Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
Sie kicherte, und sogar Della konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Kylies Blick verfinsterte sich.
Miranda bemühte sich um einen ernsten Gesichtsausdruck. »Ich mach doch nur Spaß. Aber jetzt mal im Ernst, du bist … anders. Allein die Tatsache, dass niemand dein Muster erkennen kann und dass es sich verändert – das ist nicht normal.« Sie kniff die Augen zusammen und fixierte Kylies Stirn. »Ich habe noch nie ein Gehirnmuster gesehen, das sich so verschiebt. Außer bei einem Gestaltwandler, der sich gerade verwandelt.«
Kylie biss sich auf die Lippe und fragte sich, wie klug es war, die Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge lag. Aber wenn sie nicht ihre beiden besten Freundinnen fragen konnte, wen sollte sie denn dann fragen? »Was wisst ihr über Protectoren?«
Schweigen legte sich über den Raum. Dann schaute Miranda Della verstohlen an.
»Warum?«, fragte Miranda dann.
»Fuck!«, entfuhr es Della. »O mein Gott! Du bist ein Protector? Ich meine, ich hab ja noch nie einen gesehen, aber ich hab gehört, dass die echt … super, super selten sind.«
Kylie hob die Hand, um Della zu stoppen. »Ich weiß ja noch gar nichts Konkretes, aber Holiday scheint es für möglich zu halten. Sie hat gemeint, das würde erklären, wie Daniel gestorben ist – weil er sich nicht selbst schützen konnte. Und es würde erklären, warum ich mir nicht selbst gegen die Vampire helfen konnte.«
»Aber du hast dir doch geholfen, du hast immerhin eine Betonmauer eingerissen«, entgegnete Miranda.
»Aber erst, als ich gehört hab, dass der Vampir nebenan Lucas verprügelt.«
Miranda riss die Augen auf. »Und du konntest es erst mit Selynn aufnehmen, als du dachtest, dass deine Mutter geschützt werden muss. Verdammte Scheiße, meine Mitbewohnerin ist ein Protector. Also jetzt legt sich bestimmt keiner mehr mit mir an.« Sie hob die Stimme: »Meine Freundin ist ein Protector. Weißt du, wie cool mich das macht?«
Miranda und Della gaben sich High Five.
Kylie starrte sie an. »Wisst ihr, wie uncool mich das macht?«
»Das macht dich doch nicht uncool«, widersprach Della. »Das ist doch voll krass. Du glaubst nicht, was ich alles über Protectoren gehört habe. Das würde bedeuten, dass du sogar stärker als ich sein kannst.« Sie runzelte die Stirn und sah für einen Moment nachdenklich aus. »Ich weiß noch nicht, wie ich das finden soll, aber es ist trotzdem krass.«
»Ich will aber nicht krass sein. Ich will nur herausfinden, was ich bin, und dann mein Hybrid-Übernatürlichen-Leben mit meinen nicht so tollen Gaben leben. Hier und da einem Geist helfen und ja, es ist auch ganz nett, Leute heilen zu können. Das ist okay. Weil …« Kylie zögerte. Sie war sich nicht sicher, ob sie so ehrlich sein sollte, aber dann dachte sie, was soll’s. »Vielleicht ist es gar nicht so, dass ich nicht krass sein will, es ist eher, dass ich nicht sicher bin, ob ich das dann auch erfüllen kann. Ich bin eben nicht so wie du.« Sie zeigte auf Della. »Ich bin nicht furchtlos, und ich bin bestimmt nicht mutig. Ich mag es, wenn die Dinge einfach sind. Mit niedrigem – oder noch besser – gar keinem Risiko.«
Miranda räusperte sich, als wollte sie Kylie daran erinnern, sie auch zu erwähnen.
»Wie du bin ich auch nicht«, ergänzte Kylie folgsam. »Ich bin nicht …«
»Gib dir keine Mühe«, winkte Miranda ab. »Ich weiß, ich bin nicht so cool wie Della.«
»Du bist aber immer noch mutiger als ich. Und du hast keine Angst davor, zu sagen, was du denkst. Dir ist es egal, was die anderen von dir denken. Ich würde es nie wagen, mir die Haare so bunt zu färben, aus Angst davor, was die Leute von mir halten könnten.«
»Aber an dem Tag, als du Selynn angegriffen hast, hattest du keine Angst«, warf Della ein. »Du hast einfach reagiert. Und mit der Zeit wirst du dich daran gewöhnen, selbstsicherer zu sein. Das ist doch nicht so schwer.«
Kylie kam es aber schon so vor. »Gibt es eine Art, bei der Protectoren häufiger vorkommen?« Wenn ja, würde es ihr vielleicht einen Hinweis geben, was sie sein könnte.
»Nein«, antwortete Miranda. »Sie können alles sein, aber sie sind dafür bekannt, gerecht und rein zu sein. So ’ne Art Mutter Teresa der Übernatürlichen.«
»Was ich ja schon mal gar nicht bin«, entgegnete Kylie.
Della und Miranda sahen sich an. »Bist du wohl«, sagten beide wie aus einem Mund.
»Gar nicht! Ich bin doch kein besserer Mensch als ihr beide. Ich meine, schaut euch doch an, was ich
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