SGK330 - Tanzplatz der Verfluchten
so vor, als hätte ich das alles nur geträumt... was wollte sie bei
uns, Doktor ?« Schwester Katja sprach lebhafter und
wirkte interessierter. »Jemand muss sie doch - außer
mir - auch noch gesehen haben ...«
»Offenbar nicht. Sonst hätten wir
davon gehört...«
»Gab’s sonst noch etwas Auffallendes
an ihr ?« hakte X-RAY-3 nach.
»Ihr Haar. Es war fuchsrot. Es stand
ihr hervorragend ...«
Larry Brent fühlte ein leichtes Prickeln
in seinem Nacken.
Eine Rothaarige? Iwan Kunaritschew
hatte auch von einer gesprochen. Die - rote Selma?!
Aber dieser Gedanke war absurd.
Die rote Selma hatte vor rund
zweihundert Jahren gelebt. Auf sie ging der Fluch zurück, der zu ihrer Zeit
mehrere junge Menschen in Bann gezogen und in den Tod geführt hatte ... Was
damals geschehen war, schien jener Gruppe Jugendlicher im letzten Jahr wieder
begegnet zu sein. Eine Kraft, von der »roten Selma« ausgelöst, wurde wirksam.
Einer widerstand, einer blieb übrig - Horst Kaichen! Er fand hier in Bergmanns
Anstalt Verständnis und Aufnahme. Und zum gleichen Zeitpunkt, als er sich entschloss , sein Zimmer auf ungewöhnliche Weise zu
verlassen, tauchte die Vision der »roten Selma« hier im Haus auf!
Aufgrund der Beschreibung, die Iwan
ihm gegeben und die nun auch die Krankenschwester gemacht hatte, sah Brent die rätselhafte
Frau förmlich vor sich.
Schwester Katja hatte keineswegs
geträumt.
Larry versuchte die parallel
abgelaufenen Ereignisse unter einen Hut zu bringen.
War die Halluzination der »roten
Selma« - wenn er ihre Anwesenheit als real zugrunde legte - direkt mit Kaichen
in Zusammenhang zu bringen? Aus welchem Grund hielt die »rote Selma« sich hier
auf? Wo war sie jetzt? Hatte sie Kaichens Flucht in
die Wege geleitet? In diesem Zusammenhang musste er
an die Andeutungen des jungen Mannes denken, der instinktiv gespürt hatte, dass sich »mit dem Einbruch des Regenwetters« etwas ändern
würde.
Viele Fragen drängten sich ihm auf.
Doch da war niemand, der sie beantworten konnte.
Die eingetretene Situation zeigte ihm, dass seine Mission weitaus komplizierter war, als er
anfangs dachte.
Kaichen stand nach wie vor im
Mittelpunkt seines Auftrages. Er war der einzige, der etwas überlebt hatte, was
sich so phantastisch anhörte, dass niemand ihm
Glauben schenkte.
Kaichen musste gefunden werden!
Während Dr. Bergmann seinen Mitarbeitern
bekanntgab, die Suche auch nach einer rothaarigen Frau auszudehnen, entschloss sich Larry Brent, außerhalb des Anstaltsgebäudes
nach dem Ausgebrochenen zu forschen.
Ein weiteres irritierte ihn.
Das war Schwester Katjas eindeutige
Erklärung darüber, dass offenbar noch jemand außer
der rothaarigen Frau in ihrer Nähe gewesen war. Die Tatsache, dass sie plötzlich aus dem Nichts heraus festgehalten
worden war, hatte ihren Zustand herbeigeführt.
Den genauen Zeitpunkt dieser Begegnung
allerdings konnte sie nicht mehr nennen. Larry hätte es interessiert, ob Horst
Kaichen zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr in seinem Zimmer gewesen war...
Zuviele undurchsichtige Faktoren beunruhigten
ihn.
Kaichen konnte sich nicht in Luft
aufgelöst haben. Die Umgebung war hervorragend dazu geeignet, irgendwo
unterzutauchen und abzuwarten bis die Aufregung sich gelegt hatte - und dann
wirklich zu verschwinden.
Das Geschehen um Schwester Katja
konnte aus dieser Sicht tatsächlich ein Ablenkungsmanöver gewesen sein.
Verfügte Kaichen unter Umständen über
weitaus mehr Fähigkeiten und Kenntnisse, als man ihm zugestanden hatte?
War er für die »Vision« der »roten
Selma« verantwortlich zu machen? Hatte er nach Schwester Katja gegriffen und
sie in einen Schockzustand versetzt?
Nichts geschah ohne Grund. Und erst
recht nicht in diesen Tagen vor der Walpurgisnacht. Der Verdacht, der durch die
Computerauswertungen entstanden war, dass Horst
Kaichen möglicherweise eine Botschaft des Bösen in sich trug, die nur keiner
recht zu lesen verstand, schien sich durch die Ereignisse zu bestätigen.
Larry hatte es plötzlich sehr eilig,
das riesige Gelände zu verlassen. Er wollte zu seinem Fahrzeug, das er weiter
unten geparkt hatte.
Auf dem Weg dorthin ließ der Regen
nach. Die gewaltigen Wolkenfelder lösten sich auf. Ein Rest von Sonne, die im
Westen unterging, kam noch mal zum Vorschein.
Dann erreichte er den Parkplatz - und musste zweimal hinsehen, weil er glaubte, sich zu irren.
Der Leihwagen war verschwunden!
*
Er ließ sich davon nur drei Sekunden
irritieren. Dann eilte er in
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