Sex-Star: Erotischer Roman (German Edition)
U-Bahn-Station und schreie: ›Big Issue - die neue Ausgabe‹. Ich glaube nicht, oder?«
»Ich bin sicher, dass sie dich nicht beleidigen wollte«, warf Santosh ein.
»Natürlich nicht«, rief Claire. »Außerdem sehe ich nichts Ehrenrühriges darin, die Obdachlosenzeitung zu verkaufen.«
Der Junge verschränkte die Arme und stieß einen Seufzer aus. »Mach doch jetzt keinen Rückzieher. Ich weiß genau, was du gemeint hast. Du und deine verdammte Designertasche. Du hast gemeint, dass ich ärmlich aussehe und du reich, du eingebildete Kuh. Was zur Hölle gibt dir das Recht, dich im Covent Garden über Menschen zu erheben? Nur weil du Zwanzig-Pfund-Noten bei dir hast und PRADA auf deinen Arsch gestempelt ist?«
Claires Mund klappte auf. Santosh wollte sich einschalten, aber Claire trat sie gegen den Knöchel und fügte noch Schmerzen auf die Liste ihrer Probleme hinzu, als der dreihundert-Pfund-Schuh mit den soliden Doc Martens kollidierte, die Santosh so gern trug. Tosh zog sich nur dann chic an, wenn sie einen Termin bei einem wichtigen Fernsehmann hatte.
Zum Teufel mit Entschuldigungen. Claire war gerade eingebildete Kuh genannt worden, weil sie jemandem einen Gefallen hatte erweisen wollen, und sie war nicht bereit, das klaglos hinzunehmen.
»Ich habe dir eine Tasse Kaffee gekauft«, sagte sie. »In bester Absicht, möchte ich hinzufügen.«
»Und das zählt schon was, nicht wahr?«, sagte der Junge. »Du nimmst am besten den Heiligenschein ab, solange er noch glänzt, damit du noch viele andere bettelarme Leute beeindrucken kannst.«
Claire erhob sich wütend von ihrem Sitz. »Hör mal zu, du Knilch. Weiche in Zukunft nicht auf jedem Stück Seife aus. Leute wie dich verspeise ich zum Frühstück. Ich weiß nicht, wer du bist und wieso du anfängst, meine Moral anzugreifen ...«
Santosh stand ebenfalls auf. »Claire«, sagte sie, »er hat dir nur das Wechselgeld zurückgebracht.«
»Fick dich«, sagte Claire ungeduldig. »Wirklich, Liebling, komm mir jetzt nicht als Kofi Annan. Dies ist Covent Garden und nicht Kabul, und dieser miese kleine Kerl hat mich gerade eine eingebildete Kuh genannt.«
»Oh, verdammt«, knurrte Santosh und verdrehte die Augen. Sie ging weiter. Sollten die beiden das unter sich ausfechten.
»Du bist eine eingebildete Kuh«, sagte der Junge. Seine Stimme klang so laut, dass sie Aufmerksamkeit erregte. »Wie kannst du es wagen, mich nach meinem Aussehen zu beurteilen? Ich könnte eines Tages Premierminister sein - wenn du alt und hässlich bist und in eine Windel pinkelst.«
»Ich bin dreiunddreißig, du verdammter Schnösel«, kreischte Claire.
»Ist das mit oder ohne Botox?«, neckte der Junge.
Das war tief unter der Gürtellinie, und sogar Santosh kehrte zurück. »Das war verdammt unanständig«, sagte sie, und Claire wunderte sich, wie Santosh in den verschiedensten Kriegsgebieten hatte überleben können, wenn sie sich immer als Vermittler einmischte.
Claire starrte den Jungen finster an, nur um sich zu beweisen, dass sie das konnte. »Du kannst nicht Premierminister werden«, sagte sie. »Du kannst gar nichts werden. Du kleidest dich wie ein Tramp, du riechst nicht gut, und dein ganzer Körper schreit nach Wasser.«
»Ach, in solchen Sachen bist du Expertin, was?«, fragte er. »Ich schätze, du weißt, wie Leute aussehen müssen, damit sie in deine oberflächliche Betrachtung der Welt passen.«
»Zufällig trifft das genau zu«, sagte Claire.
Eine kleine Zuschauermenge hatte sich eingefunden und verfolgte die heftige Auseinandersetzung. Die beste Unterhaltung, die man sich vorstellen konnte, nachdem Sarahs Reality Show beendet war.
»Ja, ich bin eine Expertin«, verkündete Claire und bezog auch das Publikum mit ein. »Es gibt nichts, was ich nicht kann, wenn es um Menschen und ihr öffentliches Profil geht. Das gilt auch für dich, mein Junge. Du magst zwar wie ein Schimpanse aussehen, der sich besonders lässig rasiert hat, aber wenn ich dich zu meinen Klienten zählen würde, wärst du bald schon auf den Titelseiten einiger Zeitschriften. Partys, Premieren, der rote Teppich - alles nur für dich, Darling.«
Einen Moment lang glaubte sie, diesen Blick in seinen Augen entdeckt zu haben - jenen Blick, auf den sie es abgesehen hatte. Es war ein Blick, zu dem alle Menschen neigten und den man am winzigen Funken der Gier erkannte; ein hungriges Flackern, begleitet auch von der frustrierten Erkenntnis, dass man nicht anders ist als die anderen.
Jeder brauchte Liebe
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