Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
seinem gebogenen Schnabel auf eine Schlange einhieb, die direkt vor ihren Füßen gelegen hatte. Wieder war ein rasselndes Geräusch zu hören. Sie erkannte die diamantförmigen Muster auf dem Rücken der braun-beigen Schlange, und ihr Blick wanderte den eingerollten Körper des Reptils entlang bis zu dem trockenen, helleren Schwanzende.
Eine Klapperschlange.
Sie wich weiter zurück. Der Vogel grub seine Klauen in den runden, dicken Körper der Schlange. Die Flügel des Adlers schlugen wie wild, als er die sich windende Schlange etwa einen halben Meter in die Höhe hob. Das Rauschen der schlagenden Flügel und das charakteristische Rasseln des Reptils hallten in Kylies Ohren. Der Adler verharrte kurz auf Kylies Augenhöhe, seine Flügel ruderten in der Luft.
Sie stand in der Mitte des Pfads und sah dem riesigen Vogel hinterher, als er mit seiner Beute davonflog. Als sie wieder auf den Boden schaute, sah sie staubige Abdrücke auf dem Weg, wo die Schlange um ihr Leben gekämpft und verloren hatte. Neben den Abdrücken der Schlange waren ein paar Fußspuren im Boden zu sehen. Ihre eigenen Fußspuren. Wenn der Adler nicht gekommen wäre, hätte sie die Schlange gesehen? Oder würde jetzt gerade das Gift der Klapperschlange durch ihren Körper wandern?
Hatte sie nur Glück gehabt, oder hatte das etwas zu bedeuten? Sie überlegte, zurückzugehen und Holiday zu suchen, aber ihre Vernunft gewann die Oberhand. Sie war in den Wäldern von Texas. Ihr Vater – Stiefvater – hatte sie schon immer vor Schlangen gewarnt.
Sie versuchte sich einzureden, dass das alles nur ein unheimliches Erlebnis mit Mutter Natur war, und ging langsam weiter. Aber sie musste noch einmal nach oben schauen. Der Adler, die Schlange immer noch fest in den Klauen, kreiste wieder über ihr. Sie starrte nach oben, und ihr stockte der Atem. So verrückt es auch war, sie hätte schwören können, dass der Adler sie ansah.
Sie blieb stehen, mit der Hand an der Stirn, um die Augen zu beschatten, und sah dem Adler nach, bis er sich als kleiner dunkler Fleck im unendlichen blauen Himmel verlor. Ihr kam der Gedanke, dass sie dem Adler dankbar sein sollte, aber beim Gedanken an den grausamen Ausdruck in den Augen des Vogels lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.
Sie nahm die Hand herunter und wollte gerade ihren Weg zur Hütte fortsetzen, als sie sich einem weiteren Paar grausam dreinblickender Augen gegenübersah. Fredericka. Kylie musste daran denken, wie wütend Fredericka gewesen war, als sie Kylie mit Lucas hinter dem Büro gesehen hatte. Dabei hatten sie sich doch nur die Fotos von Daniel angeschaut und geredet.
»Und, wie fühlt man sich so als Spielzeug?« Frederickas Stimme triefte vor Bosheit. Und der Funke Orange, der sich in den dunklen Augen des Mädchens zeigte, ließ darauf schließen, dass sie angriffslustig gestimmt war.
Kylie atmete tief durch und bemühte sich, keine Furcht zu zeigen. »Eifersucht steht dir nicht gerade gut.«
»Ich bin nicht eifersüchtig.« Fredericka grinste breit. »Besonders jetzt nicht mehr.«
Wieso jetzt nicht mehr? Hätte Kylie gern gefragt, aber damit wäre sie auf die Provokation eingegangen, und sie weigerte sich, das zu tun. Stattdessen machte sie kehrt und ging davon. Sie sagte sich, dass sie Fredericka vergessen sollte, sie hatte im Moment wirklich andere Probleme. Kylie zog ihr Handy heraus, um zu sehen, ob Derek sie zurückgerufen hatte. Aber das hatte er nicht.
»Lucas’ Blutlinie ist rein, das weiß er zu schätzen«, rief Fredericka Kylie hinterher. »Die Ältesten wissen das auch zu schätzen. Das haben sie neulich klar gesagt. Also, wenn es so weit ist und er seine wahre Partnerin sucht, wird er wohl kaum seine Blutlinie mit jemandem wie dir verschmutzen.«
So ein Quatsch , dachte Kylie und ging stur weiter. Fredericka redete doch nur Müll. Sie hatte andere Sorgen, wie ihre Großeltern – oder vielleicht auch Betrüger-Großeltern. Da würde sie sich doch nicht von dieser Werwölfin ärgern lassen. In dem Moment fiel ihr wieder der Adler ein. Darüber sollte sie sich vielleicht auch noch Sorgen machen.
Knapp eine Stunde später hatte Kylie immer noch nichts von Derek, Perry oder Burnett gehört. Sie saß mit Miranda und Della am Tisch im Wohnraum der Hütte und hatte ihnen gerade alles erzählt: von der Schlange und dem Adler und ihren Befürchtungen, dass es vielleicht mehr bedeuten könnte.
»Ich hätte es gerochen, wenn Eindringlinge hier wären«, versicherte ihr
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