SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens
Örtlichkeiten vertraut. Sie passierte die Tür. »Wir
befinden uns hier im ältesten Teil des Schlosses. Fitzpatrick John Mahon scheint diesen Trakt besonders geliebt zu
haben .«
Sie deutete auf die zahlreichen
Waffen, die an der Wand hingen. Von der Armbrust bis zum Kampfschwert war alles
enthalten. Ein Teil des breit ausgebauten Ganges war eine richtige
Waffenkammer. »Diese Dinge werden den Gästen überhaupt nicht gezeigt. Hier
unten in den Verliesen liegen hunderte von Ritterrüstungen, Lanzen und Waffen
aller Art. Ein Waffensammler würde in Begeisterung ausbrechen…«
Es war alles sehr alt, und die Stücke
wurden nicht gepflegt. Durch die ewig herrschende Feuchtigkeit trugen sie alle
große Rostflecken.
Der Gang machte einen Knick, wurde
sehr schmal und endete mit einer Tür.
»Dies ist der Eingang zu einer jener
Kammern, von denen ich dir soviel und doch andererseits wieder sehr wenig
erzählt habe, Henrik. Die Tür läßt sich öffnen. Fitzpatrick John Mahon sah keine Notwendigkeit, Extraschlösser
anzubringen. Die Fallen, die die Kammern selbst darstellten, waren seiner
Meinung nach stark genug, als Barriere zu fungieren .«
Henrik van Oltsen warf einen nachdenklichen Bück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
»Eines verstehe ich nicht…«
»Und das wäre ?«
»Das ist die Tatsache, daß wir hier
einfach reinsteigen konnten. Jedem wäre dies möglich gewesen. Und selbst der
vielgepriesene Zufall könnte doch mal eintreten, daß…«
Das Kopfschütteln Marys, die
inzwischen ihre dunkle Kapuze über den Kopf gezogen hatte, um ihr schönes
blondes Haar vor Feuchtigkeit zu schützen, veranlaßt ihn, seinen Einwand zu
unterbrechen.
»Irrtum. Kein Mensch käme jemals
weiter bis vor die äußere Mauer, Henrik. Die Tür, die wir zurückgestoßen haben,
ist fest verschlossen und verriegelt. Da kann ein Stier anrennen, und er würde
sie nicht aufkriegen, ich habe vorher die drei Schlösser und Riegel geöffnet .«
»Hast du denn soviel Bewegungsfreiheit
im Schloß ?«
»Ja. Jederzeit. Ich lasse dich nun
allein zurück. Ich muß zum Wagen und ihn dorthin bringen, wohin er gehört,
damit meine lange Abwesenheit nicht doch noch auffällt. Du kennst deinen Weg.
Auf diesem Weg, Henrik, gebe ich dir noch etwas mit, das ich speziell für diese
Nacht hier deponiert habe, und das deinen Weg erleichtern soll. Wenn ich dann
gegangen bin, bitte ich dich, die Tür hinter mir zu verriegeln und zu
verschließen, damit der Zugang gesichert ist .«
»Geht klar, Mary .« Er hatte keine weiteren Fragen mehr. Er vertraute ihr vorbehaltlos. Sie
brauchte ihn, daran hatte er nicht mehr die geringsten Zweifel. Sie ließ ihn
− soweit sie darüber eine Ahnung hatte − auch nicht blindlings in
sein Schicksal laufen. Sie warnte ihn und mahnte zur Vorsicht. So verhielt sich
niemand, der etwas gegen einen anderen im Schild führte. Dazu hatte sie auch
gar keinen Grund.
Sie wollte ihn sogar an dem zu
erwartenden Reichtum beteiligen. Mehr konnte er überhaupt nicht erwarten. Dabei
wollte er das nicht mal. Ihm spukte eine ganz andere Idee im Kopf herum. Mary
war die erste Frau in seinem Leben, mit der er zurechtkam. Das war Sympathie
auf den ersten Blick, an Liebe wagte er noch gar nicht zu denken. Er fühlte
sich seltsam beschwingt und hätte die tollsten Kapriolen schlagen können. Seine
Hochstimmung wurde ausgelöst von dem genossenen Whisky und seinen Gefühlen
jener Frau gegenüber, die alles mit ihm hätte anstellen können. Sie konnte von
ihm verlangen, was sie wollte. Er würde für sie durchs Feuer gehen.
Mary hatte an alles gedacht.
In einem Versteck im Mauerwerk waren
ein Dolch, ein fingerdickes Tau, das mit einem großen Widerhaken versehen war,
um eventuell höhere Hindernisse besser überwinden zu können, ein handlicher
Pickel und eine Feuerwaffe zu finden.
Es war eine moderne Maschinenpistole.
Ein Extramagazin mit Munition gehörte dazu.
Henrik van Oltsen schüttelte den Kopf. »Das ist ja eine fast kriegsmäßige Ausstattung .«
»Es war das, was ich beschaffen konnte
und von dem ich vermute, daß du es brauchst. Ich weiß fast alles über das
Schloß, über die Menschen, die es erbauten, die darin seit damals lebten, ich
kenne die Geschichte, aber ich weiß nichts über die Kammern. Das Grauen, das
angeblich in ihnen lauert, muß jedoch besiegt werden, um zum Ziel zu kommen.
Von Stunde an werden die Türen sich nie wieder schließen, wird die Kraft, die Fitzpatrick angeblich in der unheimlichen
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