist.“
„Verstanden.“ Jetzt musste sie fast lachen und rieb sich mit einem Fingerknöchel an der Nase. „Mal nachdenken, was diese Gefühle am besten ausdrücken könnte.“
Sie unterhielten sich eine Zeit lang. Corinne schlug ihm unterschiedliche Blumen vor, die sie zu einem exotischen Strauß binden wollte, und schließlich zückte er seine Kreditkarte.
Es war ihm egal, wie teuer der Strauß wurde. Das war ihm die Vorstellung wert, dass Miranda beobachten musste, wie ihre Angestellte ihr einen Strauß zurechtband.
Als er beim Unterschreiben der Bestellung kurz hochsah, bemerkte er Miranda im Durchgang zum Hinterzimmer.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen. Zu ihrer Jeans trug sie einen gelben Rollkragenpullover und eine Schürze mit dem Logo ihres Geschäfts. Sie schüttelte nur leicht den Kopf und sah ihn an, als könne sie nicht begreifen, was er da tat.
Er zwinkerte ihr zu, steckte die Quittung in seine Manteltasche und wandte sich wieder an Corinne. „Wissen Sie, wie lange der Donut-Shop nebenan geöffnet hat? Oder gibt es einen anderen Ort, wo ich einen Kaffee trinken kann, während ich auf den Shuttlebus vom Hotel warte?“
„Orsy nebenan hat auf jeden Fall bis mittags geöffnet, manchmal auch länger, wenn er noch viel Kundschaft hat.“ Vertraulich winkte sie ihn zu sich. „Verraten Sie nicht, dass Sie es von mir wissen, aber für Gäste, die mehr als nur Süßes wollen, macht er auch Burger.“
„Vielen Dank.“ Er winkte Corinne zum Abschied zu, blickte jedoch zu Miranda, als er sagte: „Ich werde Sie nicht verraten.“
Sobald er Orsys Café betrat, umfing ihn der köstliche Duft von Gebäck. In dem kleinen Donut-Shop versammelten sich offenbar Mistletoes Einwohner zu ihrer Vormittagspause. Die meisten Gäste waren Männer um die sechzig in dicken Daunenjacken.
Am langen Tresen setzte Caleb sich auf einen Hocker und blies sich wärmend in die Hände. Ein schlanker Mann kam mit einer großen Kanne Kaffee und einem Becher zu ihm.
„Ich habe gelernt zu fragen, bevor ich einschenke.“ Es war Orsy höchstpersönlich, wie Caleb dem Namensschild entnehmen konnte. „Manche Leute, die vom Hotel zu uns kommen, möchten lieber Saft oder Tee.“
„Kaffee, bitte. Mit Milch und Zucker.“ Lächelnd nickte er. „Ich mag alle Sachen, die ich lieber nicht zu mir nehmen sollte.“ Mit einem Nicken deutete er auf den Becher und atmete genüsslich den Duft ein, als Orsy ihm einschenkte.
„Möchten Sie auch etwas essen?“ Orsy ließ genug Platz im Becher, damit Caleb sich selbst mit Milch und Zucker bedienen konnte. „Donuts, Plunderschnecken oder vielleicht einen Cookie? Suchen Sie sich Ihr Lieblingsgift aus.“
„Am liebsten eine Plunderschnecke.“ Caleb schüttete sich Zucker in den Kaffee. „Oder vielleicht auch ein oder zwei Burger.“
Schnaubend legte Orsy ihm eine Handvoll Portionsdöschen Kaffeesahne hin. „Sie haben mit Corinne gesprochen, stimmt’s? Ein einziges Mal habe ich ihr zuliebe Burger gemacht, und prompt erzählt sie jedem, dass dies hier eine verkappte Imbissbude sei.“
Caleb schüttete sich Milch in den Kaffee und lachte. „Schon gut, mit einem Stück Plundergebäck bin ich auch glücklich. Ich dachte nur, ich könnte hier Frühstück und Lunch gleichzeitig abhaken. Aber ich kann mir auch später noch einen Burger besorgen.“
„Also schön.“ Orsy stellte die Kaffeekanne zurück und holte Caleb sein Plundergebäck. „Burger bekommen Sie hier nur im ‘Fish and Cow Chips’, und Finch macht seinen Laden nicht vor vier auf. Vorausgesetzt, Sie wollen nicht die Fast-Food-Variante von ‘McDonald’s’ da hinten. Warten Sie einen Moment, ich mach Ihnen Ihren Burger.“
Caleb biss in den Blätterteig und trank von seinem Kaffee. Währenddessen blätterte er in der Lokalzeitung.
Nach kurzem Durchblättern der wenigen Seiten hatte er einen Überblick über den Inhalt und fing an, die Zeitung von vorn zu lesen. Es gab ein paar Artikel über Fragen von landesweitem Interesse, einige Berichte zur Politik des Landkreises, einen Bericht über das Kriminallabor in Denver – und sehr ausführliche Wettervorhersagen mit Schneefallwahrscheinlichkeiten für die zahlreichen Skigebiete im
Weitere Kostenlose Bücher