Sex-Star: Erotischer Roman (German Edition)
überhaupt nicht verändert«, sagte Claire, als sie sich einen Weg durch das Innere des Marktes bahnten. »Nur dass du ein bisschen dünner geworden bist. Hexe.«
Santosh lachte. »Ich dachte, ich hätte ein paar Pfund zugelegt. Ehrlich.«
»In Kabul? Liebling, das Essen muss entsetzlich sein.« Claire hatte an Pfunden zugelegt und erzählte jedem, dass sie zu Süchten neigte, ob es sich nun um Zigaretten, Schokoladenkuchen oder Sex handelte.
»Ach, so schlimm war es nicht«, sagte Santosh. »Wenn du Ziege magst.«
Claire gluckste. »Oh, verdammt. Ziege? Wie ist es dir übrigens mit deinem Film ergangen?«
»Gut. Das heißt, ich hoffe das. Zuerst müssen die Gepäckleute in Heathrow mein Gepäck finden.«
»Du machst Witze?« Claire blieb mitten im Schritt stehen und drehte sich zu Santosh um. Dadurch stieß sie gegen einen jungen Mann mit einem Tablett, auf dem ein Kaffee stand. Er trug einen verwitterten Parka und alte Stiefel, und seine Haare sahen fettig aus. Er war dabei, den Rest des Kaffees zu retten, und schaute hoch. Santosh sah in sein junges, bartloses Gesicht. Er war nur ein Junge.
»Hoppla. Tut mir leid.« Claire nahm einen Schein aus ihrer Geldbörse und reichte ihn dem Jungen.
Er schüttelte den Kopf. »Schon gut«, sagte er und hielt die Hände halb hoch, als würde auf ihn geschossen.
»Aber das ist doch das Wenigste, was ich tun kann«, sagte Claire und steckte ihm den Schein zu. »Nimm dir einen neuen Kaffee.«
Der Junge nickte. »Okay, danke.« Seine Stimme klang nach gutem Elternhaus, und Santosh fragte sich, was ihn von zu Hause weg und auf die Straße getrieben hatte, aber sie hatte keine Chance, ihn zu fragen, denn er war weg, und Claire setzte ihren Aufschrei wegen des verloren gegangenen Dokumentarfilms fort.
»Wenn er nicht wieder auftaucht, musst du sie verklagen, hörst du? Es ist eine Schande, Liebling. Die Arbeit von Wochen geht zum Teufel. Das würde ich mir nicht gefallen lassen. Ich kenne den richtigen Anwalt ... oh, und ich sterbe für einen Capuccino. Meine Füße riechen schon nach Kaffee ... ehrlich, den ganzen Tag lang habe ich mich mit Essen und Trinken beschäftigen müssen - aber warte lieber, bis ich sturzbetrunken bin, bevor du mich nach der Geschichte mit dem Lolli fragst.« Sie ließ ihr knarrendes Raucherlachen hören und zahlte zwei Kaffee.
Manchmal war es unmöglich, ihrem Tempo zu folgen. Claire musste den Jungen schon vergessen haben, denn sie sah ihn verwirrt an, als er zu ihrem Tisch schlenderte und eine Hand voll Münzen sowie eine Zehn-Pfund-Note auf ein Tablett legte. »Entschuldige«, sagte er höflich, »du hast mir zwanzig gegeben, das ist das Wechselgeld.«
Claire starrte auf das Geld auf dem Kaffeetablett, starrte dann den Jungen einen Moment an und lächelte unsicher. »Schon gut«, sagte sie. »Du kannst es behalten.«
»Aber das Geld gehört dir«, wandte der Junge ein. »Ich meine, ich weiß, dass solche Sachen in London wahnsinnig teuer sind, aber zwanzig Pfund für einen Cappucino wäre ziemlich übertrieben, nicht wahr?«
Claire sah Tosh an, die den Jungen betrachtete. Sie hatte einen Blick zwischen neutral und neugierig drauf. Claire nannte diesen Ausdruck ›Toshs Journalistengesicht‹. Aber das half Claire auch nicht weiter. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte. Wenn man einem Obdachlosen Geld für einen Kaffee gab, erwartete man nicht, dass er das Wechselgeld zurückbrachte. Sie sollten sich verdammt noch mal dankbar erweisen.
Claire wusste, dass sie nicht jeden Bettler auf Londons Straßen helfen konnte, sonst würde sie bald gezwungen sein, einen Bankkredit aufzunehmen. Aber wenn sie ihre Zeitung kaufte und ein Pfund extra gab, erwartete sie als Dank wenigstens einen warmen Glanz in den Augen.
Sie wollte dem armen Jungen seine Würde belassen und bot an, diese Woche und zwölf weitere Wochen die Obdachlosenzeitung zu kaufen.
Der Junge wurde wütend. »Sehe ich aus wie ein Verkäufer der Obdachlosenzeitung?«
»Eh ... ja«, sagte Claire schließlich. Der verdreckte Parka, die verbeulten Stiefel und die zerzausten Haare - es überraschte nicht, dass man ihn für mittellos halten konnte. Wenn er ein Piercing im Gesicht gehabt hätte, wäre er von Claire vielleicht anders beurteilt worden.
»Siehst du denn, dass ich einen Armvoll Zeitungen durch die Gegend trage?«, rief er sarkastisch und breitete die Arme aus, um zu zeigen, wie die Verkäufer der Obdachlosenzeitung aussehen. »Stehe ich vor der
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