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Sex-Star: Erotischer Roman (German Edition)

Sex-Star: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Sex-Star: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Clare
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schaffte es, ihn wieder zu überraschen. Sie ging Claires CDs durch, ignorierte den Plastik-Pop und die Tanzmusik und entschied sich für eine Sammlung klassischer Stücke. Prokofiew, Beethoven, Bach und George Gershwin. (›Mum sagt, mein Vater wäre ein Komponist aus Simbabwe gewesen. Es muss mir im Blut liegen. Der arme Kerl ist deportiert worden und inzwischen wahrscheinlich tot.‹)
    Sie schüttelte sich, als sie Holsts Jupiter hörte. Sie sagte, es machte sie traurig und zugleich stolz, eine Britin zu sein. Sie hörte viel von Charleston bis zur Rhapsodie in Blau, und nachdem sie sich Beethovens Neunte andächtig angehört hatten, erzählte er ihr von Uhrwerk Orange.
    »So, jetzt geht's aber los«, sagte sie. »Wir müssen raus. Diese verdammte Stadt wird nicht wissen, was ihr zugestoßen ist.«
    Sie gingen dem Trafalgar Square entgegen. Unterwegs fragte sie ihn nach der Ode an die Freude. Er erzählte ihr in seinem radebrechenden Schuldeutsch - was so schlecht nicht sein konnte, denn als sie den Text das erste Mal von ihm gehört hatte, sprang sie auf einen Steinlöwen und rezitierte: ›Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium‹ mit ihrer gewaltigen Stimme. Einige Touristen blieben stehen und schossen Fotos.
    »Ich genieße das Leben«, sagte sie und grinste mit einem Haiblick die Touristen an, während sie James half, hinter ihr auf den Löwen zu steigen. »Ich liebe den Geruch der Verrückten am Morgen. Du hättest hier sein müssen, als wir die ganzen Proteste hatten. Ein Muezzin sang den Ruf zum Gebet, und die Moschee war voll besetzt. Was für ein Trip! Hast du schon mal auf einem Löwen gesessen?«
    »Nein, das habe ich noch nicht geschafft. Aber wir sind ziemlich hoch, was?«
    »Nicht so hoch wie Nelson da oben. Sage hallo zu Nelson, Jimmy.«
    »Hallo, Nelson Jimmy«, sagte er und brachte sie zum Lachen.
    Phoenix zitterte. Unter ihrer langen roten Jacke trug sie einen kurzen Faltenrock sowie pinkfarbige Wildlederstiefel mit hohen Absätzen. Ihre Oberschenkel waren nackt und mit einer Gänsehaut besprenkelt. »Das ist was Neues für mich - ich habe noch nie einen Löwen geritten, und ich habe noch nie in Deutsch gesungen.«
    »Ist dir nicht kalt?«
    »Ich friere. Gehen wir in die Galerie. Du bist dran, etwas Verrücktes zu tun.«
    »Ich bin dran?«, fragte James, rutschte vom Hinterteil des Löwen und half ihr beim Abstieg.
    »Oh, Mann, du bist der wahre Gent, was?«, sagte sie. »Ja, du bist natürlich an der Reihe. Ich saß auf einem Löwen und habe Beethoven gesungen, jetzt zeig mal, aus welchem Holz du geschnitzt bist. Ich fordere dich heraus.«
    »Um was zu tun?«, fragte James, während sie zur National Gallery rannten und der Kälte entkamen. »Phoenix, verlange bloß nicht, ich soll den Schwanz aus der Hose holen oder so was, denn das werde ich nicht tun. Ich lasse mich nicht verhaften. Nicht in diesem Staat.«
    Sie lachte. »Schon gut. Ich werde dir nichts Schlimmes antun. Komm schon.«
    Es war warm und still in der Galerie, die Atmosphäre so beruhigend, dass man sich kaum vorstellen konnte, dass draußen die Kälte war, die verschmutzte Luft und der ohrenbetäubende Verkehrslärm. Die Böden verstärkten wie in einer Kirche jeden Schritt, und man fühlte sich bemüßigt, nicht zu laut zu sprechen. Selbst Phoenix hörte auf zu reden und bewegte sich so leise, wie das auf den spitzen Absätzen möglich war, als sie Gemälde von Holbein und Tizian betrachtete. Ihr zurückhaltendes Benehmen verursachte James Kopfschmerzen: Was würde sie als Nächstes tun?
    Außer ihnen waren drei Menschen im Raum - ein älterer Herr und zwei Frauen, deren Jaeger Schals, bläulich schimmernde Frisuren und gepolsterte Bodywarmer sie als Angehörige der Land-Rover-Klasse auswiesen. Eine von ihnen warf einen Seitenblick auf Phoenix' rote PVC-Regenjacke und auf die pinkfarbenen Stiefel, aber dann kehrte der Blick rasch zur richtigen Seite des Führers zurück.
    »Sollen wir weiter, Cynthia?«, fragte sie die andere Frau, als sie sich von Holbein abwandte. »Ich habe mich nie besonders für die Kunst des Mittelalters interessiert.«
    James musste sich ein Lachen verkneifen. Phoenix tauchte plötzlich an seiner Schulter auf, wie das kleine Teufelchen im Comic. »Ich hab's«, flüsterte sie. »Du traust dich nicht, in ihrer Gegenwart was Unanständiges zu sagen. Rufe irgendwas - dann erklärst du ihnen, dass du an diesem Syndrom leidest, das dich an ehrwürdigen Orten zu Flüchen

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