SGK318 - Lady Draculas Vampir-Villa
jugendliches Gesicht verzerrte sich zu einer wilden,
abstoßenden Fratze.
Die stählerne Klinge in ihrer Hand war verbogen, dünne, lange
Flammenzungen leckten über Finger und Handgelenk.
Das durfte nicht sein!
Normalerweise verursachte der Laserstrahl in der Stärke, wie er
ihn beim zweiten Schuß einsetzte, ein Loch im Gewebe. Wenn das Fleisch jedoch
zu brennen begann, bedeutete dies, daß es morsch und trocken sein mußte wie ein
alter Lappen .
*
Sein Verdacht wurde zur furchtbaren Gewißheit.
Diese junge Frau, die Gladys ermorden wollte, war nicht mehr
wirklich am Leben. Sie war eine Untote!
Die anderen auch?
Dies festzustellen, fand er keine Zeit mehr.
Gladys!
Ihre beiden Gegnerinnen, die sie festgehalten hatten, wollten sie
zurückziehen. Da war Laszlo Ferencz schon heran. Er warf sich gegen die
vorderste und schleuderte sie zur Seite. Dann packte er seine Freundin auch
schon am Arm und riß sie zu sich heran. Zwei Sekunden war seine ganze
Aufmerksamkeit dieser entscheidenden Rettungsaktion zugewandt. Gladys fiel
schlaff in seine Arme. Die verhinderte Mörderin hatte ihren
zusammengeschmolzenen Dolch auf den Boden geschleudert und versuchte, die
weiter um sich greifenden Flammen auszuschlagen.
Laszlo Ferencz wurde klar, daß er durch einen Zufall, nur durch
die Tatsache, daß er Gladys Fernbleiben erkunden wollte, auf ein schreckliches
Geheimnis gestoßen war.
Das Institut war eine Brutstätte von Vampiren!
In der Öffentlichkeit ahnte kein Mensch etwas von den wahren
Dingen, die sich hier in der Abgeschiedenheit abspielten.
Das also war Lady Agathas Geheimnis. Sie experimentierte mit Blut
und einer Spezies von Menschen, von denen man heutzutage wußte, daß es sie gab:
Blutsauger ...
Ein uraltes Mysterium wurde neu belebt. Blut - gleich Jugend und
Schönheit. Ein Mysterium, das von den Vampiren ausging, von Graf Dracula, der
es in die Welt gesetzt hatte .
Alle diese Überlegungen gingen ihm in Sekundenbruchteilen durch
den Kopf.
Jeder Gedanke aber zog gleichzeitig auch einen Widerspruch nach
sich. Wenn diese jungen Mädchen und Frauen alle Vampire waren, mußten doch ihre
Angehörigen längst etwas davon gemerkt haben. Sie konnten nur noch in der Nacht
ihre Wege gehen, konnten tagsüber keine Besuche in der Beauty-Farm erhalten und
.
Sie fielen ihn an wie eine Horde wilder Tiere.
»Laßt ihn nicht entkommen! Tötet ihn!« Die helle, klare Stimme
hallte durch die Nacht. Die geheimnisvolle Ruferin hatte ihre Dienerinnen
völlig unter Kontrolle.
Laszlo Ferencz war im nächsten Moment, noch ehe er von dem
gespenstisch beleuchteten Versammlungsplatz zwischen den Bäumen auch nur zwei
Schritte davoneilen konnte, von den nackten Frauen umringt.
Kreischend stürzten sie sich auf ihn.
Mit dem rechten Fuß stieß er eine zurück. Bei einer zweiten
Angreiferin setzte er das weiße, durchscheinende Gewand in Flammen. Mit spitzen
Schreien schlug die Getroffene um sich, lief brennend über den Rasen und wälzte
sich am Boden, um die Flammen zu ersticken.
Die Tatsache, daß Laszlo Ferencz alias X-RAY-8 Gladys Moon unter
allen Umständen dieser tollwütigen, mordgierigen Clique nicht in die Hände
fallen lassen wollte, besiegelte sein Schicksal.
Vielleicht wäre ihm die Flucht allein noch geglückt, wenn er die
Hände freigehabt und Gladys nicht wie seinen kostbarsten Besitz an sich
geklammert hätte.
Sie waren in der Übermacht und rissen ihn zu Boden.
Er wußte nicht, ob zehn, zwölf, vierzehn oder alle zwanzig auf ihm
lagen und ihm die Luft wegnahmen.
Es ging alles viel zu schnell.
Ein scharfer, spitzer Schmerz erfolgte an seinem Hals. Eine
Vampirin biß ihn.
Ferencz, unter den Leibern begraben, fühlte die Mattigkeit, die
entschwindende Kraft.
Ein zweiter Biß.
Mit dem Blut, das sie ihm wegnahmen, wich das Leben aus seinem
Körper ...
*
12 Stunden später, Tausende von Meilen vom Ort des Geschehens
entfernt ...
Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein.
»X-RAY-8 alias Laszlo Ferencz - ist tot!«
Das Signal löste die Meldung aus, die Larry Brent empfing. Er, der
X-RAY-1 und X-RAY-3 in einer Person war, erbleichte.
Larry hielt sich zum Zeitpunkt der Botschaft in Deutschland auf.
In Berlin war er mit ein paar alten Freunden zusammengekommen, die er noch aus
der Zeit seiner Stationierung bei Hanau kannte. Larry Brent kannte den Code,
der es ihm ermöglichte, von jedem Punkt der Welt aus die Datenbank des
Elektronengehirns anzuzapfen. In Sekundenschnelle überwanden die
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