Sex und Folter in der Kirche
heiliges Symbol.113
Frauen sind zu dessen innerstem Kern erst gar nicht zugelassen; nach wie vor verweigert sich die katholische Hierarchie. Frauen dürfen Christi Blut verehren und, in katholischen Sonderfällen, auch trinken. Ihr eigenes Blut bleibt vergleichsweise uninteressant es kann, wie die Geschichte des Christenbundes bezeugt, jederzeit vergossen werden.
Große Hure, trunkenes Weib
Noch eine Liebesgeschichte; das Neue Testament liebt solche.
Patriarchen finden die Schuld an ihrem Zustand so gut wie nie bei 140
sich selbst. Sie schauen in eine andere Richtung. Auf diejenigen, die ihnen - Versuchung seit Anbeginn - angst machen. Die eine Dauer-gefahr für Leib und Geist des Mannes darstellen. Die als ewig Schuldige ewig bestraft werden müssen. Und wieder bietet das
Neue Testament eine Wegweisung. »Komm, ich will dir das Ge-
richt über die Große Hure zeigen!«, so lockt einer von den sieben Strafengeln den Seher der sogenannten Apokalypse (Ap 17,1 ff.), jener Geheimen Offenbarung, die alle Blutgier und alle Straflust
»unseres Gottes« in dem grauenhaftesten Endzeitgemälde zusam-
menfaßt, zu dem Menschen fähig waren.
»Komm!«, so versucht der Engel den Voyeur, »ich zeige dir die Große Hure und das Gericht über sie, komm!« Ein normaler Pa-triarchenmann muß von dieser doppelten Aussicht unwiderstehlich, angezogen sein; der Seher im Neuen Testament macht keine Ausnahme, und die seine blutgetränkten Visionen als Frohbotschaft Gottes akzeptierten, ohnedies nicht. »Komm!« Du bekommst sowohl unsere Große Hure als auch das Gericht »unseres Herrn«
über dieses verbrecherisch blutdürstige und unzüchtige Weib zu sehen! Eine richtige Hure ist sie, eine große zumal, eine geradezu allumfassend Geliebte: Denn »die Könige der Erde trieben Unzucht mit ihr, und die Bewohner der Erde sind besoffen geworden vom Wein ihrer Unzucht«.
Wein, Unzucht, Macht, Trunkenheit, Hure. Wenn diese Voka-
beln und Bilder nicht ziehen! Nichts Besseres konnte dem patriarchalen Schuldbewußtsein passieren als die Verschiebung von Sex and Crime auf ein einziges, großes, hurerisches Weib. Jetzt ist die Gefahr personalisiert, der offenbar alle Herren der Welt und alle Menschen erlagen. Die Große Hure nimmt alle Sünden und Verbrechen auf sich. Was bleibt ihr anderes, wenn eine solche Männer-Religion ihre Visionen pflegt? »Ich sah ein Weib auf einem schar-lachroten Tier sitzen, das Tier war ganz voll von lästerlichen Namen und hatte sieben Köpfe und zehn Hörner« (Ap 17,3). Das Bild spricht: Tier, gotteslästerliche (sexuell bestimmte?) Namen, Four-letter-words, scharlachrote Blutfarbe, Sessel und Lotterbett einer Hure. »Das Weib war in Purpur und Scharlach gekleidet, überladen von Schmuck, Gold, Edelsteinen, Perlen. Es hielt einen goldenen Becher in der Hand; der war ganz gefüllt mit Abscheulichkeiten und dem Unrat seiner Unzucht« (Ap 17,4).
Nicht zufällig kennen, zitieren und lieben christliche Sektiererin-141
nen nicht nur das Buch der Apokalypse, sondern auch eine solche Bibelstelle. An kaum einer anderen Stelle der neutestamentlichen Botschaft ist der tiefe patriarchale Haß auf Frauen und Sexualität ähnlich plastisch geschildert: Das WEIB, im goldenen Schmuck
seines Geschlechts, trägt im übervollen Becher seine Unzucht und Mordtat zur Schau. In ihm, dem Weib, der Hure Babylon, findet sich zum einen »das Blut von Propheten und Heiligen und von
allen, die auf Erden hingeschlachtet wurden« (Ap 18,24), zum
anderen die Unzucht einer Männerwelt. Was für ein Weib! Männer kommen ins Schwärmen...
Weg damit! Hirne, Herzen, Hoden geheilt! Ein Seher spricht für alle Geschlechtsgenossen, wenn er das Mysterium der Frau und des Bösen schlechthin offenbart, das ohnehin alle richtigen Männer kennen: »Auf der Stirn des Weibes stand ein Name geschrieben: Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Greuel der
Erde!« (Ap 17,5). »Und ich sah das Weib trunken vom Blut der
Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu. Und mein Erstaunen war groß bei seinem Anblick.« Jetzt endlich ist es heraus; das Staunen des Mannes aber bleibt nur geheuchelt, weil auch er alles schon wußte, projizierte, abschob: Die Große Hure säuft das Blut der Jesus-Jünger und der (künftigen) Christen literweise; sie ist längst besoffen.
Wir Jünger aber - Täter einer Kriminalgeschichte! - sind und bleiben unschuldig. Wir sind nüchtern, nicht betrunken. Wir haben
uns ja weder mit Unzucht und Gewalttat noch mit
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