Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
dass sie ewig so dastehen konnte und seinen Atem in ihren Haaren fühlen wollte. Sie schloss die Augen, genoss die Nähe und das Gefühl, gehalten zu werden und geborgen zu sein.
Das Ohr an seiner Brust, hörte sie ein leises Summen, fast schon ein Vibrieren. Das Geräusch hallte in ihrem Kopf wider und schien in ihr zu pulsieren. Sie fühlte, wie er sie noch näher an sich heranzog, und seine Nähe wärmte sie von innen. Das Gefühl zu fliegen wurde noch stärker. Sie wollte ihm noch näher sein.
Seine Finger gruben sich in ihre Taille und bewegten sich in kleinen Kreisen über ihr Kleid. Die Berührung kitzelte sie und verursachte ein aufregendes Kribbeln in ihrem Körper. Dann fuhr er mit den Händen nach oben, fast bis zu ihren Brüsten. Eine warnende Stimme meldete sich in ihrem Kopf, aber sie ignorierte sie. Das fühlte sich zu gut an, um …
Er atmete tief ein, und sie dachte, sie hätte ihn leise fluchen gehört. Dann riss er seine Hände weg und wich einen Schritt zurück.
Ohne seinen Halt war ihr fast ein wenig schwindelig. Sie sah ihn verwirrt an. »Was …?«
»Wir sollten … wir sollten reingehen.«
Als sie ihm in die Augen schaute, sah sie, dass sie hellblau leuchteten. »Was ist denn los?«, fragte sie.
»Nichts. Es ist nur … sicherer drinnen.«
»Wie meinst du das, ›sicherer‹?« Sie sah sich um, weil sie annahm, er hätte etwas gesehen. War der Adler zurückgekommen oder der Hirsch? Es könnte auch der Eichelhäher sein, der …
»Sicherer vor mir«, erklärte er und schob seine Hände in die Hosentaschen. »Ich bin heute Abend nicht sonderlich willensstark, Kylie. Es sind nur noch anderthalb Wochen bis zum Vollmond, da sind meine Instinkte manchmal stärker als meine Vernunft. Und im Moment sagen mir meine Instinkte, dass ich dich in den Wald bringen und mir mit dir ein weiches Fleckchen im Gras suchen sollte.«
Sie trat auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Brust. »Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du mich nie zu etwas zwingen würdest, das ich nicht tun möchte.«
Er nahm ihre Hand. »Ich würde dich nie zu etwas zwingen, Kylie. Niemals. Aber das heißt nicht, dass ich nicht versuchen würde, dich zu überreden. Und …« Er legte die andere Hand an ihren Hinterkopf, als wollte er ihr klarmachen, wie ernst es ihm war. »Werwölfe sind Meister im Überreden. Ich will nicht, dass es bei uns so läuft.«
Sie blinzelte und versuchte zu verstehen, was er ihr sagen wollte. Sie fühlte sich wacklig auf den Beinen und vermisste seine Wärme an ihrem Körper. Sie rückte wieder näher an ihn heran, aber er wich nur weiter zurück.
Er zog ihre Hand an seine Lippen und küsste sie schnell auf den Handrücken. Dann führte er sie zum Speisesaal zurück.
Sie folgte ihm ein paar Schritte. Dann kam ihr doch etwas seltsam vor, und sie blieb abrupt stehen. »Was meinst du mit ›Werwölfe sind Meister im Überreden‹?«
15. Kapitel
Lucas antwortete nicht. Stattdessen zog er sie am Arm, und sie folgte ihm zurück in den Speisesaal. Aber je länger sie darüber nachdachte, desto mehr wollte sie auch eine Antwort haben. Für ein paar Minuten hatte sie sich da draußen schon beinahe betrunken gefühlt, vor … Leidenschaft. Hatten Werwölfe etwa, ähnlich wie Feen, die Fähigkeit, die Gefühle anderer zu manipulieren, so dass ein Mädchen ihnen alles geben würde, was sie wollten?
Kylie starrte Lucas an, der immer noch ihre Hand hielt und mit ihr zurück zu dem Platz ging, wo sie vorher gesessen hatten. Kylie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
Sie war nicht sauer auf Lucas. Sie bereute auch ihren Tanz im Mondlicht nicht. Ganz im Gegenteil, sie hatte jede Sekunde davon genossen. Also, was war ihr Problem?
Eine leise Stimme tief in ihrem Innern beantwortete die Frage. Das Problem war, dass sie den Gedanken nicht mochte, dass jemand sie zu etwas überreden konnte, was sie sonst nicht tun würde.
Und eine andere leise Stimme flüsterte ihr zu, dass das doch zu Leidenschaft und Verführung dazugehörte. In den Zeitschriften und im Fernsehen ging es doch immer um Frauen, die verführt werden wollten. Musste es also etwas Schlechtes sein?
Okay, sie war verwirrt. Sie sah ihre Hand, die von Lucas’ Fingern umschlossen war und an der sie durch den Raum gezogen wurde. Sie folgte ihm zu ihren Stühlen. Als sie wieder an ihrem alten Platz saß, fragte sie sich, ob das alles irgendwann leichter werden würde.
»Willst du noch etwas trinken?«, fragte er mit erhobener Stimme,
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