Sexy, süß und namenlos
nicht. Sie gehörten jemand anderem, vielleicht jemandem, der sie vorher gewesen war.
Sie warf sich in Grants Bett hin und her und spürte die weichen Laken an ihrer nackten Haut. Noch immer hatte der Traum nicht ganz aufgehört, und so schwebte sie zwischen zwei Welten. Sie kämpfte darum, mehr zu erfahren, auch wenn dieses Wissen bedeutete, dass sie Grant verlor.
Dieser Gedanke ließ sie abrupt hochschrecken. Sonnenlicht blendete sie, und sie rieb sich die Augen. Sie ließ sich wieder in die Kissen sinken und versuchte, ihre Traumbilder zu verstehen. Vergeblich wartete sie darauf, dass sie sich zu einer vollständigen Erinnerung zusammenfügten.
Sie gab es auf, nachdem sie auf den Wecker geschaut hatte, denn es war bereits Viertel nach elf. Eigentlich hatte sie nicht so lange schlafen wollen, um Moana anzurufen, bevor sie aus dem Haus ging – wenn sie überhaupt in der Stadt war. Außerdem musste sie sich darum kümmern, was sie heute Nachmittag zur Hochzeit anziehen sollte.
Falls Grant sie überhaupt noch dabeihaben wollte. Trotz der vergangenen Nacht würde sie es ihm nicht übel nehmen, wenn es ihm noch immer unangenehm war, mit ihr in der Öffentlichkeit zu erscheinen und vielen für ihn wichtigen Menschen etwas vorzulügen. Grant und sie hatten wundervolle Momente miteinander erlebt, die sie immer schätzen würde. Aber das bedeutete nicht, dass sie ihre Beziehung den stockkonservativen Bürgern von Citrus Hill bekannt geben sollten. Besonders dann nicht, wenn sie tatsächlich eine Stripperin war.
Die giftigen Worte aus Wilhelmina Langleys Kolumne fielen ihr wieder ein. Würde diese Frau mit einer Stripperin besser umspringen als mit der Prostituierten? Bevor ihr mögliche reißerische Schlagzeilen einfallen konnten, ging Harley ins Bad.
Als Harley eine halbe Stunde später aus der Dusche kam, fand sie eine ganz persönliche Einladung zur Hochzeit auf dem Bett in Form eines königsblauen Seidenkleides. Mit den dazu passenden Schuhen, der Handtasche und dem kurzen Jäckchen würde das Kleid die Farbe ihrer Augen hervorheben und ihre schlanke Figur betonen.
In einer mit Seidenpapier ausgeschlagenen Schachtel neben dem Kleid hatte Grant ihr aufreizende Unterwäsche bereitgelegt. Das hautenge Kleid würde den seidenen String-Tanga, den knappen BH, die Strapse und die schimmernden hauchzarten Strümpfe kaum verbergen. Harley stieß einen leisen Pfiff aus.
„Das habe ich auch gerade gedacht.“
Grants raue, tiefe Stimme ließ sie erschauern. Sie drehte sich um und entdeckte ihn lässig an den Türrahmen gelehnt. Er grinste, als würde sie schon jetzt die Unterwäsche tragen statt eines Handtuchs.
„Du warst schon ein fleißiger Einkäufer heute Morgen“, erwiderte sie und legte die Strapse zurück in die Schachtel. Grant trug lediglich eine Smokinghose, offen und ohne Gürtel.
„Neben dem Herrenausstatter gab es eine Boutique für Damenbekleidung. Ich hoffe, dir gefällt mein Geschmack.“
Sie lächelte. „Das Kleid ist perfekt. Aber du hättest nicht so viel ausgeben müssen. Ich hätte auch bei den Sachen deiner Exfrau etwas Passendes gefunden.“ Doch als sie sich umsah, stellte sie überrascht fest, dass der Karton mit den aussortierten Kleidern verschwunden war.
„Du hast etwas Besseres verdient als Camilles abgelegte Sachen.“
Sie hat dich „abgelegt“, dachte Harley. Die Frau musste wirklich dumm sein.
Er schob die Hände in die Taschen. „Ich habe den Karton zur Altkleidersammlung gebracht.“
Harley fuhr sich durch die feuchten Haare. Sie hatte kaum Make-up aufgetragen und ahnte, wie schrecklich sie aussah. Andererseits ließ sein Blick darauf schließen, dass es wohl doch nicht so schlimm sein konnte. „Willst du immer noch, dass ich mit dir zu dieser Hochzeit gehe?“
Zur Hochzeit, ins Bett, bis ans Ende der Welt, dachte Grant. „Es wäre mir eine Ehre, dich begleiten zu dürfen.“
„Was ist mit unserer Geschichte, dass ich deine Cousine bin?“, wollte sie wissen. „Werden deine Freunde sich nicht verplappern?“
„Nicht, wenn ihnen ihr Leben lieb ist. Wir treffen uns alle hier, um auf die Limousine zu warten. Ich werde ihnen die Regeln deutlich klarmachen. Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Ich werde schon mit allem fertig.“
„Wir sollten nichts riskieren.“
„Jetzt ist es zu spät für solche Bedenken.“
Vorsichtig faltete sie die Unterwäsche wieder zusammen, schloss den Deckel und presste die Schachtel an ihre Brust. „Dann sollte ich mich jetzt besser
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