Sex oder Lüge
ehrenamtlich arbeitet, um die Aufmerksamkeit von den betrügerischen Machenschaften des Ehemanns abzulenken. In den Augen der Öffentlichkeit stand ich als eiskalte Hexe da.“
Miranda Kelly? Eine Scheidung? Ein Ehemann, der wegen Betrugs angeklagt war? „So ist das nun mal. Die Menschen wollen sehen, wie die Mächtigen zu Fall kommen. Dadurch kommen sie leichter mit ihrer eigenen Situation zurecht. Und du bist weder eiskalt noch eine Hexe.“
„Auch die Mächtigen sind Menschen, und es wäre nett, wenn der Rest der Menschheit das nicht vollkommen vergisst.“ Sie atmete tief durch. „Entschuldige, das klang jetzt arrogant und weinerlich zugleich.“
„So was bekommt nur einer der Mächtigen hin“, scherzte er, während er beobachtete, wie ihr Haar im Kaminschein rötlich schimmerte.
„Glaub mir.“ Sie stieß die Luft aus. „Ich war niemals mächtig. Ich habe nur reich geheiratet, mehr nicht.“
„Und dann hat er dich betrogen.“
„Das kam später. Er wurde immer selbstgerechter und hat dafür gesorgt, dass er alles bekam, was er wollte.“
„Nur dich wollte er irgendwann nicht mehr?“
„Andersherum. Ich wollte ihn nicht mehr. Ich war die brave Ehefrau, die sich um ihre eigenen Angelegenheiten und den Haushalt kümmerte. Von den anderen Frauen hatte ich keine Ahnung, bis es bei der Verhandlung ans Licht kam.“
„Bei welcher Verhandlung?“
Mit der Gabel winkte sie ab. „Ich habe schon zu viel erzählt. Wie schmeckt dir der Kuchen?“
„Wunderbar.“ Seinetwegen konnte sie ruhig weitererzählen.
„Worum geht es in deinem Buch?“
Offenbar wollte sie das Thema wechseln, doch nachdem sie auf seine Enthüllungen bereits so ablehnend reagiert hatte, wollte er lieber nicht weiter über seine Zukunftspläne sprechen. Er schüttelte den Kopf. „Lieber nicht.“
„Bitte. Ich verspreche, dass ich dich nicht damit aufziehen werde. Keine abfälligen Bemerkungen, wirklich nicht.“
Das bezweifelte er. Doch wenn er über seine Studien sprach, welche Wirkung die Klatschblätter auf die Gesellschaft hatten, gab es sicher Punkte, in denen Miranda mit ihm übereinstimmte. Dann war sie ihm gegenüber vielleicht weniger feindselig. Andererseits war er sich nicht sicher, wie viel von sich er ihr offenbaren wollte.
Letztlich überraschte er sich selbst, indem er einfach anfing: „Es klingt vielleicht seltsam, aber ich versuche, aus dem Geschäft mit den Promi-News auszusteigen.“
Verblüfft sah sie ihn an. „Und das willst du mit diesem Buch tun?“
Er nickte. „Ich stelle gerade ein Exposé zusammen, damit mein Agent sich damit an die unterschiedlichen Verlage wenden kann. Er reibt sich bereits die Hände vor Vorfreude.“
Eine Weile sah sie ihn nachdenklich an. „Ich glaube, du hast mir noch nicht alles über dich verraten.“
„Wie kommst du darauf?“
„Du scheinst dir so sicher zu sein, dass dieses Buch ein Erfolg wird.“
Bei den Informationen, die ihm zur Verfügung standen? Ganz sicher. „Wir müssen uns mal zusammensetzen und gegenseitig Geheimnisse austauschen.“
Miranda stieß die Luft aus. „Wahrscheinlich keine so gute Idee. Das könnte nur in einer Katastrophe enden.“
Er lachte. „Dann schicke ich dir eine signierte Ausgabe des Buchs, bevor es in die Buchläden kommt. Was hältst du davon?“
„Darf ich dich was fragen?“
„Jederzeit.“
„Es geht mich zwar nichts an, und ich könnte gut verstehen, wenn du nicht antworten willst, aber …“
„Frag nur, Miranda. Wenn ich nicht antworten will, dann lasse ich es.“
„Wenn du die Wahl hättest: Würdest du dann lieber für CNN oder die ‘New York Times’ schreiben?“ Einen Moment ließ sie ihm Zeit zum Nachdenken, bevor sie fortfuhr: „Anstatt über Promi-Hochzeiten zu berichten. Ich schätze mal, deswegen bist du hier, oder?“
Hatte sie ihm nicht gerade eben noch versichert, sie werde ihn nicht mehr damit aufziehen? „Ja, das stimmt. Und die erste Frage beantworte ich, wenn du mir versprichst, mir auch eine Frage zu beantworten.“
Ganz offen erwiderte sie seinen Blick. In ihren grünen Augen spiegelte sich das Licht aus dem Kamin. „Was willst du wissen?“
„Wieso bist du hierher zurückgekehrt?“
„Was meinst du damit?“ Sie hob die Schultern. „Hier bin ich aufgewachsen.“
„Du bist von hier weggezogen, hast geheiratet, wurdest geschieden und bist hierher zurückgezogen. Wieso?“ Er griff nach seinem Kaffee und führte den Becher zum Mund.
Sie zuckte mit den Schultern, als sei die
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