Shades of Grey - Befreite Lust: Band 3 - Roman (German Edition)
mit Bastille eigentlich ausgepowert sein sollte.
Ich runzle die Stirn. Die ernüchternde Wahrheit sieht so aus: In letzter Zeit war das einzig Interessante in meinem Leben die Entscheidung, zwei Frachtschiffe in Richtung Sudan zu schicken. Apropos: Ros muss mir noch Daten und logistische Informationen durchgeben. Wo zum Teufel bleibt sie? Ich greife nach dem Telefonhörer.
Dabei fällt mein Blick auf meinen Terminkalender. O nein! Gleich muss ich der aufdringlichen Miss Kavanagh von der Studentenzeitung der WSU ein Interview geben. Verdammt, warum habe ich mich darauf eingelassen? Ich hasse Interviews – hirnverbrannte Fragen von hirnverbrannten, schlecht informierten Idioten. Das Telefon klingelt.
»Ja«, knurre ich Andrea an. Wenigstens kann ich dieses Interview kurz halten.
»Miss Anastasia Steele wäre da, Mr. Grey.«
»Steele? Ich dachte, Katherine Kavanagh kommt.«
»Eine Miss Anastasia Steele ist hier, Sir.«
Ich hasse Überraschungen. »Führen Sie sie rein«, brumme ich. Mir ist bewusst, dass ich wie ein mürrischer Teenager klinge, aber das ist mir scheißegal.
Soso … Miss Kavanagh ist also indisponiert. Ich kenne ihren Vater, den Gründer von Kavanagh Media, und halte ihn für einen klugen Geschäftsmann und umsichtigen Menschen. Dieses Interview mache ich ihm zuliebe – im Bedarfsfall werde ich auf den Gefallen zurückkommen. Außerdem muss ich zugeben, dass ich neugierig auf seine Tochter bin. Ich möchte sehen, ob der Apfel weit vom Stamm fällt.
Ein Geräusch an der Tür lässt mich aufspringen. Ein Geschöpf mit langen kastanienbraunen Haaren, blassen Armen und Beinen und braunen Stiefeln stolpert mit dem Kopf voran in mein Büro. Ich verberge meinen Ärger über so viel Ungeschicklichkeit, eile zu der jungen Frau, die auf Händen und Knien auf dem Boden gelandet ist, und helfe ihr auf.
Als ihre klaren, strahlend blauen Augen mich verlegen anblicken, stutze ich. Sie haben eine höchst ungewöhnliche Farbe – Taubenblau –, und einen Moment habe ich das Gefühl, dass sie in mein Innerstes sehen kann. Ich fühle mich … nackt. Der Gedanke ist beklemmend. Ihr kleines, hübsches Gesicht wird rot. Kurz überlege ich, ob ihre Haut überall so ist – makellos –
und wie sie nach einem Stockschlag aussehen würde. Himmel. Ich klopfe mir innerlich auf die Finger. Was zum Teufel denkst du da, Grey? Die Kleine ist viel zu jung für dich. Sie sieht mich mit großen Augen an. Baby, es ist nur ein hübsches Gesicht, die Schönheit rein oberflächlich. Am liebsten würde ich ihr den offenen, bewundernden Blick aus diesen großen blauen Augen wischen.
Showtime, Grey. Gönn dir ein bisschen Spaß. »Miss Kavanagh? Ich bin Christian Grey. Alles in Ordnung? Möchten Sie sich setzen?«
Ich mustere sie genauer. Sie ist auf unbeholfene Weise attraktiv – zierlicher Körper, blasse Haut, mahagonifarbene Mähne, durch das Haarband kaum gebändigt. Eine Brünette. Ja, sie ist attraktiv. Ich strecke ihr die Hand hin, und sie stammelt verlegen eine Entschuldigung. Ihre Haut ist kühl und weich, ihr Händedruck erstaunlich fest.
»Miss Kavanagh ist indisponiert und hat mich geschickt. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Mr. Grey.« Ihre melodische Stimme klingt zögernd.
Unfähig, meine Belustigung über ihren alles andere als eleganten Auftritt zu verbergen, frage ich sie, wer sie ist.
»Anastasia Steele. Ich studiere mit Kate … äh … Katherine … äh … Miss Kavanagh Englische Literatur an der Washington State University in Vancouver.«
Ein nervöser, schüchterner Bücherwurm? Ja, sie sieht ganz so aus mit dem unförmigen Pullover, unter dem sie ihren zierlichen Körper verbirgt, und dem braunen Rock. Mann, hat sie denn keinen Geschmack? Sie sieht sich nervös in meinem Büro um – und weicht meinem Blick aus.
Wie kann diese junge Frau Journalistin sein? Sie hat keinerlei Durchsetzungsvermögen, ist auf charmante Weise aufgeregt und sanft … unterwürfig. Kopfschüttelnd biete ich ihr einen Platz an. Dabei fällt mir auf, wie sie die Gemälde in meinem Büro betrachtet. Bevor ich michs versehe, erkläre ich: »Ein örtlicher Künstler, Trouton.«
»Toll. Sie verwandeln das Gewöhnliche in etwas Außergewöhnliches«, stellt sie fest. Sie hat ein feines Profil – Himmelfahrtsnase und weiche, volle Lippen –, und ihre Worte könnten von mir stammen. »Sie verwandeln das Gewöhnliche in etwas Außergewöhnliches.« Eine kluge Bemerkung. Miss Steele scheint intelligent zu sein.
Als ich ihr
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