Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
erst noch anziehen?«
»Da ist wohl jemand heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, was?« Miranda zog eine Grimasse, und Kylie ging augenrollend in ihr Zimmer.
Ein paar Minuten später verließen sie die Hütte. Miranda drehte sich noch einmal um und wedelte mit den Armen vor der Tür herum, Zaubersprüche vor sich hin murmelnd. Das letzte Mal, als Miranda das gemacht hatte, wollte sie die Hütte vor Eindringlingen schützen. Damals hatte sich herausgestellt, dass Mario und Red durchs Camp geschlichen waren, um Kylie zu beobachten.
»Was tust du denn?«, fragte Kylie. »Spürst du wieder, dass jemand hier ist?«
Mirandas Blick war ernst. »So ein bisschen.« Sie machte ein Zeichen mit Daumen und Zeigefinger.
»So ein bisschen?« Kylie war genervt. »Wie kannst du denn bitte spüren, dass jemand ein bisschen hier ist? Also, entweder ist da jemand oder nicht.«
»Jetzt reg dich doch nicht gleich auf«, beschwerte sich Miranda. »Ich hab nur so ein komisches Gefühl und dachte, es könnte nichts schaden, einen Schutzzauber zu benutzen.«
»Hast du Burnett schon davon erzählt?«
»Das hatte ich vor, aber ich hab irgendwie Schiss, mit ihm allein zu reden, nachdem ich …« Sie wurde rot. »Du weißt schon.«
Kylie sah für einen kurzen Moment Burnett als Känguru vor sich, wie er im Speisesaal umherhüpfte und dabei Clarks Feuerbällen und Perrys Drachenatem auswich. Tja, das war mit ein Grund, warum Kylie an Mirandas Fähigkeiten als Beschützerin zweifelte.
»Egal«, wischte Miranda das Thema vom Tisch. »Du hast doch gemeint, Holiday kommt heute wieder, oder? Dann kann ich es doch auch einfach ihr erzählen.«
Kylie verdrehte die Augen, und ihr lag auf der Zunge, dass, wenn Miranda recht hatte und wirklich Eindringlinge da waren, es Burnett so schnell wie möglich wissen sollte, aber sie verkniff es sich. Ein paar Stunden früher oder später würden schon nichts ausmachen. Außerdem stimmte es, Kylie war wirklich nicht so gut gelaunt, und es war nicht fair, das an Miranda auszulassen.
Als Grund für ihre schlechte Laune vermutete Kylie ihren akuten Schlafmangel. Sie und Holiday hatten noch fast eine ganze Stunde telefoniert. Dabei ging es um Holidays tote Tante und um Kylies Vision und was sie bedeuten konnte. Als Kylie sie nach den Heilkräften und der Sache mit dem »Stück Seele abgeben« fragte, schlug Holiday vor, dass sie lieber persönlich darüber reden sollten, wenn sie wieder im Camp war.
Kylie hätte Holiday fast von ihrem Ärger mit Burnett wegen des Bibliotheksausweises erzählt, entschied sich dann aber dagegen. Das konnte sie auch besser persönlich machen.
Miranda fuchtelte immer noch vor der Tür rum und riss Kylie aus ihren Gedanken.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich es Burnett sage?«, fragte Kylie.
Miranda verzog das Gesicht, gab dann aber nach: »Na gut. Aber es ist echt nur so ein Gefühl. Und es ist längst nicht so stark wie beim letzten Mal. Vielleicht ist es auch gar nichts.«
»Vielleicht ist es aber doch etwas«, erwiderte Kylie. Und da dieses Etwas dann höchstwahrscheinlich mit ihr zu tun hatte, machte es sie ein klein wenig nervös. Und bestimmt nicht zu Unrecht.
Kylie stand vor dem schweren verrosteten Tor des Friedhofs von Fallen. Burnett stand rechts und Della links von ihr – und keiner der beiden Vampire sah sonderlich begeistert aus.
Was Kylie ihnen nicht verübeln konnte. Sie war selbst nicht gern hier. Aber nach der Vision von Jane Does Erlebnissen wollte Kylie den Geist möglichst schnell auf den Weg schicken.
»Bist du sicher, dass du das tun willst?«, fragte Della, und in ihrer Stimme schwang so etwas wie Furcht mit.
Kylie nickte, aber in Wahrheit war sie sich in nichts mehr sicher. Sie sah sich um. Wenn Hollywood demnächst wieder ein Setting für einen Horrorstreifen suchte, würden sie hier mit Sicherheit fündig werden. Wie um ihren Gedanken zu unterstreichen, kam ein böiger Wind auf, und das Tor öffnete sich laut knarrend. Es klang gruselig.
Dabei war das Wetter ganz und gar nicht gruselig. Über ihnen strahlte ein blauer Morgenhimmel, der einen Bilderbuch-Sommertag versprach. Die Sonne schien und ließ die letzten Tautropfen glitzern. Und trotzdem fühlte sich Kylie kein Stück sonnig oder fröhlich.
Ganz im Gegenteil, ihr war kalt – so kalt, dass sie Gänsehaut bekam. Della atmete aus, und ihr Atem stieg in weißen Wölkchen vor ihr auf.
»Früher habe ich öfter auf Friedhöfen rumgehangen«, erzählte Della. »Aber die haben sich
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