SGK318 - Lady Draculas Vampir-Villa
späten
Nachmittag wieder da zu sein. Es wurde bereits Abend. Aber hier in London war
es durch den Regen, der sich zu einem Dauerguß entwickelt hatte, und die graue
Wolkendecke am Firmament schon frühzeitig dunkel geworden. Zwischen Tag und
Abend ließ sich nur unterscheiden, wenn man einen Blick auf die Uhr warf.
Einfach losfahren und bei Lady Agatha vorsprechen?
Wenn sie für die Nacht noch einen Platz in der Beauty-Farm belegen
wollte, mußte sie jetzt unbedingt etwas unternehmen.
Die Schwedin rief die Rezeption an und ließ sich die Nummer der
Beauty-Farm heraussuchen. Dann setzte sie sich sofort mit dem Institut in
Verbindung. Sie redete wie ein Wasserfall, mit stark amerikanischem Akzent und
behauptete, vom Haus der Lady Agatha gehört zu haben, von den besonderen
Erfolgen, die dort erzielt worden seien.
»Ich möchte mir Ihr Können zunutzemachen«, faselte sie. »Geld
spielt keine Rolle. Ich werde jeden Preis bezahlen. Ich möchte jede Stunde
nutzten, die ich in England bin. Vier bis sechs Wochen könnte ich bleiben .«
Dollars konnten Türen öffnen. Die Büroangestellte bat Mrs. Ulman,
wie Morna sich vorgestellt hatte, an der Strippe zu bleiben.
»Ich muß gerade nachsehen, ob Lady Agatha noch im Haus ist. Sie
werden verstehen, daß ich darüber keine Entscheidung treffen kann.
Die normale Aufnahmezeit ist längst überschritten .«
»Aber Kindchen«, reagierte Morna spitz wie eine schrullige Alte.
»Es ist doch noch früh genug. In jedem Hotel kann ich noch mitten in der Nacht
aufkreuzen.«
»Wir sind kein Hotel, Madame, sondern eine Beauty-Farm. Ihr
Anliegen ist ungewöhnlich .«
»Aber nicht unerfüllbar. Ich drücke Ihnen ‘nen Fünfziger in die
Hand für die Extra-Mühe.«
»Vielen Dank, Madame«, antwortete die sanfte, ausgesprochen
angenehme Stimme aus dem Hörer. »Ich werde sehen, was ich machen kann .«
Es knackte leise in der Leitung. Die Verbindung zu Morna
Ulbrandson wurde unterbrochen. Es dauerte eine volle Minute, ehe sich die
Stimme der Büroangestellten wieder meldete.
»Ich habe Lady Agatha noch erreicht, Madame. Ihr Wunsch ist zwar
ungewöhnlich, aber nicht unerfüllbar. Wenn Sie unbedingt noch heute in die
Beauty-Farm kommen wollen, steht dem nichts im Weg. Sie sollten sich allerdings
beeilen.«
»Vielen Dank! Ich werde sofort mit dem nächsten Taxi kommen .«
Mit gemischten Gefühlen legte die Schwedin auf.
Es gab zwei Gründe, weshalb die Zusage von der Beauty-Farm so
schnell erfolgt war. Der eine konnte tatsächlich auf ihre angeblich finanzielle
Situation zurückzuführen sein - der andere konnte sich auf ein berechtigtes
Mißtrauen gründen. Wenn irgend jemand im Institut ein schlechtes Gewissen haben
mußte, was Gladys Moon und Laszlo Ferencz anbetraf, dann würde er jetzt
mißtrauisch sein. In diesem Fall mußte Morna besondere Aufmerksamkeit walten
lassen. Sie aktivierte den PSA-Ring, rief nach Larry Brent und wollte ihn
unbedingt sprechen. Die Tatsache, daß er sich nicht meldete, versetzte sie in
weitere Unruhe. Sie ließ Koffer und Reisetasche wieder nach unten bringen und
mied beim Hinausgehen, unter die Augen des Concierge zu kommen, der sich
bestimmt wegen des Alterungsvorganges gewundert hätte .
Verunsichert war schon der Hotel Boy, der sich zu erinnern
glaubte, vorhin eine um gut zwanzig Jahre jüngere Dame im Lift nach oben
begleitet zu haben. Aus den Augenwinkeln warf er einen Blick auf die erheblich
anders aussehende Frau. Sie schien ihm nicht ganz geheuer .
Morna drückte ihm ein fettes Trinkgeld in die Hand. Das heiterte
seine Miene und seine Stimmung auf.
X-GIRL-C war froh, als sie im Taxi saß.
»Bitte, Madame?« Der Fahrer, ein kräftiger Mann mit rotem Haar und
Sommersprossen auf Stirn und Nase, wandte sich ihr zu. »Wohin darf ich Sie
bringen?«
»Windsor. Zur Beauty-Farm von Lady Agatha«, sagte sie. »Bitte,
fahren Sie auf dem Weg nach dort durchs East Ende«, fügte sie dann plötzlich
hinzu, als der Fahrer den Wagen schon startete. Sie mußte sich Gewißheit
verschaffen. Die Tatsache, daß Larry sich auf ihren Anrufversuch nicht gemeldet
hatte, gab ihr zu denken. Nur gut, daß er in seinem Brief angegeben hatte, wen
er aufsuchen wollte und wo er sich befand .
*
Sie ließ das Taxi vor dem Hauseingang warten.
Der Chauffeur wunderte sich, daß eine so gut gekleidete Dame in
diesem Viertel einen Besuch machte.
Morna Ulbrandson entzifferte mit einiger Mühe die Namensschilder.
Jim Freders wohnte in der Etage direkt unter dem
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