SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens
peitschenden Folterknecht jegliche Unterstützung angedeihen
zu lassen.
Morna begriff, was da auf sie zukam.
Diese Kammer machte ihrem Namen alle Ehre.
Hinter den quadratischen Fenstern, von
denen es mehrere in der Folterkammer gab, glaubte sie ein leises Leuchten
wahrzunehmen. Instinktiv erfaßte sie auch die Unruhe, die sie umgab, die von
außerhalb kam. Große leuchtende Augen… Raubtieraugen zeigten sich jenseits der
vergitterten Fenster.
Grauen erfüllte die Schwedin.
Sie wurde an ihr Erlebnis von letzter
Nacht erinnert, als sie die gleichen Augen in Fitzpatrick Hamptons Bild wahrnahm!
X-GIRL-C nahm alle Kraft zusammen,
schlug und trat um sich.
Sie verschaffte sich Luft, es gelang
ihr sogar, taumelnd auf die Beine zu kommen.
Ein Peitschenhieb wirbelte sie herum.
Morna packte die Peitsche und
reagierte diesmal schneller, obwohl die Schmerzen und Verletzungen ein großes
Handicap für sie waren.
Sie erwischte die Riemen, schloß ihre
Hände und zog ruckartig daran. Die Kraft, die ihr gegenüberstand, war enorm.
Schweiß rann der Schwedin übers
Gesicht.
Sie ließ sich auf diesen
kräfteraubenden Zweikampf ein und näherte sich dabei Schritt für Schritt der
gegenüberliegenden Tür, die entweder aus dieser Folterkammer heraus und in
einen Schacht führte − oder in eine neue Kammer des Grauens, von der sie
nicht wußte, welche Schrecken sie bereit hielt.
Aber seltsamerweise zog sie das nur
beiläufig in ihr Kalkül.
Sie wollte raus hier, so schnell wie
möglich die Gefahr hinter sich bringen, die sich jetzt verstärkte.
Zwei Eisen wurden aus der Esse gehoben
und schwebten rasch durch die Luft. Die glühenden Metallteile wurden Morna
entgegengehalten.
*
Der Bentley erreichte die Kurve, von
der aus die direkte Zufahrt zum Hampton-Castle möglich war.
Der Blick wies zum offenen Lough Corrin , das schwarz und
geheimnisvoll jenseits der Straße lag.
Als Mary die Kurve erreichte, lag
neben dem Seitenarm des Sees zur Linken das massive Bauwerk. Schwarz und
trutzig lag es vor dem Hintergrund des mächtigen Sees und des Parks, der sich
hinter dem Trakt mit den eckigen Türmen aus dem 18. Jahrhundert ausdehnte.
Sie erreichten die Brücke. Aber Mary
bog nicht ein.
»Nanu ?« fragte Henrik nur.
»Ich sagte dir doch, daß ich einen
anderen Weg kenne«, sie reagierte ein wenig gereizt. Man merkte ihr an, daß nun
− so kurz vor dem entscheidenden Unternehmen − ihre Nerven unter
Hochspannung standen. »Über die Brücke können wir nicht. Ab zweiundzwanzig Uhr
ist das Haupttor fest verschlossen. Da ist Jones, der Butler, auf die Minute
genau. Die Gäste im Schloß haben ein Recht darauf, richtige Schloßatmosphäre zu
genießen. Dazu gehört auch ein nach außen völlig abgesichertes Anwesen .«
»Du scheinst dich wirklich bestens
auszukennen .«
»Das will ich meinen. So gut, daß mir
ein Geheimgang bekannt ist, von dem außer den Schloßbesitzern niemand etwas
weiß. Wir sind gleich da .«
Sie fuhr am Castle vorbei.
Die Straße führte kerzengerade am
Seitenarm des Sees entlang, der wie ein schmaler Fluß aussah.
Das flache Land stieg ein wenig an.
Mary hielt sich jetzt genau entgegengesetzt vom Schloß.
»Du wirst noch zu deiner Arbeit
kommen, keine Sorge«, lachte sie plötzlich, als sie Henrik van Oltsens entgeisterten Gesichtsausdruck sah.
»Außergewöhnliche Vorgänge erfordern auch außergewöhnliche Maßnahmen .«
Sie fuhr so weit, daß van Oltsen sich fragte, auf welche Weise sie das Schloß noch
mal erreichen wollte.
Seine Begleiterin bog nach etwa einer
knappen Meile plötzlich rechts scharf ein, auf einen Feldweg, der von niedrigem
Gebüsch zu beiden Seiten flankiert wurde.
So nahe wie möglich steuerte Mary den
Bentley an die Büsche heran und hielt dann. Der Motor erstarb.
»Wir sind da. Komm…« Sie stieg aus und
schlug die Tür zu. Sie verhielt sich nicht besonders leise und wußte, daß sie
in dieser Einsamkeit kein Mensch hören würde.
Sie ging um die Büsche herum. Dahinter
lag ein Graben, in dem allerlei Äste und Zweige lagen und das Gebüsch so dicht
stand, daß van Oltsen sich fragte, was das alles
bedeuten sollte.
Er grinste. »Wenn du mich verführen
willst, Baby«, sagte er unvermittelt. »Dann brauchst du dir doch nicht solche
Mühe zu geben. Mir reicht schon ein einfaches Feld oder da vorn die saftige
Wiese, wenn du unbedingt ins Gebüsch willst, soll’s mir natürlich auch recht
sein .«
Sie wandte sich um und deutete auf das
Reisig. »Hilf mir, es
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