Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)

kanntet.«
    »Er hat es dir gesagt?« Perry schien überrascht.
    »Nein. Oder na ja, schon, aber erst nachdem ich ihn darauf angesprochen hab. Während der Sache mit dem Drachen hast du zu ihm gemeint, dass er dir das gesagt hat, als du sechs warst.«
    »Oh.« Perry stutzte. »Und was hat Burnett dir erzählt?«
    »Nur, dass er dich von früher kennt. War er sone Art Betreuer in deinem Pflegefamilien-Programm?«
    »Ja, sozusagen.«
    »Und Kylie Galen …« Chris hob die Stimme, und Kylie hielt die Luft an. »Du verbringst eine Kennenlern-Stunde mit … Ellie Mason.«
    »O Mist!« Alle ihre ungeklärten Gefühle in Bezug auf Derek und Ellie kamen plötzlich wieder in ihr hoch.
    »O Mann.« Perry pfiff leise durch die Zähne. »Das wird bestimmt ein Spaß!«
    Was nur wieder bewies, dass sie und Perry sehr unterschiedliche Definitionen von Spaß hatten.

    Ein paar Minuten später schlugen Kylie, Ellie und Perry einen der Pfade ein. Für eine scheinbar endlose Zeit sprach keiner ein Wort.
    »Wo gehen wir denn hin?«, brach Ellie schließlich das Schweigen.
    »Runter zum Fluss«, antwortete Kylie.
    »Okay«, sagte Ellie.
    Die nächsten zehn Minuten liefen sie einfach nur vor sich hin – allerdings nicht in einem normalen Tempo, sondern übernatürlich schnell. Aber keiner beschwerte sich. Zumindest nicht über das Tempo.
    Ellie meldete sich wieder zu Wort: »Ich bin zwar neu hier, aber ich dachte, der Sinn der ›Lern-deine-Campkollegen-kennen-Stunde‹ wäre, dass man miteinander redet – eben um sich kennenzulernen.«
    »Dann los, rede!«, forderte Kylie sie patzig auf, während sie ein paar tiefhängenden Ästen auswich. Sie wich auch ihrer Vernunft aus, die ihr sagte, dass sie auch einfach eine Migräne vortäuschen und die kleine Sexbombe einfach zurück ins Camp schicken könnte.
    »Okay … Mein Name ist Ellie Mason, und ich habe das Gefühl, du kannst mich nicht leiden.«
    Kylie blieb stehen und fuhr herum – im Kopf hatte sie schon ihre Ausrede für grauenhafte Kopfschmerzen formuliert. Sie müsste es nicht einmal vortäuschen, denn im Moment spürte sie wirklich einen pochenden Schmerz im Kopf. Aber als sie den Mund öffnete, hatten die Worte, die sie hervorstieß, nichts mit Migräne zu tun.
    »Ich weiß, dass du mit Derek geschlafen hast.« Ihre Stimme schien von den Bäumen widerzuhallen.
    »Heißer Scheiß!« Perry grinste breit. »Das wird ja noch besser, als ich dachte.«

25. Kapitel
    Kylie funkelte den Gestaltwandler böse an.
    Perrys Lächeln erstarb.
    Kylie hob eine Augenbraue. »Tu es!«
    Er sah sie missmutig an. »Nicht schon wieder der taube Kater. Ich kann nichts hören, und mein Gleichgewichtssinn ist gestört. Das ist wie in einem Vakuum.«
    Ihr Blick blieb unerbittlich auf ihn geheftet, bis er nachgab. Funken begannen um ihn zu sprühen wie bei einem Feuerwerk. Dann wandte sie sich an Ellie, die mit aufgerissenen Augen die glitzernden Funken um Perry betrachtete.
    »Heilige Scheiße! Ich hab noch nie gesehen, wie sich ein Gestaltwandler verwandelt. Ich meine, ich hab zwar davon gehört, aber dass es so krass ist, hätte ich nicht gedacht. Voll cool!«
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?« Kylie verschränkte die Arme vor der Brust. Langsam wurde sie richtig sauer.
    »Hast du gesehen, wie er sich verwandelt hat?« Ellie war immer noch ganz hin und weg.
    Kylie tappte ungeduldig mit dem Fuß auf dem weichen Waldboden. »Ich sagte, ich weiß, dass du Sex mit Derek hattest.«
    Ellie wandte den Blick nicht von Perry ab, der jetzt ein weißer, blauäugiger Kater war. Plötzlich herrschte eine ungewöhnliche Stille im Wald, doch Kylie ignorierte es und konzentrierte sich auf Ellie.
    »Ja, ich hab dich gehört. Sehr gut sogar«, antwortete Ellie, ohne sie anzuschauen. »Und ich schinde absichtlich etwas Zeit, weil ich keine Ahnung hab, was ich antworten soll.« Das dunkelhaarige Vampir-Mädchen atmete hörbar aus und sah dann Kylie an. »Hat Derek es dir erzählt?«
    Kylie nickte.
    Ellie schüttelte den Kopf. »Das sieht ihm ähnlich. Er ist viel zu nett und denkt, die Wahrheit ist immer die beste Lösung.«
    »Du hättest mich also angelogen?«, fragte Kylie. Sie suchte krampfhaft nach einem Grund, Ellie zu hassen. Dabei war doch mit Derek zu schlafen schon Grund genug. Andererseits hatten Derek und sie keine verpflichtende Abmachung gehabt, sie waren nicht einmal offiziell miteinander gegangen. Und Derek und Ellie teilten eine Vergangenheit.
    »Jawohl, ich hätte gelogen. Nicht aus