Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
hatte. Verdammt! Er schien kein bisschen außer Puste zu sein.
In seinen Augen lag Neugierde. »Es war nur ein Adler.«
»Echt?« Sie schaute in den Himmel, der nur noch am Horizont erhellt war. Sie betete, dass der Vogel sie nicht verfolgt hatte. Zum Glück schauten nur die ersten wenigen Sterne der Nacht auf sie hinab. Kein Adler. Zumindest konnte sie keinen entdecken.
»Ist er uns gefolgt?«, fragte sie, als ihr einfiel, dass er besser sehen konnte als sie.
»Nein.« Er musterte sie. »Es ist etwas passiert, oder?«
»Ja. Vielleicht. Aber nur seltsames Zeug.« Ihr fiel auf, dass sie immer noch seine Hand hielt. Sie fühlte sich warm und tröstlich an in der lauen Sommernacht, wie eine Tasse heiße Schokolade. Obwohl seine Berührung nicht die magische Fähigkeit zur Beruhigung hatte wie die der Feen, nahm er ihr doch etwas von ihrer Angst.
»Komm.« Er rannte wieder los. Schnell. Und immer schneller.
Jedes Mal, wenn sie es schaffte, sich an seine Geschwindigkeit anzupassen, beschleunigte er seine Schritte erneut. Doch er passte auch auf, dass sie noch mitkam und sich nicht zu sehr verausgabte. Sie hatte das Gefühl, er testete sie, als ob er testen wollte, wie schnell sie rennen konnte.
»Wo laufen wir denn hin?«, fragte sie zwischen zwei hastigen Atemzügen.
»Zum Fluss.« Seine Stimme klang kein bisschen außer Puste.
Er steigerte wieder die Geschwindigkeit. Kylie wollte ihn plötzlich nur noch beeindrucken, vergaß den Adler und rannte mit allem, was sie hatte. Dann blieb er abrupt stehen. Kylie konnte nicht so schnell anhalten und schoss an ihm vorbei. Sie spürte den Ruck an ihrem Arm, weil Lucas immer noch ihre Hand hielt, und sie wurde zurückgerissen. Auf einmal lag sein Arm um ihre Taille.
Völlig erschöpft und aus der Balance gebracht, prallte sie gegen ihn, und sie fielen beide zu Boden. Zumindest Kylie landete weich, weil sie auf Lucas fiel.
»Alles klar bei dir?« Ihr Herz raste immer noch vom Rennen, und sie rang nach Atem. Plötzlich bemerkte sie, wie eng ihre Körper aneinanderlagen.
Er lachte. »Ob ich okay bin? Du bist diejenige, die kaum Luft bekommt.« Er legte die Arme um sie. Seine Hände ruhten auf ihrem Rücken.
»Ich. Kann. Wohl … Atmen.« Sie musste lachen. Eine warme Zufriedenheit erfüllte sie, und sie mochte es, mit ihm zusammen zu sein, so nah bei ihm zu sein. Vielleicht mochte sie es etwas zu sehr.
Sie konnte jeden Zentimeter seines Körpers unter ihrem spüren, und das machte sie noch atemloser. Sie rollte sich von ihm herunter. Die Erde und das Gras unter ihrem Rücken fühlten sich kühl an, besonders im Gegensatz zu seinem warmen Körper. Grillenzirpen und vereinzeltes Vogelgezwitscher durchbrachen die Stille. Sie sah in den dunkelblauen Himmel und fixierte einen flackernden Stern.
»Ich bin beeindruckt. Ich hatte keine Ahnung, dass du so schnell rennen kannst.« Er drehte sich auf die Seite, stützte sich auf den Ellenbogen und strich ihr die Haare aus dem Gesicht.
»Ja.« Mehr als das eine Wort brachte sie nicht heraus. Sie blinzelte und sah ihn an. Sogar bei Nacht konnte sie seine Gesichtszüge erkennen. Er war so maskulin. Das war er schon immer gewesen, auch schon mit sieben Jahren. Aber jetzt, mit leichtem Bartschatten, sah er einfach umwerfend aus.
Die Versuchung, seine Wange zu berühren und mit den Fingerspitzen über die Stoppeln zu fahren, war auf einmal übermächtig.
Sie atmete tief ein, ihre Lunge schrie immer noch nach Sauerstoff. Plötzlich hörte sie das Geräusch von plätscherndem Wasser. »Sind wir …?« Sie hob den Kopf und erkannte, dass sie am Fluss waren, an der Stelle, zu der sie mit ihrer Mutter hingegangen war, um mit ihr über Daniel zu reden.
Der Gedanke, dass sie ihren Dad vielleicht nie wieder sehen würde, machte sie traurig. Sie verdrängte den Gedanken und versuchte, den schönen Moment nicht kaputtzumachen.
»Wir waren ganz schön schnell.« Ihr wurde klar, wie weit sie gerannt waren.
»Wie lange weißt du schon, dass du so rennen kannst?«, fragte er.
»Erst seit ich hier im Camp bin. Aber ich werde auch schneller.«
Er nahm eine ihrer vollen Haarsträhnen in die Hand und ließ sie über seine Handfläche gleiten. Sein Gesicht war nur gut zehn Zentimeter von ihrem entfernt. Er zog die Augenbrauen hoch, um ihr Muster zu checken.
»Es ist immer noch ein Rätsel«, erklärte sie.
Er sah sie an. »Du hast echt keine Ahnung, was du bist?«
Sie seufzte leise. »Ich wünschte, es wäre anders.«
Er zupfte einen
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