Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
Tischdecken, dazu Wildblumen in kleinen Vasen. CUISINE SAUVAGE steht über der Tür.
»Ich bin länger nicht hier gewesen. Man kann sich nichts aussuchen. Es gibt nur das, was sie gerade im Wald gefangen oder auf den Wiesen gesammelt haben.« Er hebt die Augenbrauen in gespieltem Entsetzen, und ich muss lachen. Die blonde Kellnerin nimmt unsere Getränkebestellung auf.
In Gegenwart von Christian wird sie rot. Sie meidet den Blickkontakt mit ihm. Er gefällt ihr! Es geht also nicht nur mir so!
»Zwei Gläser Pinot Grigio«, ordert Christian souverän.
Ich verziehe den Mund.
»Was?«
»Mir wäre eine Cola light lieber.«
Er schüttelt den Kopf. »Der Pinot Grigio hier ist anständig, und er wird gut zum Essen passen, egal was es gibt«, erklärt er geduldig.
»Egal, was es gibt?«
»Ja. Übrigens, du gefällst meiner Mutter«, bemerkt er.
»Tatsächlich?«
»Ja. Sie hält mich nämlich für schwul.«
Ich bekomme große Augen. Die Interviewfrage fällt mir ein. Oje.
»Warum?«
»Weil sie mich noch nie mit einer Frau zusammen gesehen hat.«
»Mit keiner der fünfzehn?«
Er lächelt. »Das hast du dir gemerkt. Nein, mit keiner der fünfzehn.«
»Ach.«
»Anastasia, für mich war das auch ein Wochenende voller Premieren«, stellt er mit leiser Stimme fest.
»Ja?«
»Ich habe noch nie zuvor mit jemandem die Nacht verbracht, noch nie mit jemandem in meinem Bett Sex gehabt, geschweige denn Blümchensex, meiner Mutter noch nie eine Frau vorgestellt und bin noch nie mit einer Frau in Charlie Tango geflogen. Was stellst du bloß mit mir an?«
Die Kellnerin bringt unseren Wein, und ich trinke sofort einen Schluck.
»Mir hat dieses Wochenende sehr gefallen«, gestehe ich.
»Nicht auf der Lippe kauen«, ermahnt er mich. »Mir auch.«
»Was ist Blümchensex?«, frage ich, um mich von seinem intensiven sexy Blick abzulenken.
Er muss lachen. »Schlichter, einfacher Sex, Anastasia. Ohne Toys und Brimborium. Wie schlichte Wald- und Wiesenpflanzen, wenn du so willst, da wir schon ausgerechnet hier essen.«
»Ach.« Ich hätte unseren Sex zwar nicht gerade mit einem Strauß Gänseblümchen, sondern eher mit einem extravaganten Bukett aus sauteuren Rosen verglichen, aber was verstehe ich schon davon?
Die Kellnerin serviert Suppe, die wir skeptisch betrachten.
»Brennnesselsuppe«, klärt sie uns auf, bevor sie wieder in die Küche verschwindet.
Ich glaube, es gefällt ihr nicht, von Christian ignoriert zu werden. Ich probiere einen Löffel von der Suppe, die köstlich schmeckt. Christian und ich sehen einander an. Ich kichere, und er neigt den Kopf ein wenig.
»Dein Kichern klingt hübsch.«
»Warum hast du nie zuvor Blümchensex gehabt? Machst du immer schon, was du … machst?«, frage ich.
Er nickt. »Schon irgendwie.« Er scheint mit sich zu ringen. »Eine Freundin meiner Mutter hat mich verführt, als ich fünfzehn war.«
»Oh.« So jung!
»Sie hatte einen sehr eigenwilligen Geschmack. Ich war sechs Jahre lang ihr Sklave.«
»Oh.« Abermals fällt mir nicht mehr als Antwort ein.
»Also weiß ich, wie sich das anfühlt, Anastasia.«
Ich sehe ihn stumm an – sogar meinem Unterbewusstsein hat es die Sprache verschlagen.
»In puncto Sex bin ich also nicht gerade auf die übliche Weise sozialisiert worden.«
»Du bist am College nie mit einem Mädchen gegangen?«
»Nein.«
Die Kellnerin räumt unsere Teller ab.
»Warum?«, frage ich, als sie weg ist.
Er lächelt süffisant. »Möchtest du das wirklich wissen?«
»Ja.«
»Weil ich es nicht wollte. Sie war alles, was ich wollte und brauchte. Außerdem hätte sie mich windelweich geschlagen.« Bei der Erinnerung spielt ein Lächeln um seine Mundwinkel.
Wow, so viel Information auf einmal – aber ich möchte noch mehr.
»Wie alt war die Freundin deiner Mutter?«
»Alt genug, um es besser zu wissen.«
»Triffst du dich noch mit ihr?«
»Ja.«
»Und seid ihr nach wie vor …?« Ich werde rot.
»Nein.« Er schüttelt nachsichtig den Kopf. »Sie ist eine sehr gute Freundin.«
»Aha. Weiß deine Mutter Bescheid?«
Er sieht mich an, als wollte er sagen: Für wie dumm hältst du mich? »Natürlich nicht.«
Die Kellnerin serviert Wild, aber mir ist der Appetit vergangen. Was für eine Neuigkeit. Christian als Sklave … Ich trinke einen großen Schluck Pinot Grigio – natürlich hat er wie üblich Recht: Der Wein ist köstlich. So viel Stoff zum Nachdenken. Ich brauche Zeit, das alles zu verdauen, allein, ohne ihn. Er weiß, wie das
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