Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
beschäftigte ihn offensichtlich mehr als die Tatsache, dass Kylie einen toten Vogel wieder zum Leben erweckt hatte.
»Nein, aber ich glaube, sie ist übernatürlich.«
»Hast du ihr Gehirnmuster gecheckt?«
»Das ist ja das Problem. Sie hat keins.«
»Jeder hat ein Muster«, widersprach Lucas.
»Sie nicht. Und bevor sie verschwunden ist, hat sie mir noch gesagt, dass andere da draußen sind.«
»Was denn für andere? Andere Geister?« Lucas sah sich unruhig um.
»Ich glaub nicht, dass sie Geister gemeint hat. Sie klang so, als wären die anderen böse.«
»Und Geister sind nicht böse?«, fragte er ungläubig.
»Nicht wirklich. Zumindest keiner von denen, die mir begegnet sind.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mir absolut nicht vorstellen, mit Geistern etwas zu tun zu haben.«
Sie überlegte kurz. »Am Anfang war es ziemlich schwer. Jetzt ist es zwar immer noch etwas gruselig manchmal, aber nicht mehr so schlimm.« Sie sah ihn an. »Dafür kann ich mir nicht vorstellen, mich in einen Wolf zu verwandeln.«
Er lächelte. »Ach, das ist doch Kindergarten. Ich hoffe, dass du das auch bald herausfindest.«
Er wünschte sich tatsächlich, dass sie ein Werwolf war. Nichts für ungut, aber sie war sich wirklich nicht sicher, ob sie diesen Wunsch teilte.
»Ich hab gehört, du hast letzten Monat Stimmungsschwankungen gehabt.« Er senkte den Blick etwas. »Außerdem hattest du ein paar hormonelle Veränderungen, wie sie für weibliche Werwölfe typisch sind.«
Ja, sie war ein paar Zentimeter gewachsen, hatte eine Körbchengröße und eine Schuhgröße zugelegt – alles nicht so außergewöhnlich, bis darauf, dass es über Nacht passiert war. Und sie wurde nicht gerade gern daran erinnert. Ihr Gesicht glühte.
Sie versuchte ihr Schamgefühl zu ignorieren. »Stimmt, aber es gibt genauso viele Hinweise darauf, dass ich kein Werwolf bin. Holiday meint, Werwölfe sind so gut wie nie Geisterseher. Sie fangen schon früh in der Kindheit an, sich zu verwandeln, und sie haben nicht die Fähigkeit zu Traumwandeln.«
Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, und verdammt, Kylie wusste genau, woran er dachte. An den Traum. In dem sie zusammen schwimmen waren, so gut wie nackt und …
»Na dann werden wir wohl den nächsten Vollmond in zwei Wochen abwarten müssen.«
Er fuhr ihr wieder mit dem Grashalm über die Lippen und dann am Kinn entlang.
Ihr stockte beinahe der Atem, als er mit dem Halm über ihr Dekolleté fuhr, bis an den Rand des Ausschnitts ihres Trägertops. Es war nur ein Grashalm, aber es hätte genauso gut sein Finger sein können, und süße Erregung rieselte durch ihren Körper.
Er beugte sich zu ihr hinab, und seine Lippen waren ihren gefährlich nah. »Ich hab eine Bitte.«
»Was … denn?« Sie war kaum in der Lage zu denken, geschweige denn zu reden.
Er hob den Grashalm und ließ ihn auf ihrer Stirn kreisen. »Wenn du die Augen zumachst und du Bilder vor dir siehst …«
Seine Worte erinnerten sie an das, was sie zu Della über die Bilder in ihrem Kopf gesagt hatte. Ihr Gesicht wurde noch heißer.
»Ich will, dass dieser Film, den du vor deinem inneren Auge siehst, von uns handelt. Nur von uns.«
Sie fühlte die Wärme seines Mundes. Dann sprang er plötzlich auf. Er landete in der Hocke und richtete sich langsam auf. Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle, während er den Blick starr auf den Waldrand gerichtet hielt.
Sie rappelte sich auf. »Was ist denn los?«
Seine Augen glühten in einem leuchtenden Orange. »Es kommt jemand.«
10. Kapitel
Kylies Herz schlug schneller. »Sollen wir wegrennen?«
»Nein.« Lucas’ Körperhaltung entspannte sich. »Es ist nur …«
»Ich bin’s«, kündigte eine tiefe Männerstimme an.
Kylie erkannte die Stimme, noch bevor sie Burnett auf sie zukommen sah. Sogar im Dunkeln konnte sie seinen unzufriedenen Gesichtsausdruck erkennen. Seine Augen glühten nicht, also war er nicht wütend, aber alles an seinem Ausdruck deutete darauf hin, dass er alles andere als glücklich war. Und er sah sie dabei direkt an.
Wieso war er nur so aufgebracht?
Er kam näher, seine Figur schien ihr übergroß. »Holiday ist …«
Es brauchte nicht mehr als diese Worte, und Kylie wusste, was los war. »Mist! Holiday wollte bei mir vorbeikommen. Das tut mir so leid.«
»Ja. Und sie war wirklich besorgt, als sie Della nicht finden konnte, die dich beschatten sollte.« Er wandte sich an Lucas, und seine Miene wurde noch grimmiger.
»Wo ist Della denn?«,
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