Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
nie so angefühlt wie der hier.« Sie schlang fröstelnd die Arme um den Oberkörper.
»Die Toten stören die Menschen nicht annähernd so häufig, wie sie es bei Übernatürlichen tun«, erklärte Burnett. Sogar seine Stimme klang zögerlich. Er sah Kylie an. »Wenn du auch nur den leisesten Zweifel an dieser Aktion hast, sag es einfach, und wir warten, bis Holiday hier ist.«
Kylie überlegte, doch dann dachte sie an den Schmerz, die Trauer und die Verwirrung des Geistes. Jane brauchte die Antworten genauso dringend wie Kylie.
»Nein, nein. Ist alles in Ordnung.«
»Du lügst«, stellte Della fest.
»Ich weiß.« Kylie sah die beiden Vampire ernst an. »Ihr müsst nicht mit reinkommen.«
»Müssen wir nicht?« Dellas Stimme klang hoffnungsvoll.
»Natürlich müssen wir«, polterte Burnett und machte einen Schritt aufs Tor zu. »Wenn du entschlossen bist, da reinzugehen, dann lasst es uns hinter uns bringen.«
19. Kapitel
Sobald sie das Friedhofsgelände betreten hatten, kam wieder eine Windböe auf und schlug das schmiedeeiserne Tor hinter ihnen zu.
Kylie erschrak, Della machte einen Satz und knurrte, wobei sie ihre langen Eckzähne entblößte. Burnett bewegte sich kein bisschen, aber seine Augen glühten plötzlich in einem hellen Gelb.
»Keine Angst«, sagte er leise. »Ich kann das Tor notfalls einreißen, wenn es sein muss.«
Della sah Kylie verständnislos an. »Ich versteh einfach nicht, wieso du denkst, das tun zu müssen.«
Kylies Blick wanderte von Della zu Burnett. »Könnt ihr mir vielleicht ein bisschen Raum geben? Ich brauch das, um mit ihnen zu kommunizieren.«
Sie hasste es, lügen zu müssen, aber sie hoffte, dass ihre Bitte um etwas Abstand den beiden eine Ausrede geben würde, sie nicht weiter auf den Friedhof zu begleiten. Kylie wusste, dass sie nicht hier sein wollten. Es war verrückt, aber Übernatürliche hassten einfach alles, was mit Geistern zu tun hatte. Zumindest würde die Kälte, die sie immer spürte, wenn ein Geist anwesend war, bei ihnen nicht so deutlich sein.
»Okay, dann geh vor, aber bleib immer in Sichtweite«, mahnte Burnett.
In Anbetracht der Tatsache, dass Kylie ihm auch noch von Mirandas »komischem Gefühl« erzählen musste, hatte sie nichts dagegen, dass er sie im Auge behielt.
Obwohl Mario und sein Enkelsohn im Moment nicht ihre größte Sorge waren, da Kylie zu sehr mit den Stimmen beschäftigt war, die sie überall flüstern hörte.
Kylie schaute den Kiesweg entlang, der die unzähligen Reihen von Gräbern durchzog. Dann ließ sie ihren Blick über die Grabsteine wandern in der Hoffnung, einer der Namen darauf würde ihr etwas sagen. Einige Gräber hatten nur schmale Tafeln aus Stein oder Marmor, auf denen die Namen und Daten geschrieben standen. Andere wiederum waren von kunstvollen Statuen gesäumt. Einige Grabsteine sahen noch ganz neu aus; andere waren von Moos und Schimmel gezeichnet. Eine Engelsstatue war an Beinen und Armen so mit Efeu überwuchert, als wollten die Toten sie zu sich ins Erdreich ziehen.
Sie konnte noch keine Geister entdecken, aber dafür hörte sie sie. Sie sprachen alle auf einmal. Es hörte sich an wie Geplauder. Als hätte man zwei oder drei Radios gleichzeitig laufen, und auf allen Sendern würde nur geredet. Ob die Geister miteinander oder mit ihr redeten, konnte Kylie nicht ausmachen.
Einige der Stimmen klangen weit entfernt, andere schienen so nah zu sein, als könnte Kylie sie berühren, wenn sie den Arm ausstreckte. Was sie natürlich nicht vorhatte. Die Geisterkälte griff bereits nach ihr – wie eisige Hände, die sich nach wärmenden Feuer sehnten.
Kylie verstand in diesem Moment, dass sie wahrscheinlich so etwas Ähnliches für die Geister war. Sie war wie ein Feuer, das sie anzog. Sie war lebendig. Vielleicht das einzige Leben, das sie spüren konnten.
Kylie hörte Schritte und schaute nach rechts. Ein alter Mann mit Gehstock mühte sich durch eine der Reihen zwischen den Gräbern. Für einen kurzen Moment wusste Kylie nicht, zu welcher Welt er gehörte.
Aber dann bemerkte sie, wie Della und Burnett mit den Augenbrauen zuckten. Kylie tat es ihnen gleich und war nicht überrascht, dass sein Gehirnmuster menschlich war. Plötzlich tauchte eine ältere Frau, ungefähr im gleichen Alter, hinter ihm auf. Ihre grauen Haare waren lang und strähnig und fielen ihr kraftlos um die Schultern. Sie trug einen dieser Hauskittel, die Kylies Oma auch manchmal angehabt hatte. Dieses Exemplar hatte ein blaues
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