SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren
Kunaritschew tauchte neben dem Freund auf.
Larry klopfte an, noch ehe der Portier außer Atem um die Ecke bog.
»Hallo, Miß Ulbrandson ?« sagte Brent mit
klarer Stimme. »Hier ist der Zimmerkellner. Ich bringe das Frühstück ...»
Niemand antwortete. Dafür aber war etwas anderes zu hören: Ein
leises Klappen, als würde jemand die Tür eines Schrankes zudrücken...
»Miß Ulbrandson? Sind Sie schon wach ?« Larry legte lauschend das Ohr an die Tür.
Da atmete jemand ...
X-RAY-3 warf seinem Freund einen Blick zu.
»Du von der anderen Seite, Brüderchen«, sagte er nur. Weiterer
Worte bedurfte es nicht. Sie verstanden sich. Iwan lief los. Noch wenige
Schritte, und er hatte das Gangende erreicht.
Dem Portier fielen fast die Augen aus den Höhlen, als er sah, wie
der Russe kurzerhand das Fenster öffnete und sich federnd auf die Fensterbank
schwang.
Iwan mußte den Kopf einziehen. Dann lief er auf dem schmalen Sims
an der Hauswand entlang. Einen Balkon gab es auf dieser Seite des Hauses nicht.
Das erschwerte Kunaritschews Mission.
»Was ... macht er denn jetzt ?« stammelte
der Portier. Der Mann sah mitgenommen aus. Er glaubte zu träumen.
»Er paßt auf, daß der Besucher nicht aus dem Fenster entkommt,
während ich ganz normal durch die Tür eintrete«, entgegnete Brent.
»Fenster ... Besucher... das ist Miß Ulbrandsons Zimmer und ...«
»Es scheint es nicht mehr zu sein. Offensichtlich ist Miß
Ulbrandson heute nacht gar nicht nach Hause gekommen. Wer immer den Schlüssel
vom Brett genommen hat - auf keinen Fall ist es Miß Ulbrandson gewesen! Sie
müssen irgendwann in dieser Nacht eben doch mal länger nicht in der Rezeption
gewesen sein. - Wie sieht die Rückwand des Hotels aus? Gibt es auf der
Fensterseite Balkons ?« »Ja. - Aber ich verstehe
nicht...«
»Und nun treten Sie bitte etwas zur Seite«, forderte Larry. »Ich
brauche einen kleinen Anlauf ...«
»Sie wollen die Tür ... sprengen ?«
»Hm, hab' ich vor. Jemand befindet sich im Raum dahinter. Aber
dieser Jemand scheint großes Interesse daran zu haben, dies nicht
bekanntzugeben. Also müssen wir ihn dazu zwingen...»
Ein Blick zur Seite. Larry schätzte die Entfernung vom offenen
Flurfenster zur Hausecke und von da zum Fenster des Zimmers Nr. 112.
Wenn alles glatt verlaufen war, befand sich Kunaritschew in diesem
Moment an der Hausecke ... jetzt am ersten Balkon, jetzt am zweiten...
Draußen blieb alles ruhig. Also wußte derjenige in Mornas Zimmer
nicht, was sich da anbahnte.
Die Sekunden tropften dahin.
Der Portier begriff, daß er das einmal von Brent und Kunaritschew
begonnene Spiel nicht unterbrechen konnte.
»Ich hole den Universalschlüssel«, raunte er. »Dann müssen Sie
doch nicht mit Gewalt...«
»Zu spät«, raunte Larry. Er nahm seine Smith & Wesson Laser
zur Hand. »Es muß schnell gehen ...«
»Polizei?« Die Augen des Portiers wurden groß wie Untertassen.
»Fast. Wir sind eine einzige große Familie ...«
Larry Brent wandte den Blick nicht von Mornas Zimmertür.
Er machte sich Sorgen.
Mit Morna stimmte etwas nicht. Wenn sie sich in diesem Zimmer
befand, dann nicht mehr aus freien Stücken. Dann hielt jemand sie in Schach und
zwang sie zu schweigen. Befand sie sich nicht im Raum, dann war noch
Schlimmeres denkbar. Morna war aus dem Hotel gelockt worden, und ein anderer an
ihrer Stelle hatte es wieder aufgesucht, sich ihres Zimmerschlüssels bemächtigt
und war in Nr. 112 eingedrungen.
Wo befand sich Morna jetzt und wie war ihr Zustand? War sie noch
am Leben?
Larry Brent nahm Anlauf und warf sich mit aller Kraft nach vorn.
In dem Moment, da er mit voller Wucht gegen die Tür flog, hörte man seinen
Warnschrei.
»Bleiben Sie zurück !«
Der Zuruf galt dem Portier.
Und wie sich gleich darauf zeigte, war die Warnung nicht
unbegründet.
Es krachte und splitterte.
Im Nachvornwerfen ließ Larry sich gleichzeitig fallen.
Die Tür flog berstend nach innen. Holzsplitter spritzten durch die
Luft. Das ganze Schloß wurde aus der Halterung gerissen.
Der PSA-Agent lag am Boden.
Ein Schuß krachte. Die Detonation erfolgte aus solcher Nähe, daß
X-RAY-3 den Pulvergeruch in die Nase bekam. Die Kugel verfehlte ihn um
Haaresbreite.
Seine geistesgegenwärtige Reaktion rettete ihm das Leben.
Der Portier beging den Fehler, Brents Zuruf keinen Glauben zu
schenken. Der Mann war einen Schritt zu nahe an der Tür.
Das Projektil bohrte sich oberhalb des Magens in seinen Körper.
Der Getroffene preßte beide Hände auf
Weitere Kostenlose Bücher