Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
kommen die Telefonate über Darfur in den Sinn … und plötzlich wird mir alles klar. Es ging dabei also um Lebensmittellieferungen.
Er lächelt kurz, während der Applaus weiter aufbrandet – selbst Kate klatscht begeistert –, dann kehrt er zu seinem Platz zurück, wobei er auch jetzt nicht in meine Richtung sieht. Ich
bin immer noch damit beschäftigt, zu verarbeiten, was ich gerade über ihn erfahren habe.
Einer der Vize-Rektoren erhebt sich, und die endlose Prozedur der Verleihung unserer Zeugnisse beginnt. Über vierhundert Absolventen bekommen ihre Urkunden verliehen, und es dauert über eine Stunde, bis mein Name endlich aufgerufen wird. Zwischen den beiden kichernden Mädchen betrete ich die Bühne. Christian sieht mich an. Sein Blick ist freundlich, aber reserviert.
»Herzlichen Glückwunsch, Miss Steele«, sagt er, schüttelt mir die Hand und drückt sie kaum merklich. Ich spüre dieses Knistern zwischen uns, als sich unsere Hände berühren. »Haben Sie ein Problem mit Ihrem Laptop?«
Mit gerunzelter Stirn nehme ich mein Zeugnis entgegen. »Nein.«
»Dann ignorieren Sie meine Mails also doch ?«
»Ich habe nur die Fusionierungsmail gelesen.«
Er sieht mich fragend an. »Später«, raunt er. Ich muss die Bühne verlassen, weil sich hinter mir bereits ein Stau bildet.
Ich kehre zu meinem Platz zurück. E-Mails? Im Plural? Er muss also noch weitere geschickt haben. Mit welchem Inhalt?
Die Verleihungszeremonie zieht sich eine weitere Stunde hin, die mir wie eine Ewigkeit vorkommt. Endlich verlassen der Rektor und die Fakultätsmitglieder, gefolgt von Kate und Christian, die Bühne. Erneut würdigt Christian mich keines Blickes, obwohl ich versuche, ihn mittels Willenskraft dazu zu bewegen. Meine innere Göttin ist alles andere als begeistert.
Als ich darauf warte, dass sich meine Sitzreihe leert, höre ich Kate meinen Namen rufen. Ich drehe mich um und sehe sie hinter der Bühne hervortreten.
»Christian will dich sprechen«, ruft sie.
Meine beiden Sitznachbarinnen wenden sich mir zu und starren mich ungläubig an.
»Ich soll dich holen …«, fügt sie hinzu.
Mist …
»Deine Rede war wirklich toll, Kate.«
»Ja, stimmt.« Sie strahlt. »Kommst du? Er ist ziemlich beharrlich.« Sie verdreht die Augen.
»Das kannst du laut sagen. Ich kann aber nicht lange bleiben. Ray ist hier.« Ich sehe zu ihm auf die Tribüne und halte meine gespreizten Finger hoch – fünf Minuten. Er nickt, also folge ich Kate in den Gang hinter der Bühne, wo Christian sich gerade mit dem Rektor und zwei Lehrern unterhält.
»Entschuldigen Sie bitte, meine Herren«, höre ich ihn sagen, als er mich näher kommen sieht. Er lächelt Kate flüchtig zu.
»Danke«, sagt er, und bevor sie etwas erwidern kann, nimmt er mich beim Ellbogen und führt mich in einen Raum, bei dem es sich allem Anschein nach um die Herrengarderobe handelt. Er wirft einen kurzen Blick hinein, um zu sehen, ob sie leer ist, dann verriegelt er die Tür hinter uns.
Verdammt, was hat er denn jetzt vor?
»Wieso hast du weder auf meine Mail noch auf meine SMS geantwortet?« Er starrt mich finster an.
Ich bin völlig perplex. »Ich habe meine Mails heute noch nicht gecheckt. Und mein Telefon ist ausgeschaltet.« Oh, hat er etwa versucht, mich anzurufen? Ich probiere es mit meiner Ablenkungstaktik, die bei Kate schon so gut funktioniert hat. »Deine Rede war wirklich beeindruckend.«
»Danke.«
»Das erklärt auch deine Probleme mit übrig gebliebenen Lebensmitteln.«
Genervt fährt er sich mit der Hand durchs Haar. »Ich will mich jetzt nicht darüber unterhalten, Anastasia.« Er schließt für einen Moment gequält die Augen. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
»Sorgen? Wieso denn?«
»Weil du in diesem Witz von einem Auto nach Hause gefahren bist.«
»Was? Wanda ist kein Witz. Sie fährt einwandfrei. José checkt sie regelmäßig für mich.«
»José, der Fotograf ?« Christians Augen verengen sich zu Schlitzen. Seine Miene ist eisig.
Mist.
»Ja, der Käfer hat früher mal seiner Mutter gehört.«
»Und davor wahrscheinlich deren Mutter und davor deren Mutter. Dieser Wagen ist eine Schrottkiste und nicht sicher.«
»Ich fahre ihn aber seit über drei Jahren. Es tut mir leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast. Wieso hast du nicht auf dem Festnetzanschluss angerufen?« Meine Güte, er reagiert komplett über.
Er holt tief Luft.
»Ich brauche eine Antwort von dir, Anastasia. Diese Warterei treibt mich in den
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