Sexpertin in Mord

hielt. Ich machte den Mund
auf und wollte schreien, aber ehe ich noch ein Wort herausbrachte, sprach
Harry.
    »Alles in Ordnung, Ali«,
schnauzte er. »Geh in dein Zimmer zurück .«
    Der Riese musterte mich
ausführlich, als ob er erwäge, Zwillinge aus mir zu machen, indem er mich mit
diesem fürchterlichen Schwert in der Mitte teilte, dann beugte er langsam das
Haupt.
    »Herr«, sagte er mit tiefer
kehliger Stimme. »Ihr wart nicht da. Ich sorgte mich .«
    »Dann hör auf, dich zu sorgen,
und zieh dich in dein Zimmer zurück«, schnarrte Harry. »Du hast diese
wunderschöne Dame erschreckt .«
    »Ich bitte tausendmal um
Vergebung, wunderschöne Dame .« Der Riese verneigte
sich vor mir, trat in den Korridor hinaus und schloß die Tür.
    » Eije !« entfuhr es mir, dann sah ich Harry an. »Wer, um Himmels
willen, war denn das ?«
    »Mein Leibwächter.« Er lächelte
ein bißchen. »Ein sehr eifriger Mensch. Manchmal zu eifrig, fürchte ich .«
    »Leibwächter?« Ich blinzelte
zweimal. »He, dann müssen Sie Seine Hoheit Prinz Haroun el-Zamen sein .«
    Er erhob sich vom Bett und
verbeugte sich. »Aber ganz inkognito, meine wunderschöne Mavis. Hier nennt man
mich einfach Harry Smith .«
    »Man stelle sich vor, ich kenne
einen richtigen, lebendigen Prinzen«, sagte ich verträumt. »Das klingt wie aus einem
Märchen .«
    »In meinem Königreich gibt es
keine Feen und Zauberinnen, das versichere ich Ihnen .« Er entblößte seine Zähne flüchtig zu einer Art Knurren. »Aber ich sehe, der
richtige Augenblick ist vorüber. Ali, dieser Narr, hat den Zauber der Stunde zerstört .« Er kam zu mir herüber. »Seien Sie nicht traurig, meine
Schönheit. Es wird noch viele andere Stunden geben .« Er ergriff meine Hand und küßte sie, und wie mir sein Schnurrbart dabei über
die Haut strich, das verhalf mir zu einer Gänsehaut am ganzen Körper. »Wir
sehen uns beim Dinner .«
    »Ja, gewiß — ähem — Harry«, murmelte ich.
    Und weg war er. Ich war ganz
allein mit meiner Gänsehaut, und irgendwie war ich mächtig aufgeregt und
neugierig auf den Rest meines Capri-Aufenthalts. Offen gestanden war das einzige,
was sich schwach und matt fühlte, meine Widerstandskraft, und ich sagte mir,
darauf müsse ich ein sehr wachsames Auge haben, denn schließlich wollte ich ja
nicht bei 39 anderen Mädchen im Harem landen und im allgemeinen umgekehrten
Striptease mitwirken, während der Herr und Meister gähnte und einschlief, noch
ehe wir in unsere Höschen geschlüpft waren.
     
     
     

5
     
    In Anbetracht der Konkurrenz in
dieser Villa verlangte die Cocktailstunde vor dem Dinner nach etwas Besonderem
aus dem Seidlitz -Arsenal. »Bringen Sie einfach nur
einen Bikini und etwas Bequemes für den Abend mit«, hatte die Contessa gemeint,
weshalb ich mir sagte, sie könne sich nicht beschweren, wenn ich sehr leger und
gelockert erschien. Das Legere war ein knöchellanges Abendgewand aus schwarzer
Spitze, natürlich durchsichtig. Ich zog es über einen weißen Body- Stocking und schaute in den Spiegel, um die Wirkung zu
erkunden. Wau! Sie können es mir glauben, das war wahrhaftig eine Wirkung.
Einen Augenblick mußte ich selber überlegen, ob ich denn etwas drunter anhatte.
    Ich wählte für meinen Auftritt
auf der Terrasse genau die richtige Tür — so daß ich die Sonne im Rücken hatte
—, und tatsächlich verstummte schlagartig jegliche Unterhaltung; acht
Stielaugen richteten sich auf mich. Sie gehörten Peter, Harry, Marty und Mr.
Amalfi; ferner zählte ich sechs Augen, die mich mit Giftpfeilen beschossen, und
die gehörten der Contessa, Jackie Kruger und der ehrenwerten Pamela Waring.
Wenn einen die anderen Damen derart hassen, darf man sicher sein, daß die eigene
Kleidung ein Volltreffer ist. Folglich widmete ich der ganzen Runde ein
Unschuldslächeln und meinte: »Sie sagten doch, etwas Bequemes für die Abende,
nicht wahr, Contessa ?«
    »Ich glaube, ja .« Ihre Stimme bebte ein wenig. »Ich werde diesen Fehler
nicht noch einmal begehen .«
    »Bequem ?« Die ehrenwerte Pamela Waring schnaubte vernehmlich. »Ich nenne es geschmacklos
und unmoralisch .«
    »Etwa wie ein Nacktbad im
Brunnen ?« meinte Mr. Amalfi schüchtern, worauf sich
das Antlitz der ehrenwerten Pamela leuchtend rosa färbte.
    »Ich finde es großartig .« Harrys Blicke brannten auf Anhieb durch meinen Body- Stocking . »Sie sehen bezaubernd aus, Mavis .«
    »Mavis?« Das Grün in den Augen
der Contessa verdunkelte sich. »Ich wußte gar nicht, daß ihr beide