SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren
In der Zwischenzeit nahmen sie sich den
Mordschützen vor, der sich bisher mit keinem Wort über seine Tat und über seine
Anwesenheit in Morna Ulbrandsons Zimmer geäußert hatte.
Der Mann war etwa Mitte Vierzig.
Er war von kräftiger Gestalt, hatte dichtes, braunes Haar und
dunkle, stechende Augen, die den Grund der Seele zu erkennen schienen. Markant
und männlich das Gesicht. Neben dem rechten Auge befand sich eine dunkle,
breite Narbe, die von einer Verletzung - möglicherweise eine Stichwunde -
herrührte.
Draußen auf dem Korridor wurde es langsam ruhiger. Es gelang dem
Geschäftsführer mit Hilfe einiger Hotelangestellten, wieder für Ruhe und Ordnung
zu sorgen.
In den folgenden Minuten war in den meisten Zimmern die
Toilettenspülung oder die Dusche in Aktion. Viele Gäste, unsanft geweckt,
machten sich fertig, um ins Frühstückszimmer zu gehen. In erster Linie in der
Hoffnung, dort mehr über den mysteriösen Vorfall zu erfahren.
Larry und Iwan waren sich im klaren darüber, daß der
geheimnisvolle Fremde, den sie gerade noch zur rechten Zeit in Mornas Zimmer
abgefangen hatten, offensichtlich gekommen war, um etwas zu suchen.
Der Raum sah aus, als hätten hier tagelang einige Wilde gehaust.
Alle Schranktüren waren geöffnet, Mornas Gepäck durchwühlt, ihre
Kleider wahllos auf den Boden verstreut.
Die Schubladen des kleinen Schreibtisches waren aufgerissen, und
der Eindringling hatte auch das Bett eingehend durchsucht. Federbett,
Kopfkissen und sogar die Matratze waren aufgeschlitzt, um etwas zu finden...
aber was?
»Was haben Sie gesucht, und wo ist die Frau, die dieses Zimmer
gemietet hat ?« fragte Larry Brent mit scharfer Stimme.
Keine Antwort. Nur ein haßerfüllter Blick aus tiefgründigen,
schwarzen Augen.
»Wir sind recht umgängliche Zeitgenossen«, schaltete der Russe
sich ein. Er wiegte seine Smith & Wesson Laser in der Hand, und sein
Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, als er zu sprechen fortfuhr. »Aber irgendwann
ist auch die Geduld eines Heiligen zu Ende. Entweder Sie sagen uns jetzt, was
für seltsame Spiele Sie hier getrieben haben - oder wir machen kurzen Prozeß
mit Ihnen, noch ehe die Polizei eintrifft .«
»Dann - gehört ihr also nicht dazu ?« plötzlich reagierte der Fremde.
»Nicht direkt. Wir sind harmlose Touristen, die auf dem Weg nach
Dartmoor einen Abstecher bei einer guten Freundin machen wollten«, warf Larry Brent kühl ein. »Komische Touristen, die bis an
die Zähne bewaffnet sind«, entgegnete der andere bissig.
»Vielleicht ist das hier in diesem Landstrich notwendig«,
reagierte Brent. »Wenn einem die Kugeln um die Ohren zwitschern, bleibt nichts
anderes übrig, als in geeigneter Form zu reagieren. Und nun machen Sie's kurz!
Das ist am besten für Sie, glauben Sie mir... Mein Freund ist kein Anhänger
langer Gespräche. Er wird langsam ungeduldig. Wir stellen Ihnen ein paar
Fragen, und Sie geben die passende Antwort dazu. Haben Sie das verstanden ?«
Der Mann auf dem Bett wurde zunehmend nervöser. Offensichtlich
hatte er mit dem Gedanken gespielt, es nach dem ersten Überraschungsangriff auf
einen Ausfallversuch ankommen zu lassen. Aber bei den
beiden Widersachern sah er kaum eine Chance, etwas auszurichten.
»Wo ist Miß Ulbrandson ?« Larry Brent
beherrschte sich. Iwan kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, daß
X-RAY-3 es nicht mehr lange auf diese Tour versuchen würde. Wenn der
Mordschütze sich weiterhin querstellte, würde er Brent von einer anderen Seite
kennenlernen. »Ich kenn' keine Miß Ulbrandson!«
Das hätte nicht kommen dürfen.
Es ging blitzschnell.
Ehe der in Mornas Zimmer Gefaßte begriff, was geschah, packte
Brent ihn am Kragen und riß ihn zu sich vor.
Dem Schützen blieb die Luft weg.
»Das ist die Frau, der dieses Zimmer gehört und deren Sachen Sie durchwühlt
haben«, stieß Larry Brent hervor. »Und jetzt reicht mir's !« Er drückte mit der anderen Hand den Lauf der Laser gegen die Brust des Mannes.
»Reden Sie! Lassen Sie keine Sekunde länger verstreichen! Wo ist Miß Ulbrandson ?«
»In einem Haus«, preßte der Bedrohte hervor. Schweiß perlte auf
seiner Stirn. »Und nun ... lassen Sie ... los. Sie erwürgen... mich ja...«
Mit einem Fluch zwischen den Lippen schleuderte Larry den
Mordschützen auf das Bett zurück. Der landete zwischen den aufgeschlitzten
Kissen, daß die Daunen durcheinander wirbelten.
»In welchem Haus?«
»Es liegt im Wald. Eine alte Holzfäller-Hütte«, entgegnete der
Gefragte
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