Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
es ist. Seltsamerweise entspringt Lucas’ Motivation, bis zum Ratsmitglied aufzusteigen, dem Wunsch, etwas zu korrigieren. Seit Lucas mit sieben Jahren zu mir gezogen ist, war er gezwungen, über seine Vergangenheit zu schweigen oder sich Lügen auszudenken. Sein Ziel ist es deshalb, in diesen respektierten Rat zu kommen und dann die Art und Weise zu ändern, wie Kinder von Abtrünnigen behandelt werden. Er möchte unbedingt zeigen, dass die schlechten Eigenschaften der Eltern nicht zwangsläufig auf die unschuldigen Kinder übertragen werden.«
Sie stand genauso lautlos vom Stuhl auf, wie sie sich gesetzt hatte.
»Hey, Mäuschen! Da bist du ja.« Tom Galens Stimme drang an Kylies Ohr, aber sie konnte den Blick nicht von Mrs Parker abwenden, um ihrem Stiefvater hallo zu sagen. Wollte die Frau ihr tatsächlich sagen, dass sie und Lucas nicht heiraten könnten, wenn sie kein Werwolf war?
Mann, sie hatte ja nicht einmal ja dazu gesagt, mit ihm zu gehen. Heiraten war da noch so was von meilenweit entfernt.
Sie hörte Schritte auf der Veranda.
»Ich gehe dann wohl besser und lasse Sie mit ihrem Besuch allein«, sagte Mrs Parker und nickte Kylies Stiefvater im Gehen höflich zu.
»Alles klar bei dir?«, fragte er und sah der alten Frau misstrauisch hinterher, während er sich auf den gerade frei gewordenen Stuhl fallen ließ. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja.« Kylie versuchte die unerfreulichen Gedanken und das seltsame Gespräch mit Lucas’ Großmutter zu verdrängen und konzentrierte sich auf ihren Stiefvater.
Der Besuch ihres Stiefvaters war gar nicht so ätzend, wie Kylie erwartet hatte. Andererseits fragte sie sich, ob das nicht nur daran lag, dass sie noch so geschockt war von dem krassen Zusammentreffen mit Lucas’ Großmutter.
Holiday hatte ihr Fehlen noch gar nicht bemerkt, als Kylie mit ihrem Vater in den Speisesaal zurückkam. Die Arme huschte von einer Gruppe zur nächsten und versuchte, den Vermittler zu spielen.
Wie Kylie erwartet hatte, erkundigte sich ihr Stiefvater nach ihrer Mutter. Kylie sagte ihm nichts von dem »Geschäftsessen-Date«, zu dem ihre Mutter gegangen war. Er erzählte von den Vater-Tochter-Ausflügen, die sie damals gemeinsam unternommen hatten. Dann fragte er sie, ob sie sich vorstellen konnte, das bald mal wieder zu machen.
Kylie sagte nicht ja, aber auch nicht nein. »Ich muss mal checken, wie das mit den Terminen hier im Camp so aussieht.« In diesem Fall war die Wahrheit – nämlich, dass ein alter Vampir sie mit seinem Enkel verkuppeln oder töten wollte – mit Sicherheit nicht die beste Wahl.
Als die Besuchszeit für ihn vorbei war, bedeutete Kylie Holiday mit einer Handbewegung, dass sie ihren Dad zu seinem Auto bringen wollte. Holidays Blick wanderte zu Perry, der ihnen nach draußen folgte.
Als sie am Auto ankamen, umarmte sie ihren Dad. Es fühlte sich schon nicht mehr so komisch an wie beim letzten Mal, als sie ihn umarmt hatte, aber eine unterschwellige Traurigkeit verspürte sie immer noch.
»Ich hab dich lieb«, flüsterte er.
»Ich dich auch«, gab Kylie zurück, und es war die Wahrheit. Sie hatte ihn lieb.
Als sie ihn losließ, fiel ihr auf, dass er dünner geworden war. »Isst du auch genug?«, fragte sie ihn leicht vorwurfsvoll.
»Restaurantessen ist nicht annähernd so gut wie das Essen deiner Mutter.«
»Ich vermisse ihre Pfannkuchen«, stimmte Kylie zu.
»Ich vermisse sie .« Er drückte ihre Hand zum Abschied. »Wenn sie nach mir fragen sollte, sag ihr bitte, dass ich das gesagt habe.«
Die Einsamkeit in seinen Augen tat Kylie furchtbar weh. Aber er hatte sich diesen Schmerz selbst zugefügt. Nichts von alledem wäre passiert, wenn er nicht auf die Idee gekommen wäre, mit seiner Assistentin zu schlafen.
Fehler. Menschen machen Fehler. Und für die meisten müssen sie büßen. War ihr Stiefvater jetzt dazu verdammt, den Rest seines Lebens allein zu sein, wegen einer dummen Fehlentscheidung?
»Alles okay, Kylie?«, fragte Holiday, als Kylie in Begleitung von Perry wieder im Speisesaal ankam. »Hast du den Besuch überlebt?«
»Ja. Es war zwar etwas traurig, aber es wird leichter, ihn zu sehen.« Kylie sah sich nach Miranda und Della um. Beide saßen stocksteif mit ihren Eltern am Tisch und sahen äußerst unglücklich aus.
Dann entdeckte sie Lucas. Er saß neben seiner Großmutter und lauschte aufmerksam jedem Wort, das sie sagte. Es war offensichtlich, dass die Frau einen starken Einfluss auf ihn hatte. Aber war der Einfluss stark
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