SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren
den Bauch und stürzte dann ohne einen
Laut zu Boden ...
*
»Das ist nicht... wahr«, kam es wie ein Hauch über ihre Lippen.
Lilian Shownys Augen waren schreckgeweitet. »Sag, daß das nicht stimmt...«
»Es ist wahr. Jedes Wort, Lil...«
Ihr Herz raste. Ihre Handflächen wurden feucht.
Lilian Showny hatte das Gefühl, plötzlich in einer Saune zu sein.
Der jungen Frau wurde heiß.
Sie sprang auf. Ihr Atem flog.
John - ein Mörder? hämmerte es in ihren Schläfen. Sie konnte es
nicht fassen.
Das Ganze war noch immer ein unheimlicher, nicht enden wollender Traum . Das alles war die Fortsetzung dessen, was
in der Nacht begonnen hatte.
»Bist du's wirklich, John ?« wisperte sie
erregt. Mit zitternden Händen tastete sie sich an der Tischplatte entlang.
»Ich muß wissen, ob du da bist, ob du Wirklichkeit bist... Fleisch
und Blut... und Kein Traum, John...«
Sie spürte den Tisch, den Rand eines Tellers, den sie beiläufig
berührte.
John Willex sprang ebenfalls auf.
»Ich mußte es tun! Ich hatte keine andere Wahl. Er besaß mein
Versprechen ... «
»Das... Versprechen zu einem Mord ?« stammelte sie. »Aber das ist noch nicht alles. Es gibt da noch ein
Versprechen... «
Da war sie an der Tischecke und flog ihm förmlich entgegen.
Er erkannte es zu spät.
»Lil !« schrie er auf und wich zurück.
»Ich hatte dich doch gebeten ...«
Auch dazu - zu spät!«
Sie berührte ihn.
Lilian Showny meinte, zu einem Eisberg zu erstarren. Sie schrie markerschütternd
auf und stand da wie angewurzelt. Ihre Hand fühlte keinen Widerstand! Deutlich
konnte die Engländerin sehen, wie ihre Finger Johns Arm passierten, als wäre
der überhaupt nicht vorhanden.
John Willex war nur eine Nebelgestalt, eine Geistererscheinung!
*
Larry Brent warf sich herum.
In der Bewegung riß er die Smith & Wessen Laser hoch und
zielte automatisch in die Richtung, aus der die Kugel abgefeuert worden war.
Weder der heimtückische Mordschütze noch Larry Brent kamen jedoch
zum Zug.
In der offen stehenden Balkontür tauchte eine Gestalt auf. Ein
greller Lichtstrahl jagte von dort aus direkt auf den Schießwütigen zu, der
mitten im Zimmer stand und die Waffe erneut in Anschlag brachte. Die Mündung
wies auf den über den Boden rollenden Brent. Dann erfolgte ein wilder Schrei.
Der Laserstrahl aus der Waffe des Mannes, der vom Balkon in das
Hotelzimmer gedrungen war, traf mitten ins Ziel.
Der Getroffene riß die Hand empor. Als hätte ihn ein Pferd
getreten, warf er die Waffe weg. Mitten im Handteller war ein winziges Loch zu
sehen.
Der Mordschütze war drei Sekunden verblüfft, Zeit genug für Larry
Brent und Iwan Kunaritschew, die Angelegenheit zu ihren Gunsten zu entscheiden.
Der Russe durchquerte mit schnellen Schritten den Raum und riß den
Fremden zu sich herum, ehe der den Gedanken an Flucht oder Widerstand überhaupt
fassen konnte.
»So«, sagte Iwan, »und jetzt kommen wir schon zum gemütlichen
Teil. Ich nehme an, daß wir beide uns ganz vortrefflich unterhalten werden...«
Er stieß den unbekannten Mann zum Bett zurück und schleuderte ihn
darauf, ohne ihn loszulassen, während Larry auf die Beine sprang, um nach dem
Portier zu sehen.
Der Schuß und der allgemeine Lärm auf der Etage hatte andere Hotelgäste auf den Plan gerufen.
Türen wurden geöffnet. Einige zaghaft, andere wütend. Stimmen
schwirrten durcheinander, Fragen wurden gestellt. Einige Neugierige traten auf
den Korridor und sahen den Portier in verkrümmter Haltung auf dem Boden liegen.
Eine Blutlache hatte sich in Hüfthöhe auf dem Teppich gebildet.
Frauen schrien, Türen wurden wieder ins Schloß gedrückt. In der
nächsten Minute wurde der Korridor vor Zimmer Nr. 112 zum Tollhaus. Hotelgäste
aus den umliegenden Zimmern fanden sich ein und wollten wissen, was los war.
X-RAY-3 hockte neben dem Portier und stellte fest, daß der Mann
eine tiefe, blutende Wunde von der Kugel davongetragen hatte.
Er lebte noch.
X-RAY-3 leistete erste Hilfe, während er einem besonnenen
Hotelgast zurief, schnellstens das nächste Krankenhaus anzurufen, damit der
Portier sofort in die richtigen Hände kam.
Auch die Polizei wurde verständigt!
Der Ambulanzwagen war zuerst da. Der Schwerverletzte wurde sofort
abtransportiert. Inzwischen war auch der Geschäftsführer des Hotels
»Moor-House« eingetroffen und versuchte die erregten Gäste zu beruhigen.
Brent hielt sich bei Iwan in Zimmer Nr. 112 auf, wo sie auf das
Eintreffen der Polizei warteten.
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