Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
nichts. Aber wir können nicht riskieren, dass normale Menschen die Bücher in die Hände bekommen.«
Sie zeigte mit dem Zeigefinger auf ihre Stirn. »Sehe ich vielleicht normal aus?«
»Wir müssen trotzdem sehr vorsichtig sein.«
»Also heißt das, ich kann keine Bücher ausleihen?«
Er blickte finster drein. »Ich werde mal schauen, ob ich dir ein paar Bücher über das Heilen besorgen kann«, sagte er, als wollte er sie damit abspeisen.
»Was gibt es denn sonst noch für Bücher dort?«
»Das ist keine normale Bücherei, Kylie«, sagte er mit Nachdruck. Dann lehnte er sich zurück und schwieg. Die unangenehme Stille zwischen ihnen brachte Kylie auf ihre nächste Frage. »Gibt es etwas Neues von den Leuten, die sich als meine Großeltern ausgegeben haben?«
Das Thema schien ihm mehr zu liegen. »Ich habe gerade einen Anruf erhalten. Die Fingerabdrücke, die wir gefunden haben, gehören dem Besitzer des Wagens. Ich fürchte, das wird uns nicht weiterhelfen. Es tut mir leid. Aber ich kann dir die hier wenigstens schon mal zurückgeben.« Er reichte ihr den braunen Umschlag mit den Fotos ihres Vaters. »Du siehst deinem Vater wirklich ähnlich.«
Seine aufrichtige Anteilnahme hätte tröstlich sein können. Doch im Moment verstärkte sich nur Kylies Verdacht, dass er, was die Sache mit der Bibliothek anging, nicht ganz ehrlich zu ihr war. Was hatte die FRU nur zu verbergen?
Kylie nahm den Umschlag. »Danke.« Sie traute Burnett noch immer, aber sie nahm sich vor, ihm gegenüber vorsichtiger zu sein.
Kylie wollte gerade aufstehen, als Burnett zur Tür blickte und »Herein« sagte.
Lucas betrat den Raum. Er sah Burnett entschlossen in die Augen. »Ich bitte um Erlaubnis, Kylie zu ihrer Hütte zurückzubringen.«
»Das ist ihre Sache«, entgegnete Burnett.
»Ohne ihren Schatten«, fügte Lucas hinzu.
Kylie konnte sehen, dass es Lucas einiges an Überwindung kostete, um Erlaubnis zu bitten. Della hatte ihr mal gesagt, dass Werwölfe es hassten, unterwürfig zu sein. Und jemanden um Erlaubnis bitten zu müssen war eine unterwürfige Geste.
Jedenfalls ließ Burnetts Gesichtsausdruck darauf schließen, dass er Lucas’ Anfrage respektierte. Hoffentlich brachte ihr das ein paar Minuten mit ihm. Burnett sah Kylie fragend an, und sie nickte.
»Nur zurück zur Hütte. Und bleibt auf dem Pfad.« Burnett sah zum Fenster. »Della übernimmt wieder, wenn ihr bei der Hütte ankommt. Verstanden, Della?«
»Ja«, rief Della von draußen, und Kylie verdrehte die Augen. Sie fragte sich, ob Della eigentlich immer mithörte.
Della und Miranda waren verschwunden, als Kylie und Lucas aus der Bürohütte kamen. Der Nachmittag war warm, aber nicht unerträglich heiß. Ein paar Jugendliche standen vorm Speisesaal und unterhielten sich. Kylie bemerkte Will, einen der Werwölfe, der sie beobachtete. Sie bemerkte auch, dass Lucas ihm einen bösen Blick zuwarf.
»Komm, Kylie.« Lucas setzte sich in Bewegung.
Erst nach der ersten Kurve, als sie außer Sichtweite waren, nahm er ihre Hand. In dem Moment hatte Kylie das dumpfe Gefühl, dass Fredericka nicht nur dummes Zeug erzählte, was die Stimmung im Rudel anging.
Sie setzte zu einer Frage an, aber Lucas kam ihr zuvor. »Alles klar bei dir?« Er blieb stehen und schaute sie an. Seine blauen Augen musterten sie eingehend. »Heute Morgen hattest du für einen kurzen Moment Angst vor mir, und dann bist du einfach mit Perry abgerauscht, als wärst du sauer auf mich.«
Sie zögerte, ihm die Wahrheit zu sagen, aber da sie auch von ihm verlangte, mit ihr ehrlich zu sein, musste sie wohl dasselbe tun. »Ich hatte nicht vor dir Angst. Letzte Nacht bin ich traumgewandelt. Ich war mir nicht sicher, wie es passiert ist, aber du warst da.«
»Nein, war ich nicht.«
»Ich weiß inzwischen, dass du es nicht warst. Es war Red, Marios Enkelsohn. Er hatte am Anfang deine Gestalt angenommen.«
Lucas überlegte. »Er ist doch ein Vampir. Die können nicht traumwandeln.«
» Er konnte es jedenfalls. Ich weiß nicht, wie, aber er konnte es.«
»Vielleicht war es ja ein normaler Traum.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kenne den Unterschied.«
»Hast du Burnett davon erzählt?«
»Nein. Ich … komme schon allein damit klar. Ich weiß, wie ich das Traumwandeln ausschalten kann. Wenn es wieder passiert, sage ich es ihm. Oder ich erzähle es Holiday.«
Er zog wütend die Augenbrauen zusammen. »Was hat der Freak denn in deinen Träumen zu suchen? Er hat doch nicht …«
Sie wusste, worauf
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