SGK224 - Das Gespensterhaus an der Themse
kommt heraus aus der Nacht, ich bin bereit, mich zu stellen! Aber wenn
ihr glaubt, mich vernichten zu können, weil ich mal einen Fehler begangen habe,
dann täuscht ihr euch !«
Er warf die nur halb
gerauchte Zigarette zu Boden, und die Kippe glomm dort weiter.
Mit einer schnellen
Bewegung griff der Mann in seine rechte Jackentasche und zog einen Revolver
hervor.
Er entsicherte ihn.
Deutlich war das Knacken des Hahnes in der Stille zu hören.
»Und nun zeigt euch !« Conectree lachte laut nach dieser erneuten Aufforderung.
»Ich weiß, dass ich euch mit dieser Waffe keinen Schaden zufügen kann. Da gibt
es andere, die mir jedoch nicht bekannt sind. Aber ich lasse mich nicht länger
von euch jagen! Ich werde euch beweisen, dass ihr euch verrechnet habt! Ihr
werdet mich nicht bekommen, niemals...«
Seine Worte verhallten.
Su Hang hielt den Atem
an.
Sie sah, wie Conectree
sich die entsicherte Waffe an die Schläfe hielt. Dann krümmte sich sein
Zeigefinger.
Schon im Ansatz der
Bewegung schnellte Su Hang wie eine Raubkatze nach vorne. Ihr Körper schien
plötzlich schwerelos zu sein. Sie warf sich dem Engländer entgegen, der von
diesem Angriff mehr als überrascht war.
Su Hangs Rechte wischte
durch die Luft, schlug gegen den Unterarm der Waffenhand mit solcher Wucht,
dass der Revolver blitzartig von
Conectrees Kopf gerissen
wurde.
Keine Sekunde zu früh!
Der Schuss krachte. Die
Flammenzunge leckte noch über Conectrees Kopf hinweg. Die Waffe entfiel seiner
Hand und flog scheppernd auf den rissigen Betonboden.
Durch den Angriff der
jungen Chinesin, der mit voller Wucht geführt wurde, stürzte auch der Engländer
zu Boden.
X-GIRL-G kniete auf dem
Mann und hielt ihm beide Arme fest. Conectree war in diesen ersten Sekunden wie
gelähmt und unfähig, eine Abwehrbewegung zu machen.
»Egal«, stieß er heiser
hervor. Seine Augen flackerten. Sein Atem ging stoßweise. »Vieleicht ist es
euch jetzt gelungen...doch ein andermal werde ich es...geschickter anfangen...«
»Es gibt in keinem Leben
einen Grund seinem Dasein selbst ein Ende zu setzen«, bemerkte Su Hang leise,
aber deutlich. »Auch für Sie nicht, Mister Conectree!«
»Keinen Grund?« Er lachte
rauh.
»Der Grund bist du...du
und die anderen...ihr alle, die ihr mich nicht mehr in Ruhe schlafen lasst .«
»Ich glaube, wir missverstehen
uns. Mister Conectree. Ich habe mit denen, von denen Sie sprechen, nicht das
Geringste zu tun .«
»Lüge !«
Su Hang schüttelte den
Kopf. »Ich sage Ihnen die volle Wahrheit .«
»Ich habe Sie vorletzte
Nacht schon gesehen. Sie waren in dem Zimmer, als die gespenstischen Ereignisse
abermals eintraten .«
»Richtig! Ich wurde auf
Ihren Hilferuf aufmerksam. Ich wollte Ihnen helfen. Aber Sie haben es ja
vorgezogen, aus dem Hotel auszuziehen .«
Eine geraume Weile
herrschte nach Su Hangs Worten Schweigen.
Die Chinesin lockerte
ihren Griff und löste sich von Conectree, um ihm die Möglichkeit zu geben,
wieder aufzustehen.
»Wer sind Sie ?« fragte er heiser.
»Mein Name ist Su Hang.
Ich war durch einen Zufall an jenem Abend im >Hongkong-Hotel<.Was Ihnen
widerfahren ist, lässt mich seither nicht zur Ruhe kommen. Ich bin Ihnen
gefolgt und musste feststellen, dass Sie in jeder Nacht unter einem anderem Namen in einem Hongkonger Hotel abgestiegen
sind. Bis heute Abend, da ist dieser Trick nicht mehr gelungen...«
»Sie sind ein
merkwürdiges Mädchen, Su«, entgegnete Conectree »Was interessiert Sie so sehr
an mir ?«
»Ihr Leben, Mister
Conectree! Es ist ungewöhnlich. Sie werden bedroht. Ich habe eben alles
mitbekommen. Sie haben ins Unsichtbare gerufen, in der Erwartung oder der Meinung,
dass von dort ein Angriff erfolgen würde. Wenn sich im Zusammenhang mit einer
Person übersinnliche Dinge ereignen, die sie bedrohen oder die man zumindest
als bedrohlich empfindet, dann steckt dahinter ja wohl nichts Gutes...«
Er nickte. »Wie recht Sie
damit haben !« Er fasste seine Gesprächspartnerin fest
ins Auge. »Aber warum interessiert Sie denn das alles ?«
»Ich bin Mitglied einer
privaten Vereinigung, die parapsychologische Erscheinungen unter die Lupe nimmt
und zu erforschen versucht. Nicht immer hat man das Glück, dabei Zeugin zu
werden. Mir war es vor zwei Tagen vergönnt. Und seither...nun, das wissen Sie
ja .«
Was die junge Frau sagte,
klang überzeugend. Und auch Conectree schien es ihr abzunehmen.
Er kam auf die Beine und
klopfte sich umständlich den Schmutz vom Anzug. Er wollte sich nach
Weitere Kostenlose Bücher