Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
zeigen? Was soll ich auf diese Frage antworten?
Ich sehe einen kurzen Moment aus dem Fenster. Wir fahren wieder über die Brücke. Die Dunkelheit umgibt uns und verhüllt unsere Gedanken und Gefühle, aber in Wahrheit brauchen wir die Dunkelheit noch nicht einmal dafür.
»Warum, Anastasia?«, bohrt Christian nach.
Ratlos zucke ich mit den Schultern. Ich will ihn nicht verlieren.
Trotz all der Forderungen, seinem Zwang, mich zu kontrollieren, und seiner beängstigenden Neigungen habe ich mich noch nie so lebendig gefühlt. Allein hier neben ihm im Wagen zu sitzen macht mich an. Er ist so geheimnisvoll, so unvorhersehbar, so sexy, klug und witzig. Nur seine Launen … oh, und die Tatsache, dass er es genießt, mich zu schlagen. Er behauptet zwar, er würde sich meine Vorbehalte durch den Kopf gehen lassen, trotzdem habe ich Angst vor dem, was auf mich zukommen könnte. Ich schließe die Augen. Was soll ich bloß darauf antworten? Tief in meinem Innern wünsche ich mir mehr Zuneigung, mehr von dem ausgelassenen, lockeren Christian … mehr Liebe.
Er drückt meine Hand. »Erzähl mir, was in dir vorgeht, Anastasia. Ich will dich nicht verlieren. Diese letzte Woche …«
Wir nähern uns dem Ende der Brücke und biegen in die von Straßenlampen erhellte Straße, so dass sein Gesicht abwechselnd in helles Licht und tiefe Schatten getaucht ist. Die Metapher könnte nicht passender sein. Dieser Mann, der bis vor Kurzem noch mein romantischer Held, mein tapferer Ritter in schimmernder Rüstung war – der schwarze Ritter, wie er sich einst selbst genannt hat … ist in Wahrheit gar kein Held. Sondern ein Mann mit schweren emotionalen Defiziten, und er zieht mich mit sich, hinein in seine dunklen Abgründe. Kann ich nicht diejenige sein, die ihn ins Licht holt?
»Ich will immer noch mehr«, flüstere ich.
»Ich weiß«, sagt er. »Ich werde es versuchen.«
Er lässt meine Hand los und umfasst mein Kinn, so dass ich meine Lippe freigeben muss.
»Für dich, Anastasia, werde ich es versuchen.« Es klingt, als würde er es aufrichtig meinen.
Das ist mein Stichwort. Ich löse meinen Sicherheitsgurt und klettere auf seinen Schoß. Ich lege die Hände um sein Gesicht und küsse ihn, ungestüm und in aller Ausgiebigkeit. Innerhalb
von Sekundenbruchteilen löst er sich aus seiner verblüfften Erstarrung und erwidert meinen Kuss.
»Bleib heute Nacht bei mir«, stöhnt er. »Wenn du jetzt gehst, sehe ich dich die ganze Woche nicht. Bitte.«
»Ja. Und ich werde es auch versuchen. Ich werde den Vertrag unterschreiben«, sage ich aus einer spontanen Eingebung heraus.
»Tu es erst nach deiner Rückkehr aus Georgia. Überleg es dir gut, Baby.«
»Das werde ich.«
Eine Weile sitzen wir schweigend da.
»Du solltest angeschnallt sein«, schimpft Christian, das Gesicht immer noch in meinem Haar vergraben, macht aber keine Anstalten, mich von seinem Schoß zu schieben.
Ich schmiege mich an ihn, mit geschlossenen Augen, die Nase an seinem Hals, so dass ich diese unglaubliche Mischung aus nach Moschus duftendem Duschgel und Christians Körpergeruch einsaugen kann. Ich gestatte mir, für einen Moment in der Illusion zu schwelgen, dass er mich wirklich liebt. Oh, es fühlt sich so real an, so als könnte ich es mit Händen greifen. So sehr, dass sich ein winziger Teil meines garstigen, misstrauischen Unterbewusstseins entgegen seines Naturells ein Fünkchen Hoffnung gestattet. Ich wage es nicht, meine Hände über seine Brust wandern zu lassen, sondern begnüge mich damit, mich in seine Arme zu kuscheln.
Allzu schnell werde ich jäh aus meinen romantischen Träumereien gerissen.
»Wir sind zuhause«, murmelt Christian. Was für ein herrlicher Satz, so voller Verheißung und Möglichkeiten.
Zuhause, mit Christian. Das Problem ist nur, dass seine Wohnung kein Zuhause, sondern eher eine Kunstgalerie ist.
Taylor öffnet die Türen. Verlegen bedanke ich mich bei ihm – natürlich hat er jedes Wort unserer Unterhaltung mitgehört, doch sein freundliches Lächeln ist beruhigend und lässt mich
meine Scheu vergessen. Christian steht neben mir und mustert mich abschätzend. O nein, was habe ich jetzt schon wieder angestellt?
»Wieso trägst du keine Jacke?« Er zieht sein Jackett aus und legt es mir über die Schultern.
Eine Woge der Erleichterung durchströmt mich. »Sie liegt in meinem neuen Wagen«, antworte ich gähnend.
Er grinst. »Müde, Miss Steele?«
»Ja, Mr. Grey.« Sein prüfender Blick macht mich verlegen. Trotzdem
Weitere Kostenlose Bücher