SGK224 - Das Gespensterhaus an der Themse
errichten ließ und
von der niemand, kein Außenstehender, etwas ahnt...« Sie machte plötzlich »Pst !« und sah sich nervös um, als fürchte sie, jemand könne in
ihrer Nähe sein und die Dinge mithören, die den Betreffenden überhaupt nichts
angingen. »Eigentlich wollte ich es nicht tun...dann hab ich's doch getan...sie
hat meine Hand geführt...doch ich war es gewesen, die das große Messer dem
Fremden zwischen die Schulterblätter stieß...«
Ihre Stimme war zu einem
fast unhörbaren Flüstern herabgesunken.
»Wie sah der Mann aus,
Mrs. Myler ?« reagierte X-RAY-7 sofort. Der Russe hatte
plötzlich einen fürchterlichen Verdacht.
Dorothy Myler konnte eine
sehr gute Beschreibung geben.
Und auf Grund dieser
Beschreibung gab es für Iwan Kunaritschew keinen Zweifel mehr, dass sie von dem
Nachrichtenagenten Oliver Rescue sprach!
»Der Tod des Fremden
veranlasste sie, mir nur ein Versprechen abzunehmen...ich weiß nicht, ob Sie
mich verstehen...wahrscheinlich denken Sie, ich sei wahnsinnig. Nur eine
Wahnsinnige könnte auch über ihre Tochter herfallen und sie niederstechen...ich
musste Susan opfern, um Janet und Andrew zu retten...sie sind noch sehr jung,
jünger als Susan, und wenn man zwei Menschen retten kann...dann frage ich mich,
weshalb man dann nicht einen opfern soll ?« Sie legte
plötzlich den Kopf schief, blickte in eine unbestimmte Ferne, und ein
entrücktes Lächeln lag auf ihrem blassen Gesicht.
Die Engländerin gab
schließlich genaue Antworten auf gezielte Fragen.
Auf diese Weise konnten
sich die Männer um sie herum ein Bild von den Ereignissen machen, die sich
während der letzten drei Nächte in dem Gespensterhaus an der Themse abgespielt
hatten.
Im Mittelpunkt dieser
Geschehnisse standen die Spukerscheinungen, die jeden von ihnen in Bann zogen
und die offensichtlich nur Susan versucht hatte abzustreifen. Janet und Andrew
hatten dies alles nur mitbekommen wie in einem bösen Alptraum
Aus ihnen hatten die
Geister Verstorbener gesprochen, aus ihnen waren tierische Laute gekommen, ohne
dass sie selbst etwas davon wussten.
Und zurückzuführen waren
diese Dinge offensichtlich auf eine zentrale Person. Das war diese sogenannte
Linda. Ob dies nun ein Tarnname war oder überhaupt nur eine Bezeichnung, um
einen Namen zu geben - das wusste niemand. Auch Dorothy Myler nicht.
»Sie ist ein großer
Arzt...sie hat vielen Menschen geholfen...und sie wollte einen idealen
schaffen...einen, der ewig lebt, der unverwundbar ist und der ihr gehorcht,
ohne die geringste Widerrede...in der Welt des Unsichtbaren hat die Seele von
Linda die Zeiten überdauert. Ebenso die von Thomas. Doch er war von ihr
abhängig. Sein Körper konnte nicht leben - ohne das neue Herz...erst dann kann
er manifest werden...erst dann kann auch sie zurückkommen...und dies ist der
Fall...niemand kann es verhindern...auch Susan nicht...«
Plötzlich begann Dorothy
Myler zu weinen. Ein Schluchzen schüttelte ihren Körper, und Tränen rollten
über ihre Wangen. »Susan wollte sie aus dem Haus treiben. Damit hätte sie für
alle Zeiten das Unheil auf uns gezogen...«, fuhr sie mit erstickter Stimme
fort. »Dabei gehen sie doch jetzt selbst...jetzt, wo alles abgeschlossen
ist...das Herz des Fremden schlägt in der Brust von Thomas...«
Dann fing sie an zu
lachen. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und wirkte
plötzlich heiter und entrückt.
Der Wahn hielt sie wieder
für kurze Zeit in den Klauen.
Ihre Verwirrung war
perfekt, und die der Zuhörer war's nicht minder...
»Janet und Andrew...ich
hab sie heute zu Hause gelassen...Janet ist nicht zur Schule gegangen, und
Andrew nicht zur Arbeit...im Haus bei Linda und Thomas sind sie vollkommen
sicher .. .und nun muss ich nach Hause...ich muss das
Essen zurechtmachen...«
Die Tatsache, dass sie
einen Mordanschlag auf ihre älteste Tochter begangen hatte, schien ihr in
diesen Sekunden vollkommen unbekannt zu sein.
Die Frau erhob sich.
Der Beamte wollte sie
zurückhalten und darauf aufmerksam machen, dass sie von hier nicht mehr weg
könne.
Da legte Iwan
Kunaritschew seine Hand auf den Unterarm des Uniformierten. »Lassen Sie sie!
Wir bringen sie selbst nach Hause. Und bei dieser Gelegenheit sehen wir uns mal
dort um...«
*
Iwan Kunaritschews Worte
waren noch nicht verklungen, da machte sich plötzlich das leise Vibrieren am
Ringfinger seiner linken Hand bemerkbar.
Das Signal des PSA-Rings,
das nur er wahrnahm...
Er ging hinaus und nahm
die
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