SGK318 - Lady Draculas Vampir-Villa
ganz vergaß, nach dem Totschläger zu greifen, der
noch neben ihm lag.
Brent stupste den Helfershelfer des Dunkelblonden so lange an, bis
der torkelnd auf die Beine kam. Der Mann war kräftig, breiter in den Schultern
als X-RAY-3, ein athletischer Typ, der seine Kräfte sehr genau kannte. Er war
irritiert und erschreckt, so versagt zu haben. »Hau ab«, stieß Larry hervor.
»Und zwar so schnell wie möglich. Macht, daß ihr mir aus den Augen kommt .«
Die beiden taumelten mehr die Treppe nach unten, als daß sie sie
gingen. Sie hatten es eilig, dem wütenden Überfallenen, den sie unterschätzt
hatten, aus den Augen zu kommen. Larry Brent versetzte dem Totschläger einen
Tritt, daß er die Stufen herabkullerte und auf dem Treppenabsatz liegenblieb.
Dann fuhr er sich durch das Haar und betrachtete sich in der vor
Schmutz blinden Scheibe des Flurfensters, hinter dem das rostige Gestänge der
Feuerleiter schimmerte. Er zupfte sich den Kragen zurecht, glättete seine Ärmel
und pflückte ein imaginäres Stäubchen von seinem Jackett.
»Da entschließt man sich endlich, einen Besuch zu machen,
anständig gekleidet einen guten Eindruck zu hinterlassen - und dann tauchen
zwei Clowns auf, die einem den Anzug verknittern ...«
*
Er fühlte es.
Es stand jemand hinter ihm! Er sah sich in dem matten, stumpfen
Fenster - aber niemand sonst. Und doch wußte er blitzartig - es war jemand da!
Seine Reaktion erfolgte zu spät. Er konnte sich nicht mehr
umdrehen, nicht mehr sehen, wer der Feind war, der sich da herangeschlichen
hatte wie ein Dieb in der Nacht.
Nur eines wurde ihm noch klar, ehe seine Sinne schwanden: das ist
kein Unsichtbarer, er konnte den Schatten sehen ...
Da war es auch schon aus.
Ein ungeheuer schwerer Gegenstand krachte auf seinen Schädel.
X-RAY-3 fiel nach vorn, blieb mit dem Gesicht zum Boden liegen und rührte sich
nicht mehr. In der zwielichtigen Atmosphäre beugte sich eine Gestalt über ihn,
die dunkle Kleidung trug. Larry merkte nicht mehr, daß man ihn über den Boden
schleifte. Der Agent wurde um die vorspringende Wand gezogen, hinter der der
Eingang zu Jim Freders’ Wohnung lag. Die Tür stand weit offen.
Die Wohnung war völlig dunkel. Alle Fensterläden waren
geschlossen. Wo es keine gab, waren dicke Wolldecken vor die Scheiben gehängt.
X-RAY-3 wurde von dem Unbekannten in die finstere Wohnung, die einer Gruft
glich, hineingezogen .
*
Es dunkelte bereits, als sie in London eintraf. Dabei war es noch
früher Nachmittag ... gerade drei Uhr.
Die großgewachsene, blonde Frau mit den nixengrünen Augen und dem
aufregenden Gang zog die Blicke der Männer an. Wer sie sah, dachte meistens
unwillkürlich, daß es sich um ein Mannequin handelte, das über das Rollfeld
schritt.
Tatsächlich war die Schwedin längere Zeit auch in dieser Branche
tätig gewesen. Ihre besonderen Fähigkeiten brachten es schließlich mit sich,
daß sie in die damals gerade gegründete PSA aufgenommen wurde.
Morna Ulbrandson wurde zu X-GIRL-C.
Die äußerst attraktive Frau war in den aufregendsten und
undurchsichtigsten Fällen Larry Brents rechte Hand und hatte in tausend
Gefahren unter Beweis gestellt, daß sie die Erwartungen erfüllte, die man in
sie steckte. Morna war kein Risiko zu hoch, keine Situation zu heikel ... dabei
war sie keineswegs leichtsinnig oder unerfahren. Sie wußte sehr wohl, daß der
nächste Einsatz der letzte sein konnte. Mit diesem Bewußtsein lebte mehr oder
weniger jeder in der PSA.
Mit dem Taxi fuhr sie nach London. Im »Sheraton« suchte sie das
reservierte Zimmer auf und erfuhr, daß der bereits eingetroffene Mister Brent
das Zimmer rechts neben ihr bezogen hatte.
Unwillkürlich schmunzelte sie, als sie das hörte.
Ob es ein Zimmer mit einer Verbindungstür war? dachte sie bei
sich. Sie kannte Brents eigenartigen Sinn für Humor .
Aber sie freute sich darauf, Larry zu sehen. Sie empfand mehr für
ihn als Freundschaft und Kollegialität.
Ihre Freude erhielt aber sofort einen Dämpfer.
»Und hier ist eine Nachricht für Sie, Miß Ulbrandson«, sagte der
Concierge, der ihr den Schlüssel aushändigte.
»Mister Brent hat mich gebeten, Ihnen den Umschlag zu geben, wenn
er zum Zeitpunkt Ihrer Ankunft noch nicht zurück sein sollte .«
»Danke .« Sie wurde sofort ernst und öffnete den Umschlag noch in
der Halle auf dem Weg zum Aufzug.
Larrys persönliche Botschaft war eine DIN-A4-Seite lang.
Er führte das weiter aus, was sie bereits andeutungsweise
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