SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten
braunen Oberkörpern
saßen.
Auf einem glattgeschliffenen Altar lag
entkleidet eine junge schwarzhaarige, hellhäutige Frau.
Der Schein des Feuers spielte auf
ihrer samtenen Haut.
Zwischen Kunaritschews Augen entstand
eine steile Falte.
Narrte ihn ein Spuk? Träumte er? Hatte
er den Verstand verloren?
Unwillkürlich drängten sich ihm diese
Fragen auf.
Wenn er bedachte, wo er sich befand,
was er suchte und worauf er nun gestoßen war, dann stimmte überhaupt nichts
mehr.
Seine Sinne funktionierten nicht richtig
- das war die einzige logische Erklärung.
Dies war eine ganz andere Welt!
Er glaubte, heimlich in eine
verborgene Höhle geraten zu sein, in der Anhänger der Göttin Kali sich
versammelt hatten.
Ein übergroßes Standbild der Göttin
mit den acht Armen stand hinter dem Altar. Es war bunt bemalt, und in jeder
Hand trug die Göttin ein blankgeschliffenes Schwert.
Das Antlitz des Standbildes war
grauenerregend.
Die großen, unheimlichen Augen, der
geöffnete Mund mit der herausgestreckten Zunge, die dunklen Farben des
Gesichtes und die acht Schwerter in den Händen vermittelten einen bedrohlichen
Eindruck.
Insgesamt zählte Kunaritschew acht
Männer in der Runde um das Feuer. Einer erhob sich gerade. Er war besonders
groß und stark. Der Mann war - wie die anderen - indischer Herkunft. Er trug
nichts weiter als einen Lendenschurz am Körper.
Zu Füßen der Göttin Kali lagen drei
große Krummschwerter. Nach einem griff er. Dabei sprach er die unheimliche
Götzenstatue an. Es handelte sich offensichtlich um einen indischen Dialekt.
Iwan verstand kein Wort.
Doch aus der Gestik und der
Ergebenheit, die der Mann zur Schau trug, glaubte er herauslesen zu können, dass die junge Nackte auf dem Altar Kali als Opfer
angeboten wurde.
Ohne sich über die weiteren Umstände
und Hintergründe Gedanken zu machen, war er zunächst zum Handeln verpflichtet,
um die grauenvolle Absicht der Versammelten zu unterbinden.
Mit wildem Aufschrei sprang der Russe
nach vorn und warf sich auf den Inder, der das Schwert schwang und damit die
Gefesselte vor Kalis Statue enthaupten wollte.
Der Sektierer schien von einer
Riesenfaust getroffen zu werden. Er wurde zurückgeschleudert, gab einen
überraschten Aufschrei von sich, und im nächsten Moment war Kunaritschew über
ihm. Er schoss einen seiner berühmt-berüchtigten
Haken ab. Der kam gerade noch rechtzeitig, ehe der Inder sein Schwert
herumreißen und ihn damit attackieren konnte.
Doch dann waren die anderen über ihm.
Vier, fünf, sechs Sektierer lösten
sich aus ihrer Erstarrung und stürzten sich auf den PSA-Agenten.
Iwan hatte alle Hände voll zu tun.
Mit zwei Gegner wurde er auf Anhieb fertig. Kunaritschews Taekwondo- Tricks verfehlten ihre
Wirkung nicht.
Der dritte und vierte Mann bereitete
ihm schon mehr Mühe.
Er wurde zu Boden gerissen. Die beiden
Widersacher versuchten ihn festzuhalten, während ein dritter eins der
Opferschwerter griff und Kunaritschew damit den Kopf abschlagen wollte.
X-RAY-7 versuchte noch, die beiden ihn
Festhaltenden abzuschütteln. Da griffen zwei weitere ein, die sich inzwischen
aus ihrer Erstarrung gelöst hatten.
Iwan gelang es, mit einer scharfen
Drehbewegung einen der plötzlich vier an ihm wie Kletten klebenden Inder
abzuschütteln, aber er schaffte es nicht mehr, dem Schwerthieb auszuweichen.
Die Waffe sauste wie das Fallbeil
einer Guillotine auf ihn herab ...
*
Alle Angestellten des Hauses,
Pflegepersonal und Ärzte, beteiligten sich anfangs an der Suche.
Kaichens Spur verlor sich. Eine
ungeheuerliche, unbeschreibliche Kraft war ihm bei seinem Ausbruchsversuch zu
Hilfe gekommen.
Die auseinandergebogenen Eisenstäbe
vor dem Fenster, die aus dem Mauerwerk herausgerückten Steine beschäftigten die
Gemüter.
Dr. Bergmann stand wie alle anderen
vor einem Rätsel, doch er bemühte sich trotz allem eine Erklärung zu finden.
»Er war ein merkwürdiger Mensch«, murmelte
er, und zündete sich nervös eine Zigarette an. »Ich bin nie richtig klug
geworden aus ihm, Mister Brent... Es steckte etwas in ihm, was ich nie
definieren konnte ...«
»Und jetzt - können Sie es, Doktor ?«
»Ich habe eine Ahnung .«
»Wie sieht die aus ?«
»Der ganze Zustand Kaichens erinnert
mich an einen Fall, den ich vor Jahren behandelte und beobachtete. Über lange
Zeit hinweg. Da ging es um eine junge Frau, die deutlich Veränderungszeichen
aufwies. Ihr Verhalten wandelte sich, sie zog sich ganz zurück, nachdem sie
zuvor eine
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